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265 Prozent der Wirtschaftsleistung Chinas Schulden – tatsächlich ein Problem?

Senior-Analyst Aravindan Jegannathan von JK Capital Management: „Schuldenabbau bleibt langfristiges Ziel“
Senior-Analyst Aravindan Jegannathan von JK Capital Management: „Schuldenabbau bleibt langfristiges Ziel“

Chinas Schulden im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukts (BIP) stiegen von 162 Prozent im Jahr 2008 auf 265 Prozent per Ende Dezember 2017. Das Tempo des Anstiegs der Schuldenquote verlangsamte sich im Jahr 2017 auf 743 Basispunkte gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich dazu betrug die durchschnittliche Schuldenquote der vergangenen drei Jahre 1.345 Basispunkte. Die Regierung in China strebt die Verbesserung der Schuldenquote an, indem sie die Schulden langsamer wachsen lässt als das BIP (d.h. etwa 6,5 Prozent, wie offiziell erwartet).

Gegenwärtig sind die Sorgen über Chinas Deleveraging zurückgegangen, da sich die finanzielle Solidität der staatlichen Unternehmen („SOE“) verbessert hat, die einen wesentlichen Teil der Schuldenlast von China ausmachen. In diesen Unternehmen kam es im Jahr 2017 aufgrund der anhaltenden angebotsseitigen Reformen zu einer starken Erholung der Erzeugerpreise, die zu einer Verbesserung des Returns on Assets im Jahr 2017 führten. Im vergangenen Jahr hat eine höhere Anzahl dieser Unternehmen eine Bonitätsverbesserung statt -verschlechterung erlebt, was auf eine verbesserte Finanzlage der staatlichen Unternehmen in China hindeutet. Infolgedessen hat sich die Dringlichkeit für staatliche Unternehmen verringert, das Leverage zu senken.

Vor ein paar Jahren waren die Mitglieder des Kapitalmarktes beunruhigt aufgrund der alarmierend hohen Verschuldung Chinas, verbunden mit niedrigen Renditen der staatlichen Unternehmen. Ein großer Teil der Anleger war auch skeptisch, dass die Schuldenquote zu niedrig angesetzt sei und dass sich eine höhere Schuldenquote und eine hohe Non-Performing-Loans-Ratio über das gesamte Bankensystem wie eine Infektion ausbreiten würden. Wir haben jedoch in den letzten Quartalen eine Verbesserung der Qualität der Anlagen von Quartal zu Quartal feststellen können, sowohl in Bezug auf das Verhältnis als auch das absolute Niveau der schlechten Kreditwürdigkeit. Im Moment scheint China aus den Sorgen einer Schuldeninfektion herausgekommen zu sein.

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Man kann auch argumentieren, dass Chinas Schuldenproblem nicht das Ergebnis eines Missmanagements von Geschäften ist, sondern eher mit dem geplanten Kapitaleinsatz der Regierung zusammenhängt, um das BIP-Wachstum auf dem gewünschten Niveau zu halten. Wir glauben, dass sich die Kapitalintensität Chinas verlangsamt und die Führung sich der Verschuldungsproblematik bewusst ist, nachdem sie eine starke Kontrolle über sie ausgeübt hat. Die Mitglieder des Kapitalmarktes sind sich dieser Tatsache auch bewusst, wie aus dem Credit-Rating Chinas hervorgeht, das bei Moody's bei A1 liegt und damit deutlich höher ist als in anderen Ländern der Region mit niedrigeren Schuldenquoten. Angesichts des niedrigen Zinsumfelds in China und der geringen Auslandsverschuldung (weniger als 5 Prozent der Gesamtverschuldung) bei einer hohen Sparquote sollte das Verhältnis von Schulden zu BIP nicht isoliert betrachtet werden.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass der Schuldenabbau ein langfristiges Ziel bleibt. Chinas Schuldenquote sollte in Verbindung mit dem niedrigen Zinsniveau des Landes, der niedrigen Auslandsverschuldung im Verhältnis zum BIP, der hohen inländischen Sparquote und den hohen Forex-Reserven gesehen werden. Es wäre im besten Interesse der Wirtschaft, die Schulden abzubauen. Dies wird schrittweise erfolgen, wobei ein langsameres Ansteigen der Schuldenquote in den kommenden Jahren erwartet wird – wie bereits 2017 zu beobachten war. Im Rahmen des Deleveraging konzentriert sich Chinas Zentralbank PBoC darauf, das „Shadow Banking“ zu unterbinden, um erstens verstehen zu können, wo der Kredit liegt, und gleichzeitig das Problem der Überschuldung in der Wirtschaft anzugehen. Deleveraging sollte im aktuellen Wachstumskontext gesehen werden. Sobald die Regierung in China eine Verlangsamung des Wachstums feststellt, glauben wir, dass sich das Deleveraging verlangsamen wird, bis die Wachstumssorgen nachlassen. Wirtschaftliches Wachstum ist entscheidend für die Aufrechterhaltung des Deleveraging, da wir davon ausgehen, dass eine deutliche Verlangsamung des BIP-Wachstums die Schuldenprobleme des Landes verstärken würde.

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