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Internationaler Tag der Meere 6 Millionen Tonnen Plastikmüll – jedes Jahr

Gelber Thunfisch im Plastikmeer
Gelber Thunfisch im Plastikmeer: Allein über die Elbe gelangen jährlich 41.700 Kilogramm Plastik in die Meere | Foto: IMAGO / Ardea

Die Ozeane enthalten 97 Prozent der weltweiten Wasservorkommen. Sie sind biologisch enorm vielfältig und liefern Rohstoffe, Nahrungsmittel und Wirkstoffe für Arznei. Sie dienen der Menschheit als Energielieferant, sind Grundlage globaler Wertschöpfungsketten, bieten Erholungsraum und binden ganz nebenbei noch CO2. Umso erstaunlicher ist, dass die Weltmeere nach wie vor die am wenigsten geschützten Gebiete unseres Planeten sind.

Allein über deutsche Flüsse gelangen jährlich tausende Kilos Plastik in die Nord- und Ostsee. Der Großteil wird über die Elbe in die Nordsee gespült. Wie viel Kunststoffabfälle durch einen Fluss jeweils ins Meer gelangen, hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Dazu zählen beispielsweise seine Länge und der Durchmesser sowie die Bevölkerungskonzentration, die Wirtschaftsleistung und die Qualität des Abfallmanagements an ihren Ufern.

Nach Schätzungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) landen weltweit jedes Jahr mehr als 6 Millionen Tonnen Müll in den Ozeanen. Insbesondere Plastikmüll stellt für viele Meeresbewohner eine Gefahr darf. Zahllose Delfine, Meeresschildkröten und Fische verfangen sich jährlich in Plastikresten und sterben qualvoll. Vieles spricht dafür, dass die Weltmeere geschützt werden müssen:

  • Der Lebensunterhalt von mehr als drei Milliarden Menschen ist von der biologischen Artenvielfalt der Meere und der Küstengebiete abhängig. Die Meeresfischerei beschäftigt beispielsweise direkt oder indirekt mehr als 200 Millionen Menschen.
  • Die Ozeane enthalten etwa 200.000 identifizierte Arten und es gibt noch weitaus mehr zu entdecken. Die Gefahr ist groß, dass der Plastikmüll diese unerforschten Arten tötet.
  • Etwa 30 Prozent des vom Menschen produzierten Kohlenstoffdioxids wird von den Weltmeeren aufgenommen. Damit bilden sie einen natürlichen Puffer gegen die Auswirkungen der globalen Erderwärmung.

Die Problematik des Plastikmülls

Das Problem der Plastikverschmutzung wird allerdings falsch angegangen, kritisieren Experten. Zwar spült beispielsweise die Elbe in Deutschland jährlich 41.700 Kilogramm Plastik in die Meere. Der gesamte Plastikmüll, der über deutsche Flüsse im Meer landet, entspricht aber lediglich 2 Prozent der Kunststoffabfälle, die über einen einzigen Fluss in Malaysia ins Meer gelangen, dem Klang.

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Frankreich produziert 5 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr und leitet davon etwa 250 Tonnen in die Ozeane. Das bedeutet: In Frankreich müssten 20.000 Kilogramm an Plastik weniger verbraucht werden, um zu verhindern, dass 1 Kilogramm in den Ozean gelangt. Das klingt bereits erschreckend. Auf den Philippinen ist die Gefahr, dass ein Stück Plastik im Ozean landet, allerdings im Durchschnitt noch 3.000-mal größer als in Frankreich. Zu diesen Ergebnissen kam die gemeinnützige Organisation The Ocean Cleanup, die sich darauf konzentriert, dass in die Meere gelangte Plastik wieder einzusammeln. In erster Linie verschmutzt also das Plastik aus den Schwellenländern die Weltmeere. Doch die meisten Versuche, die Plastikverschmutzung zu bekämpfen, konzentrieren sich auf die wohlhabenden Länder, wie The Ocean Cleanup kritisiert.

Ersetzen oder vermeiden

Doch egal, wo man ansetzt: Kunststoffe werden uns noch eine ganze Weile begleiten. Denn sie sind leicht, langlebig, vielseitig und günstig. Daher überrascht es nicht, dass ein aktueller Bericht der US-Großbank Goldman Sachs ein anhaltendes Wachstum des Kunststoffverbrauchs bis weit in die 2040er-Jahre prognostiziert. Dieses Wachstum wird vor allem von Ländern vorangetrieben, die derzeit noch weniger Plastik als wohlhabende Regionen verbrauchen.

Zwar haben viele Länder bereits ein Verbot von Einwegplastik angekündigt. Die Autoren des Berichts stellen allerdings fest, dass die entsprechenden Produkte für lediglich 3 Prozent des Plastikverbrauchs verantwortlich sind. Das Verbot bewirkt also nicht annähernd genug.  

Zwei Wege raus aus dem Plastikmüll

Die Menschheit kann zwei Wege einschlagen, um die Vorteile von Plastik zu erhalten, ohne dabei die negativen Nebenwirkungen zu verstärken. Der eine Weg ist die Herstellung von Einwegverpackungen aus biologischen Materialien, die rasch und vollständig abgebaut werden können. Die Alternative ist ein geschlossenes Kreislaufsystem mit hochwertigem Abfallmanagement, finanziellen Anreizen und neuen Recyclingmethoden. Einfach ausgedrückt: Wir stellen entweder sicher, dass Kunststoff im Meer keinen Schaden anrichten kann, oder wir müssen gewährleisten, dass keiner in den Ozean gelangt.

Aluminium ist das beste Beispiel für ein Kreislaufsystem. Da die Wiederverwertung von Aluminium kostengünstiger ist als die Neuherstellung, ist das Recycling des Metalls wirtschaftlich sinnvoll. Das führt oft zu einer Recyclingquote von bis zu 90 Prozent.

Dennoch dürfte es viele Jahrzehnte dauern, bis das auch für Kunststoff gilt. Das liegt zum Teil daran, dass es eine komplexe Mischung aus Trägheit, Eigeninteressen und Schuldzuweisungen zwischen den verschiedenen Akteuren zu überwinden gilt. Vor allem aber liegt es daran, dass das Ausmaß der 600-Milliarden-Dollar-Kunststoffindustrie so gewaltig und die damit verbundene Infrastruktur so kapitalintensiv ist, dass der Paradigmenwechsel von Natur aus langsam vonstattengehen wird. Denn: Es hat Jahrzehnte gedauert, die aktuelle Produktionskapazität aufzubauen, und es wird Jahrzehnte dauern, sie durch etwas anderes zu ersetzen.

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