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  • Deutsches Sondervermögen: Was 8 Vermögensverwalter erwarten

in AktienLesedauer: 10 Minuten
Deutschland diskutiert über ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Infrastruktur und Verteidigung
Deutschland diskutiert über ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Infrastruktur und Verteidigung | Foto: Collage: DAS INVESTMENT

Der jahrelange deutsche Sparkurs könnte bald vorbei sein. Derzeit wird in Berlin über ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Infrastruktur und Verteidigung diskutiert – ein Vorschlag vom CDU-Chef und designierten Bundeskanzler Friedrich Merz. Zusätzlich sollen Verteidigungsausgaben, die über einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegen, künftig nicht mehr unter die geltenden Schuldenregeln fallen. Das Milliardenpaket könnte tiefgreifende Folgen für Konjunktur und Kapitalmärkte haben.

Bereits die Ankündigung der neuen Schuldenpolitik hat für Bewegung an den Finanzmärkten gesorgt. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen stiegen seit Bekanntgabe der Pläne um 0,4 Prozentpunkte auf zwischenzeitlich 2,9 Prozent – der stärkste Anstieg innerhalb eines Handelstages seit 1990. Sandro Müller, Investmentspezialist für festverzinsliche Wertpapiere bei UBS Asset Management, kommentiert: „Dies unterstreicht die wachsende Unsicherheit der Märkte hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen auf die deutsche und europäische Finanzstabilität.“ Zwar dürfte Deutschland seinen Status als erstklassiger Schuldner beibehalten, doch steigende Finanzierungskosten könnten die Tragfähigkeit der Schulden herausfordern.

Gleichzeitig reagierten die Aktienmärkte positiv. Besonders Unternehmen aus dem Infrastruktur- und Verteidigungssektor profitierten von der Aussicht auf milliardenschwere Investitionen. „An den europäischen Aktienmärkten herrscht – auch dank relativ zu den USA günstigerer Bewertungen – Aufholbedarf“, erklärt Beat Thoma, Investmentchef bei Fisch Asset Management.

Langfristige Auswirkungen auf Wachstum und Inflation

Die Fiskalpolitik könnte die Wachstumsdynamik der deutschen Wirtschaft deutlich verändern. „Sollte das Paket in Kraft treten, rechnen wir mit erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen für Deutschland“, sagt Mahmoud El-Shaer, Anleihe-Portfoliomanager bei Wellington Management. „Die deutsche Wachstumsrate könnte sich um 1 Prozent erhöhen, wobei das Trendwachstum langfristig von 0,0 bis 0,5 Prozent auf 0,5 bis 1,0 Prozent ansteigen dürfte.“ Besonders stark wäre der Effekt, wenn es zusätzliche Unternehmensinvestitionen und höhere Konsumausgaben auslöst.

Allerdings sind nicht alle Experten so optimistisch. Nick Clay, Portfoliomanager bei Redwheel, warnt: „Wir glauben, dass durch diesen Schritt die Wahrscheinlichkeit einer Inflation als einziger Ausweg für die Regierungen weltweit steigt, um die nominale Wirtschaftsleistung im Verhältnis zum Schuldenwachstum zu erhöhen. Die Aktienmärkte sind unserer Ansicht nach nicht auf eine Rückkehr der Inflation und die damit verbundene Volatilität vorbereitet.“

Folgen für Europa: Druck auf Peripheriestaaten könnte steigen

Neben Deutschland könnten auch andere europäische Staaten vom Paradigmenwechsel in der Bundesrepublik betroffen sein. „Vor allem hoch verschuldete Staaten wie Frankreich oder Italien, deren Schuldenquote deutlich über 100 Prozent liegt, könnten dadurch mittelfristig unter erhöhten Druck geraten“, gibt Müller von UBS Asset Management zu bedenken.

Auch Nabil Milali, Multi-Asset-Portfoliomanager bei Edmond de Rothschild Asset Management, sieht Risiken: „Während sich Deutschland ein solches Konjunkturprogramm leisten kann, ohne dass seine Verschuldung untragbar wird – die Schuldenquote dürfte bis 2028 nur 68 Prozent erreichen –, sind die Zweifel in Bezug auf Frankreich und die Peripherieländer akuter.“ Sollte die EZB darauf mit einer restriktiveren Geldpolitik reagieren, dürfte sich der Druck auf die europäischen Kapitalmärkte weiter verstärken.

Anton Heese, Portfoliomanager und Research-Analyst im europäischen Multi-Sektor-Team von Morgan Stanley Investment Management, ergänzt: „Das würde dazu führen, dass die EZB die Geldpolitik wahrscheinlich restriktiver gestalten wird, als sie es sonst getan hätte. Da die Marktteilnehmer davon ausgehen, dass die Realzinsen mittelfristig unter 1 Prozent bleiben werden, besteht unseres Erachtens Potenzial für einen weiteren Anstieg der Renditen von langfristigen Anleihen.“

Auf den folgenden Seiten erfahren Sie mehr über die Meinungen und Prognosen der befragten Experten von Berenberg, Edmond de Rothschild Asset Management, FERI, Fisch Asset Management, Morgan Stanley Asset Management, Redwheel, UBS Asset Management und Wellington Management.  

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