22 Fragen an Christoph Frank „Wenn Toto tourt, bin ich immer dabei“
- Ihre erste prägende Erfahrung zum Thema Geld?
Bei familiären Spieleturnieren habe ich mit meinen vier Geschwistern unter anderem Monopoly gespielt. Auch wenn dabei viel Glück im Spiel ist, lernt man doch beiläufig einiges über Investitionen, Schulden und Vermögensbildung
- Wären Sie nicht Fondsmanager geworden, wären Sie heute …
Mein bisheriger Werdegang erscheint mir im Rückblick fast unvermeidlich. Irgendwann wäre ich zwangsläufig mit der Börse in Berührung gekommen – spätestens, wenn es um die Vermögensbildung gegangen wäre. Und ab dann hätte sie mich nicht mehr losgelassen
- Haben Sie ein berufliches Vorbild?
Nein. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Investor seinen eigenen Weg finden und die Anlagestrategie entwickeln muss, die am besten zu ihm passt. Da gibt es keine Schablonen. Am meisten habe ich über Warren Buffett gelesen. Seine Eigenständigkeit und sein langfristiges Denken faszinieren mich
- Welche andere Persönlichkeit imponiert Ihnen?
Ganz besonders faszinieren mich Menschen, die sich von einem schweren Schicksalsschlag oder einer langen Krankheit nicht unterkriegen lassen, danach in ein zweites, oft völlig anderes Leben starten und auch dort zurechtkommen
- Welches Buch sollte jeder Fondsmanager gelesen haben?
Da kann ich beim besten Willen kein einzelnes hervorheben. Mir persönlich gefallen Bücher am besten, durch die ich wirklich etwas dazugelernt habe. Typische Beispiele sind einige Werke über Warren Buffett, systematische Tests von Anlagestrategien oder Behavioral Finance, aber auch Unkonventionelles wie „Investmentbiker“ von Jim Rogers
- Wie motivieren Sie sich, wenn Sie mit Ihrem Fonds einmal hinter der Konkurrenz zurückbleiben?
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Auch nicht anders als sonst. Ich glaube grundsätzlich, dass die intrinsische Motivation durch nichts zu ersetzen ist, schon gar nicht durch monetäre Anreize. Phasen der Underperformance ändern nichts daran, dass mich die Börse fasziniert, intellektuell herausfordert und mir einfach Spaß macht. Wichtig ist, um der Verantwortung für die anvertrauten Fondsgelder gerecht zu werden, aus schwachen Phasen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Also den Investmentansatz zu verbessern, ohne ihn in seinem erfolgreichen Kern zu verschlimmbessern
- Und die Belohnung, wenn Sie alle anderen abgehängt haben?
Natürlich schmeicheln mir lobende Investorenkommentare und Auszeichnungen, das ist ja nur menschlich. Bevor ich abzuheben drohe, vergegenwärtige ich mir aber, dass Börsenerfolg jeden Tag hart erarbeitet werden muss und ein scheues Reh ist, wenn man die Zügel schleifen lässt. Also gerne genießen, aber bitte auf dem Teppich bleiben
- Ihr bislang schönstes Erlebnis als Fondsmanager?
Es fällt schwer, da etwas herauszuheben, weil es in all den Jahren eigentlich immer Spaß gemacht hat. Vielleicht, den Fonds mit überschaubarem Schaden für die Anleger durch die Finanzkrise 2008/09 gesteuert und 2015 und 2016 zweimal hintereinander den „Deutschen Fondspreis“ gewonnen zu haben
- Welchem verpassten Investment trauern Sie noch heute nach?
Meine Liste verpasster Investments ist wahrscheinlich länger als der deutsche Kurszettel. Aber das ist ja gerade das Schöne an der Börse: Auf jede verpasste Gelegenheit kommen tausend neue Chancen. Man kann jeden Tag auf Schatzsuche gehen
- Worüber haben Sie sich in jüngster Zeit so richtig geärgert?
Über die Politik in Deutschland. Manche Berufspolitiker scheinen in einer Blase zu leben und völlig zu verkennen, worauf der Erfolg unserer deutschen Wirtschaft gründet. Aus kurzfristiger Wählerstimmen-Maximierung werden dann durch Populismus getriebene Projekte aus dem Boden gestampft, die uns allen langfristig schaden. Grundlegende Reformen werden dagegen gar nicht erst angegangen. Auch das ständige, oft unberechtigte Finanzmarkt-Bashing nervt mich
- Und wem würden Sie gern einmal gehörig die Meinung sagen?
Das wäre nicht mein Stil. Ich diskutiere gerne, aber bitte sachlich. An Shitstorms oder Pöbeleien beteilige ich mich nicht. Wer etwas erreichen und nicht nur Dampf ablassen will, sollte sein Gegenüber immer mit Respekt behandeln. Die Faust kann er ja in der Tasche ballen