LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 10 Minuten

64 Fonds im Crashtest Die besten Fonds für deutsche Aktien

Seite 2 / 2


Der Performance-Sieger: DB Platinum Platow IV

Mit 96 Punkten bleibt der von Christoph Frank betreute Fonds Sieger in der Kategorie Performance. Frank ist Redaktionsleiter des in Frankfurt ansässigen Informationsdienstes Platow Börse und Allokations-Berater für den Fonds, der über die Platinum-Plattform der Deutschen Bank vertrieben wird. Der Erfolg des Produktes beruht auf einem recht aufwendigen Kennzahlensystem. Dessen strikte Anwendung führt zu einem Portfolio, das sich von den gängigen Indizes deutlich unterscheidet. Sehr oft finden sich Werte jenseits von Dax, M-Dax und Tec-Dax im Fonds – in der Regel Small und Micro Caps wie Adesso, Frosta, All for One Steeb oder Mensch und Maschine.

Ähnlich wie Gesamtsieger Lübberstedt ist auch Frank mit der jüngsten Wertentwicklung nicht zufrieden: Der Fonds hat im ersten Halbjahr 2016 einen Verlust von rund 8 Prozent eingefahren. „Das ist zwar etwas besser als der DAX, aber Verlust bleibt Verlust“, sagt Frank. In jüngster Zeit hat er den Anteil an IT-und Software-Firmen erhöht. „Das ist aber eigentlich kein bewusster Prozess gewesen, sondern Ergebnis unseres konsequent angewandten Stockpickings“, erklärt er. Generell ist das Portfolio etwas diversifizierter geworden, weil sich einige Positionen noch im Aufbau befinden und sich der Abbau bei einigen bestehenden Engagements etwas hingezogen hat.

Zu Franks größten Positionen zählen nach wie vor Bechtle, Zooplus, Helma Eigenheimbau und Fresenius. Auf der Gewinnerseite der jüngsten Zeit stehen durchweg Small Caps ganz oben, etwa Lang & Schwarz mit einem Plus von 15 Prozent im Juni. Auch Nabaltec hat sich gut entwickelt. Das Unternehmen stellt halogenfreie, flammhemmende Füllstoffe und umweltfreundliche Additive für die Kunststoffindustrie sowie keramische Rohstoffe für die Feuerfest-Industrie und technische Keramik her.

Die Auswirkungen des Brexit-Votums auf den Fonds sieht Frank als vergleichsweise gering an. „Große Geschäftsbanken sind schon seit Jahren nicht im Portfolio enthalten, bei automobilnahen Werten haben wir nur eine kleine Restposition. Lediglich GFT leidet spürbar wegen der starken Bedeutung Großbritanniens für den Konzern, doch hatte die Aktie auch schon vorher Probleme“, resümiert er.

Das rund 106 Millionen Euro große Portfolio feierte im Mai dieses Jahres zehnjähriges Bestehen. Seither summierte sich die Rendite der am längsten existierenden Fonds-Tranche auf 202 Prozent, während der DAX im selben Zeitfenster lediglich 75 Prozent schaffte.

Der Stresstest-Sieger: Aktienfonds Deutschland Spezial

Foto: Jochen Knoesel (links) und Ulrich Ronge

Mit einem Volumen von 23 Millionen Euro gehört dieser Ende 2007 aufgelegte Fonds zu den kleineren Fonds im Testfeld. Den Sieg und die volle Punktezahl im Stresstest hat er sich redlich verdient. So liegt die gemessene Volatilität über drei Jahre bei weniger als 5 Prozent, das ist ein Drittel des Kategorie-Durchschnitts. Auch bei der Performance-Auswertung lief es besser als vor einem halben Jahr, als es noch Punktabzug gab. In der Gesamtauswertung geht es daher von Platz 17 auf Platz 11 hoch.

Beraten wird der Fonds der österreichischen Semper Constantia Privatbank von der Würzburger Vermögensverwaltung Knoesel & Ronge. Der für das Nachbarland konzipierte Fonds hat zwar eine deutsche Vertriebszulassung, wird aber lediglich bei einer deutschen Direktbank aktiv vertrieben. Anleger hierzulande sollten zum weitaus bekannteren Schwesterfonds KR Deutsche Aktien Spezial greifen, der in jüngster Zeit auch besser performen konnte. Grund für den Performance-Unterschied war vor allem der erhöhte Liquiditätsbedarf aufgrund von Anteilsrückgaben im österreichischen Pendant im zweiten Quartal.

Die beiden Manager Jochen Knoesel und Ulrich Ronge haben sich auf den Kauf deutscher Aktien in Sondersituationen spezialisiert. Sie setzen einerseits auf Firmen, die vor einem Squeeze-Out stehen, also der Zwangsabfindung von Minderheitsaktionären durch einen Großaktionär. Verfügt dieser über mindestens 95 Prozent des Grundkapitals, erlaubt ihm das Gesetz, die verbleibenden Kleinaktionäre aus dem Unternehmen zu drängen. Andererseits machen bis zu 50 Prozent des Fondsvolumens sogenannte Beherrschungs-und Gewinnabführverträge aus. Bei diesen Aktien fehlt dem Großaktionär noch der letzte Schritt zur kompletten Übernahme.

Die defensive Strategie des Würzburger-Duos punktet vor allem in schlechten Börsenphasen. Das stellte der Fonds auch jüngst wieder unter Beweis. Während der Brexit-Turbulenzen erwirtschaftete er in den katastrophalen Handelstagen Ende Juni entgegen dem Markt sogar ein leichtes Plus.

Für gewöhnlich befinden sich 40 bis 60 Titel im Fonds. Zu den größten Positionen, die ein Gewicht von jeweils rund 5 Prozent haben, zählen derzeit der Stuttgarter Pharmahändler Celesio oder der Maschinenbauer DMG Mori Seiki (ehemals Gildemeister). Celesio hat gerade den britischen Hauspflegedienst Bupa Home Healthcare erfolgreich übernommen und stärkt so seine Position in Großbritannien.

Neu im Portfolio ist Wincor Nixdorf, für die kurz nach dem erfolgreichen Übernahmeangebot schon ein Unternehmensvertrag angekündigt wurde. „Bei Kuka hingegen sind wir aufgrund der besonderen Fall-Konstellation derzeit nicht investiert“, so Ronge. Durch seinen speziellen Anlagefokus korreliert der Fonds nur wenig mit der allgemeinen Marktentwicklung und bietet Investoren aktienähnliche Renditen bei weit unterdurchschnittlichem Risiko.

Verpassen Sie keinen Beitrag aus unserem wöchentlichen Online-Magazin DER FONDS und melden Sie sich hier kostenlos per E-Mail an.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion