84 Anbieter im Test Solvenzquoten der Lebensversicherer verbessern sich
Einmal im Jahr müssen Lebensversicherer der Öffentlichkeit Auskunft darüber geben, wie es um die Garantien ihrer Kunden bestellt ist. Die Solvenzquote gibt dazu Hinweise auf die Stabilität und Krisenfestigkeit eines Lebensversicherers. Die Berichte sollen der Öffentlichkeit Anhaltspunkte vermitteln, wie Gesellschaften gewappnet sind gegen Extremszenarien wie Börsencrashs, Niedrigzinsen oder Massenstorno.
Sämtliche Versicherer zeigen aktuell stabile Quoten, berichtet Henning Kühl. Der Chefaktuar bei Policen Direkt hat die aktuellen Solvenzberichte von 84 Anbietern untersucht. 66 von ihnen nehmen dafür von der Versicherungsaufsicht Bafin genehmigte Bilanzierungshilfen in Anspruch. Zwölf Versicherer hätten ohne diese Hilfen den Schwellenwert von 100 nicht erreicht. Das ist eine Gesellschaft mehr als noch im Vorjahr.
Schlechtere Quoten ohne Bilanzierungshilfen
„Ein genauer Blick auf die Entwicklung zeigt deutliche Unterschiede bei den Lebensversicherungen auf“, erklärt Kühl. Erstmals hat er Versicherer in verschiedene Korridore eingeteilt und daraus entsprechende Schlüsse gezogen: Aus den Nettoquoten leitet er ab, welches Unternehmen sich auch im Neugeschäft Garantien leisten kann und welches bei der Produktentwicklung tendenziell eher kleinere Spielräume hat.
Hallo, Herr Kaiser!
Besonders finanzstarke Versicherer weisen laut Kühl auch ohne Bilanzierungshilfen stabile Quoten aus. Aber: „20 Unternehmen stehen mit einer Solvenzquote ohne Bilanzierungshilfen von unter 150 Prozent aktuell vor Herausforderungen, sofern sie noch Neugeschäft betreiben wollen.“ Bei der Wahl der Produkte für das Neugeschäft und bei der Höhe der Überschussbeteiligung seien sie eingeschränkt.
36 Unternehmen mit Spielraum für Garantien
Aufgrund ihrer komfortablen Solvenzkapitalausstattung mit einer Nettoquote von mehr als 300 Prozent könnten 36 Unternehmen ihren Kunden höhere Leistungen anbieten, zum Beispiel in Form von Überschüssen oder Garantien im Neugeschäft. Ob sie dies tun, sei eine Frage der Strategie, so der Branchenexperte, dessen Arbeitgeber rund 12.000 Zweitmarktpolicen im Wert von rund 1 Milliarde Euro verwaltet.
Die Frankfurter Policen Direkt-Gruppe ist nach eigenen Angaben „Marktführer im Ankauf deutscher Lebensversicherungen und der führende Anbieter für Investments in deutsche Zweitmarktpolicen“. Chefaktuar Kühl teilt seine Analysen zu den Standmitteilungen, zur laufenden Verzinsung, zur Mindestzuführungsverordnung und zu den Solvenzquoten mit der Öffentlichkeit. „Wir betreiben Verbraucherschutz aus Geschäftsinteresse.“