61 Fonds im Crashtest Die besten Fonds für deutsche Aktien
Geht es um ihr großes Hobby Fußball, trennen Christoph Frank und Roger Peeters Welten. Frank ist Bayern-Anhänger, der geborene Münchner leitet in seiner hessischen Wahlheimat sogar einen Fanclub des Dauer-Meisters. Peeters wiederum hat sich ganz und gar dem 1. FC Köln verschrieben. Bavarische Mir-san-mir-Attitude gegen rheinische Leidenschaft in Rut un Wiess, da fliegen auch unter ziemlich besten Kollegen schon mal die Fetzen.
Am 5. Mai, wenn das Star-Ensemble von der Isar zum vorletzten Bundesliga-Spieltag nach Köln-Müngersdorf reist, wird die Frank-Peeters’sche-Freundschaft wohl für 90 Minuten komplett ruhen. Denn die Bayern wollen bekanntlich immer gewinnen, während es für die Kölner ein Endspiel gegen den Abstieg sein könnte.
Wer dabei am Ende auch triumphieren mag, spätestens am darauffolgenden Montag wird das Duo wieder am gleichen Strang ziehen. Als geschäftsführende Gesellschafter der Frankfurter Investmentboutique PFP managen Frank und Peeters den auf deutsche Aktien spezialisierten Fonds DB Platinum IV Platow – und zwar ausgesprochen erfolgreich. Von der Auflegung der institutionellen Anteilsklasse im Mai 2006 bis Mitte Februar 2018 hat sich der Anteilspreis trotz zwischenzeitlicher Finanzkrise annähernd vervierfacht. Der Dax schaffte im gleichen Zeitraum nur 115 Prozent.
Nun muss man fairerweise dazusagen, dass der DB Platinum IV Platow mit dem täglich in den Nachrichtensendungen kommentierten deutschen Leitindex kaum etwas gemein hat. „Mit BASF, Deutsche Post, Fresenius und Lufthansa halten wir derzeit nur vier Dax-Werte“, sagt Frank. Ihr Gewicht am Portfolio macht gerade einmal 10 Prozent aus. Der große Rest verteilt sich auf kleinere Unternehmen, die wie die aktuellen Top-Ten-Positionen Jungheinrich, Sixt oder Bechtle überwiegend zum Universum von M-Dax, S-Dax und Tec-Dax gehören.
Rang | Fonds | Punkte gesamt | Pkt. Performance | Pkt. Stresstest | Pkt. Aktives Mgmt. | Vol. in Mio. Euro | ISIN |
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1 | DWS Concept Platow | 92 | 35 | 27 | 30 | 164,72 | LU1239760025 |
2 | Mainfirst Germany Fund | 86 | 36 | 20 | 30 | 514,87 | LU0390221256 |
3 | Acatis Aktien Deutschland ELM | 80 | 26 | 30 | 24 | 208,84 | LU0158903558 |
4 | DWS Aktien Strategie Deutschland | 75 | 33 | 17 | 25 | 3.605,48 | DE0009769869 |
5 | Baring German Growth Trust | 69 | 30 | 27 | 12 | 779,90 | GB0000822576 |
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„Ein Unternehmen, das im Dax notiert, wird auf Grund seiner bereits erreichten Größe tendenziell weniger stark bei Umsätzen und Gewinnen wachsen als die kleineren Aktiengesellschaften“, begründet Frank seine Vorliebe für die deutschen Minis. Das klingt nachvollziehbar und ist in gewisser Weise nicht anders als im Fußball: Von Bayern München erwartet jeder Fan Meisterschaft und Pokalgewinn, eine Steigerung liegt allenfalls im Gewinn der Champions League. Bei einem Verein wie dem 1. FC Köln kommt dagegen schon Euphorie auf, wenn die Mannschaft einmal – wie in der Saison 2016/17 – um die Europa-League-Plätze mitspielt und am Ende unter den besten Fünf landet.
Seine in den vergangenen Jahren schon häufig gezeigte Überlegenheit spielt der DB Platinum IV Platow auch im jüngsten Crashtest von 61 deutschen Aktienfonds aus: Mit 92 von möglichen 100 Punkten landet er souverän auf Platz 1 (siehe Tabelle). Dafür hat die Münchner Analysegesellschaft FWW alle bei ihr gelisteten Angebote der Kategorien „Aktien Deutschland All Cap“ und „Aktien Deutschland Large Cap“ untersucht, die seit mindestens fünf Jahren bestehen und ein Volumen von mehr als 10 Millionen Euro auf die Waage bringen. Weitere Infos zum Testverfahren gibt es hier.
Doch wie fair ist der Vergleich mit am Dax orientierten Klassikern wie Dekafonds, Unifonds oder FT Frankfurt-Effekten-Fonds, die weniger als 10 Punkte erreichen und am Ende der Tabelle liegen? Nun, er ist zumindest erlaubt, denn auch Frank und Peeters können den Anlagebedingungen ihres Fonds zufolge zu 100 Prozent Dax-Werte kaufen, wenn sie dies für sinnvoll erachten. Davon einmal abgesehen lautet die entscheidende Frage aber doch wohl eher: Wer braucht einen mit Dax-Titeln vollgestopften Deutschland-Fonds, der über alle relevanten Zeiträume schlechter abschneidet als ein ETF auf den Leitindex?
Eine klare Absage an einen Schmusekurs mit dem Dax kommt auch von Frank Lübberstedt. Der Berater des im Crashtest drittplatzierten Acatis Aktien Deutschland ELM: „Nebenwerte machen gut 80 Prozent des deutschen Aktienmarktes aus. Wir würden uns massiv in unseren Möglichkeiten beschneiden, wenn wir dort nicht bevorzugt investieren würden.“ Immerhin acht Dax-Werte – darunter SAP, BMW und Deutsche Bank – hält der Acatis Aktien Deutschland ELM zurzeit, wobei sich ihr Gesamtanteil mit knapp 22 Prozent „im oberen Bereich des angestrebten Korridors“ bewegt.
Per Definition kann auch Olgerd Eichler so viele Dax-Titel kaufen wie er möchte. Derzeit hält der Manager des zweitplatzierten Mainfirst Germany Fund jedoch gerade einmal zwei: BMW und RWE. Ihr Anteil am gesamten Portfolio beträgt magere 7 Prozent.
Bleiben noch zwei Fragen. Erstens: Wie schlagen sich die drei Erstplatzierten im Vergleich zu reinen Nebenwerte-Fonds und -Indizes? Auf jeden Fall auf Augenhöhe mit den dortigen Platzhirschen FPM Stockpicker Germany Small/Mid Cap und Lupus Alpha Smaller German Champions und deutlich besser als ETFs auf M- und S-Dax. Lediglich an den I-Shares Tec-Dax reicht das Erfolgs-Trio nicht heran, auch wenn der Rückstand des Mainfirst Germany von Februar 2013 an gerechnet weniger als 5 Prozentpunkte beträgt.
Und die zweite Frage: Ist nach jahrelangem Höhenflug deutscher Nebenwerte nicht auch einmal ein Umfeld denkbar, in dem M-Dax, S-Dax und Tec-Dax der ersten Börsen-Garde über längere Zeit hinterherhinken? Völlig ausschließen mag das keiner der befragten Manager.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
„Der Bewertungsunterschied von Small und Mid Caps zu den Blue Chips hat sich in den vergangenen Quartalen stark ausgeweitet, weswegen wir kurzfristig keine große Fortsetzung der Small-Cap-Rallye erwarten“, hält sich etwa Eichler in dieser Frage bedeckt. Wie Frank und Lübberstedt verweist er aber auf die große Bedeutung der Einzeltitelauswahl sowie die Flexibilität, das ganze Spektrum des deutschen Aktienmarkts abdecken zu können.
Zumindest eines scheint deshalb gewiss: Die Wahrscheinlichkeit, dass die drei Crashtest-Sieger in derartigen Marktphasen besser abschneiden werden als ein ETF auf den Tec-Dax, ist ähnlich groß wie die, dass PFP-Manager Christoph Frank am 12. Mai den 28. Meistertitel des FC Bayern München bejubeln darf.
Drei Top-Fonds im Porträt
Platz 1: DB Platinum IV Platow
Christoph Frank und Roger Peeters kennen sich seit vielen Jahren. Bereits von 2006 bis 2008 haben sie beim DB Platinum IV Platow gemeinsam Regie geführt – bevor Peeters sich zeitweise anderen Aufgaben widmete. Seit Juli 2016 sind die beiden Nebenwerte-Experten als geschäftsführende Gesellschafter der PFP Advisory wieder vereint. Die vor zwei Jahren neu gegründete Investmentboutique hat die Beratung des Fonds von ihrem früheren Arbeitgeber übernommen, der ebenfalls in Frankfurt ansässigen Platow Medien GmbH. Der Namensgeber und traditionsreiche Börseninformations-Dienstleister ist aber als Mitgesellschafter weiter am Projekt beteiligt.
In einem Satz zusammengefasst soll der DB Platinum IV Platow Anleger an der Wertschöpfung der deutschen Wirtschaft beteiligen. Dafür haben Frank und Peeters mehr als 850 börsennotierte Firmen im Blick. Anhand fundamentaler und technischen Kennzahlen filtern sie eine Kernliste von 50 bis 100 Aktien heraus, die in die engere Auswahl kommen.
Eine vierteljährlich wiederholte, sehr fein gerasterte Analyse vergibt anschließend Punkte bezüglich der Qualität von Geschäftsmodell, Wachstumsaussichten und Ertragskraft und bezieht neben dem Bilanzstudium und ausführlichen Gesprächen mit den handelnden Personen auch charttechnische Aspekte ein. Am Ende bleiben 35 bis 55 Titel übrig, die je nach Punktzahl unterschiedlich hoch gewichtet ins Portfolio des DB Platinum IV Platow wandern. Derzeit sind es genau 50.
„Für unseren Ansatz ist es egal, ob große oder kleine Unternehmen besser laufen, da jede deutsche Aktie grundsätzlich die Chance hat, in den Fonds zu kommen“, stellt Frank klar. Gleichwohl sind es aber auch im aktuellen Marktumfeld eher Unternehmen aus dem M-, S- und Tec-Dax-Universum, die sich dort wiederfinden. Neben den bereits genannten Titeln Jungheinrich, Sixt und Bechtle gehören unter anderem Cancom, S&T und Datagroup zu den größten Positionen.
„Die größten Anteile mit insgesamt über 50 Prozent haben nach wie vor die Bereiche Software/IT, Industrie und Maschinenbau“, sagt Frank. Dahinter variiert die Reihenfolge leicht, derzeit ist der Sektor Transport und Logistik etwas stärker gewichtet als noch im Herbst 2017. Wenig Interessantes finden Frank und Peeters wie schon in den Vorjahren in den Branchen Banken, Immobilien und Biotech.
Nach aktuellen Favoriten befragt, gibt sich Frank eher verschlossen: „Wir haben vier neue Positionen aufgenommen, die wir aber momentan noch aufstocken.“ Nicht mehr im Portfolio enthalten sind dagegen Dräger, Helma Eigenheimbau und Zooplus.