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60 Jahre Templeton Growth „Er wollte in meinen Kopf gucken“

Lesedauer: 4 Minuten
Norman Boersma, Fondsmanager des Templeton Growth Fund
Norman Boersma, Fondsmanager des Templeton Growth Fund
DAS INVESTMENT.com: Wie verlief Ihre erste Begegnung mit Sir John Templeton?

Norman Boersma: Das war 1991. Kurz nach der Geburt unseres Sohnes. Meine Frau und ich haben damals in Singapur gelebt, und ich hatte schon erste Gespräche mit Verantwortlichen aus dem Unternehmen geführt.

Unmittelbar nach der Geburt musste ich nach Nassau, um Sir John zu treffen. Es war eine besondere Begegnung. Wir saßen im Nachbargebäude in einem Konferenzraum mit all den Auszeichnungen und Urkunden.

Es war kein Interview, es interessierte ihn auch nicht, was ich bis dahin geleistet hatte. Das setzte er wohl einfach voraus. Sein Interesse an mir persönlich hielt sich in überschaubaren Grenzen.

Er forderte mich zum Duell. Er rief mir Aktien und Unternehmen zu, und ich sollte sie analysieren. Ich glaube, er wollte in meinen Kopf, mein Gehirn gucken, und meine Stockpicking-Ideen und Analysequalitäten herausziehen. Hat der Knabe gute Ideen? Sollte ich darauf das Research ansetzen, und kann ich damit noch etwas Geld verdienen? Das war seine Intention.

Was haben Sie gedacht?

Wow, die Jungs leben das Stockpicking und ein besonders tiefes Research wirklich aus. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Aber bemerkenswert ist noch, dass alle darauffolgenden Gespräche zwischen Sir John und mir nach dem gleichen Muster verliefen.

Was hat sich die vergangenen Jahrzehnte bei Franklin Templeton verändert?

Die Firmenphilosophie nicht. Unser Fundament hat drei Säulen. Niedrige Bewertungen und Geduld. Wir wissen nicht, wann der Markt erkennt, dass Unternehmen unterbewertet sind. Wir identifizieren solche Unternehmen, wir wollen daraus langfristig Kapital schlagen, aber wir brauchen Geduld, bis der breite Markt es erkennt.

Und die dritte Säule ist unser Botton-up-Ansatz. Unser Research, die Analyse von Unternehmen bestimmen unser Handeln. Makroökonomie, wie geht es Deutschland? Haben Sie eine Meinung zu Hongkong? Nein, haben wir nicht. Unternehmen interessieren uns. Das Unternehmen ist über die Jahre gewachsen, mehr Mitarbeiter, mehr Büros, mehr Technologie. Dadurch haben sich Prozesse verändert, unsere DNA ist die gleiche geblieben.

Wir zahlen 60 Cent für einen Dollar. Das war stets die letzte Folie bei Präsentationen von Mark Holowesko in den Neunzigern.

Ich zahle 50 Cent.

Finden Sie derzeit noch so preiswerte Unternehmen, oder muss man sich auf eine relative Bewertung einlassen?

Europa ist günstig. Europäische Aktien nehmen fast 50 Prozent des Portfolios ein. Im MSCI Weltindex sind es knapp über 30 Prozent. Ja, ich finde noch Unternehmen, die mich 50 Cent kosten, aber einen Dollar wert sind.
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