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7 Wochen nach dem Brexit-Votum 3 Hauptgründe für den starken Kursanstieg an der Börse

Wolfgang Juds, Geschäftsführer der CREDO Vermögensmanagement GmbH
Wolfgang Juds, Geschäftsführer der CREDO Vermögensmanagement GmbH
Für viele Beobachter war die Brexit-Entscheidung in Großbritannien eine faustdicke Überraschung. Mit knapp 52 Prozent hat die Mehrheit für einen Austritt aus der EU votiert. Nicht unerwartet kam es noch in der Nacht und den folgenden Tagen zu einer starken Korrektur an den Märkten. Auf der Währungsseite war das britische Pfund besonders negativ von der Wahlentscheidung betroffen.

Die Börsen-Gurus hatten Hochkonjunktur und der Pessimismus erreichte ein Rekordstand. Es wurden Weltuntergangsszenarien wie der Zusammenbruch der EU und ein Börsen-Crash vorhergesagt. Anleger reagierten verunsichert. Manche Investoren wollten verkaufen, andere wiederum sahen gute Chancen in den günstigen Kursen und viele Investoren sind ruhig und besonnen geblieben. Das Spektrum umfasste die ganze Palette an Emotionen, die Anleger an der Börse haben können.

Verluste binnen Monatsfrist aufgeholt

Sieben Wochen sind seit dem Brexit-Votum vergangen. In den Medien ist das Thema deutlich in den Hintergrund getreten. Der Brexit wurde von der britischen Regierung bislang nicht offiziell erklärt. Die Briten lassen sich Zeit. Das Pfund verlor international jedoch sehr schnell weiter an Boden und die großen internationalen Unternehmen stellen ihre Investitionen in Großbritannien zunächst zurück.

Die Anleger gingen zur Tagesordnung über und kaufen Aktien. Der Juli war einer der besten Börsenmonate seit langem. Der Dax, der japanische Nikkei 225 und der amerikanische Index konnten um mehr als sechs Prozent zulegen, dicht gefolgt um Hang Seng Index in Hongkong, der um mehr als fünf Prozent im Plus liegt. Weltweit ging es für den MSCI World um 4,15 Prozent nach oben. Damit waren die Kursverluste aufgrund des Brexit binnen Monatsfrist bereits mehr als aufgeholt.

Drei Hauptgründe

Aus meiner Sicht sind drei Hauptgründe, die für den starken Kursanstieg verantwortlich sind:
  • Markttechnik: Viele Marktteilnehmer waren nach dem Brexit sehr negativ gestimmt und haben Positionen abgesichert oder Aktien in hohem Maße leer verkauft. Als die Kurse wieder zu steigen begannen, lagen sie daneben und mussten ihre Positionen schließen und wieder Aktien zurückkaufen.

  • Geld- und Zinspolitik: Ein wichtiger Aspekt ist das Fehlen der Zinsen für sicherere Staatsanleihen. Aufgrund der lockeren Geldpolitik der EZB müssen Anleger für 10-jährige Bundesanleihen jedes Jahr sogar Minuszinsen von 0,13 Prozent zahlen, wenn sie dem deutschen Staat Geld leihen wollen. Da es keine sichere Alternative mehr gibt, müssen Anleger auch am Rentenmarkt Risiken eingehen, ob sie wollen oder nicht, wenn sie am Ende nicht draufzahlen wollen. Am Ende kommen Anleger wieder zurück und investieren am Aktienmarkt.

  • Politische Börsen haben erfahrungsgemäß kurze Beine. Einige volkswirtschaftliche Indikatoren wie der Ifo-Geschäftsklimaindex sehen für Deutschland nur eine leichte Abkühlung. Die deutsche Industrieproduktion und die US-Arbeitsmarktdaten fielen überzeugend aus. Der ZEW-Index hingegen signalisiert eine stärkere Eintrübung für die deutsche Konjunktur. Es bleibt abzuwarten, ob es sich nur um eine kurze Stimmungsschwankung handelt oder ob die Geschäfte tatsächlich schlechter laufen wer-den.

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