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5 Experten geben Auskunft Das bringt der Goldmarkt 2016

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„Goldpreis sollte 2016 tief bleiben“


Carsten Menke, Rohstoffanalyst bei Julius Baer: Aus unserer Sicht bleibt der Fokus des Marktes sowohl über die letzten Wochen dieses Jahres als auch im nächsten Jahr auf der US-Geldpolitik.
 
„Die Frage, wann die US-Notenbank die Zinsen erhöhen wird, ob schon im Dezember oder doch erst nächstes Jahr, sollte die Stimmung auf dem Goldmarkt weiterhin bestimmen, das heißt die Positionierung im Terminmarkt beeinflussen. Aktuell sind die Marktteilnehmer dort eher negativ eingestellt, was sich in vergleichsweise hohen Short-Positionen äußert. Sollte die US-Notenbank entgegen der momentanen Markterwartung schon im Dezember die Zinsen erhöhen, dürfte es zur Eindeckung dieser Short-Positionen kommen, was dem Goldpreis kurzfristig Auftrieb geben könnte. Eine Kaufgelegenheit sehen wir aktuell und mit Sicht auf das Jahresende dennoch nicht.
 
Derartige Veränderungen in der Positionierung am Terminmarkt wirken in aller Regel nur kurzfristig und haben selten einen mittel- bis längerfristigen Einfluss auf den Goldpreis. Hier zählt vielmehr die physische Nachfrage der Anleger nach Barren und Münzen. Angesichts der Erwartung eines soliden, aber nicht übermäßig dynamischen Wachstums, höherer Zinsen und einer anhaltend tiefen Inflation rechnen wir mit einer weiterhin rückläufigen Anlegernachfrage. Wir gehen nicht davon aus, dass Käufe aus China oder Indien die rückläufiger Anlegernachfrage kompensieren können. Damit sollte der Goldpreis auf Sicht des nächsten Jahres tief bleiben.

Terroranschläge beeinflussen den Goldpreis langfristig nicht

Trotz der tragischen Terroranschläge gehen wir nicht davon aus, dass zunehmende geopolitische Risiken einen nachhaltig positiven Einfluss auf den Goldpreis haben werden. Unsere Analyse zeigt, dass die Unterstützung der Preise durch geopolitische Ereignisse üblicherweise nur eine kurzfristige Abweichung vom längerfristigen Trend zur Folge hat, der sich in der mittleren und längeren Frist fortsetzt. Dieses Bild zeigte sich unter anderem beim ersten Golfkrieg und den Anschlägen auf das World Trade Center.
 
Unsere Preisziele auf Sicht von drei und zwölf Monaten liegen bei USD 1,150 und USD 1,100 je Unze.
 
Folgende „Wildcards“ sehen wir für das kommende Jahr:
  1. Eine spürbare Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in den USA könnte die US-Notenbank zu einer Kehrtwende veranlassen, das heißt die Geldpolitik lockern anstelle sie zu straffen. Dies sollte die Anlegernachfrage beleben und Gold nachhaltig Auftrieb geben. Ein besser als erwartetes Wachstum hätte den umgekehrten Effekt und würde wohl zu einem noch stärkeren Nachlassen der Anlegernachfrage führen.
  2. Die Verschärfung des Abschwungs in den Schwellenländern legt strukturelle Probleme offen und könnte sich zu einer Solvenzkrise auswachsen. Auch dies sollte die Anlegernachfrage beleben und Gold stützen. Jedoch würde in diesem Falle wohl weniger Gold in den Schwellenländern selbst nachgefragt, was den positiven Effekt auf den Preis dämpfen könnte.“
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