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Aktualisiert am 27.01.2020 - 17:41 UhrLesedauer: 5 Minuten

„6 bis 8 Prozent Rendite pro Jahr hören sich auf einmal wieder sexy an“

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DAS INVESTMENT.com: Welche Strategien verfolgen die Emittenten, um speziell den Vertrieb über Berater zu steigern – was muss sich ändern? Dillinger: Die Quintessenz lautet wohl: Die Produkte müssen einfach und nachvollziehbar sein. Außerdem denke ich, dass sich Berater mit ihren Kunden in Zukunft intensiver mit Worst- und Best-Case-Szenarien von ausgewählten Zertifikaten beschäftigen werden. Dabei geht es um die Frage: Wie viel Geld kann der Kunden mit den Produkt im schlimmsten Fall verlieren, und welchen Wert wird die Rendite auch im besten Fall nicht überschreiten. Bei dieser Analyse werden wir den Vertrieb gerne unterstützen.  DAS INVESTMENT.com: Welche Rolle spielt der Bereich Honorarberatung beim künftigen Wachstum des Zertifikatemarkts? Dillinger: Die Honorarberatung steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen und wird sich in der Fläche wahrscheinlich auch nur schwer umsetzten lassen. Demnach spielt sie für das Wachstum des Zertifikatemarkts im Moment noch eine untergeordnete Rolle. Zertifikate und Honorarberatung schließen sich aber keinesfalls aus – auch wenn in diesem Segment zurzeit hauptsächlich mit passiven Indexfonds gearbeitet wird. DAS INVESTMENT.com: In den letzten Monaten wurde immer wieder auch die hohe Gebührenbelastung von Zertifikaten angeprangert. Komplexe Garantie-Strukturen mit Vertriebsprovisionen von 3 Prozent pro Jahr waren im Umlauf. Werden Anleger in Zukunft genauer hinsehen, und gibt es einen Trend hin zu geringeren Vertriebsgebühren?    Dillinger: Zertifikate mit unverschämten Margen sind eher die Ausnahme als die Regel. Unrühmliche Produktkosten finden Sie übrigens auch bei anderen Anlageklassen. Bei Geschlossenen Fonds stoßen Sie teilweise auf Margen von mehr als 17 Prozent. Was die Transparenz angeht: Sämtliche Gebühren werden in den Emissionsprospekten ausnahmslos aufgeführt und finden sich mittlerweile auch auf den meisten Produkt-Factsheets. Zudem muss der Kunde seit der Mifid-Einführung sowieso vom Berater auf die Kosten von Zertifikaten hingewiesen werden. Demnach sollte für Emittenten auch kein Anreiz bestehen, die Belastung unverhältnismäßig in die Höhe zu treiben. DAS INVESTMENT.com: Wie hoch sollten die Vertriebsprovisionen denn sein? Dillinger: Das ist unmittelbar mit der Frage verbunden, was eine gute Beratung wert ist. Hier halte ich ein halbes bis ein Prozent pro Jahr für angemessen. DAS INVESTMENT.com: Komplexe Zeichnungsprodukte werden kaum mehr nachgefragt. Für den Vertrieb bestand bisher die Problematik, dass simpel gestrickte Zertifikate wie Aktienanleihen oder Bonuszertifikate direkt in den Börsenhandel gingen und so die für den Vermittler notwendige Vertriebsvergütung auf der Strecke blieb. Wird es in Zukunft mehr Standardprodukte zur Zeichnung geben, die dann auch für den Vertrieb zum Thema werden? Dillinger: Sicherlich, klassische Zertifikate als Zeichnungsprodukte gibt es bereits und werden in Zukunft vermehrt anzutreffen sein. Alle Parteien fordern jetzt verständliche Produkte, bei denen der Basiswert wieder im Mittelpunkt der Analyse steht. Dieser Trend kommt beiden Seiten zugute – dem Anleger, der nun leichter nachvollziehen kann, wie sein Investment funktioniert, und dem Berater, der sich nicht stundenlang in die Produkteigenschaften einarbeiten muss. Dies gebietet schon allein die akute Haftungsfrage bei einer möglichen Falschberatung. Dass nun auch vermehrt einfache Produkte per Zeichnung angeboten werden, und der Produktvermittler somit für seine Beratungsleistung entlohnt wird, ist die logische Konsequenz.

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