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9 Fragen an Schroders-Experten Was Emmanuel Macron für die Finanzmärkte bedeutet

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4. Wie werden die Währungs- und Anleihemärkte reagieren?

Philippe Lespinard:

„Was Währungen betrifft, so ändert sich durch die Wahl eigentlich nichts. Die französische und die italienische Wirtschaft sind die Schlusslichter Europas. Daran dürfte sich auf kurze Sicht kaum etwas ändern.

In den Anleihemärkten könnten die Auswirkungen deutlicher zu spüren sein. Die Banque de France hat erfolgreich die Schwankungen französischer Anleihen bekämpft, so dass die europäische Zentralbank nun nicht mehr unter einem so großen Druck steht, intervenieren zu müssen.

Deutsche und US-Staatsanleihen wurden mit Aufschlägen ausgestattet, da große institutionelle Investoren aus Asien und dem mittleren Osten keine französischen Anleihen mehr kaufen wollten. Nun werden sie ihre Kauftätigkeit fortsetzen und ihre Risikoexposition wieder in neutrales Gelände zurückführen. Dadurch werden die Prämien auf deutsche und US-Staatsanleihen wegfallen. Das kommt auch den Renditespannen zugute, obwohl in Frankreich keine wesentlichen Emissionen anstehen.

Allgemein gehen wir davon aus, dass Macrons stark europa- und reformorientierte Haltung zu einer Stärkung der französischen Wirtschaft beitragen und es Frankreich ermöglichen wird, zur europäischen Wachstumsrate aufzuschließen. In diesem Fall erwarten wir, dass französische Anleihen gut abschneiden werden.

Was Unternehmensanleihen angeht, so dürften französische Finanzwerte zu den größten Gewinnern zählen, da sich ihre Renditespannen fortan verengen werden.“

5. Was sind die weiteren politischen Risiken in Europa?

Azad Zangana:

„Das nächste politische Großereignis sind die britischen Parlamentswahlen am 8. Juni. Diese dürften jedoch lediglich zu einem noch konservativeren Parlament führen.

Am 29. September folgen dann die Wahlen in Deutschland, die aber ebenfalls nur ein geringes Risiko bergen. Vielleicht verliert Angela Merkel die Wahl – wenn überhaupt, dann aber höchstens an ihren Koalitionspartner. Somit besteht für die Anleger kein erhöhtes Risiko.

Eine größere Gefahr für die Stabilität Europas ist Italien, wo im Mai nächsten Jahres gewählt wird. Die elitenfeindliche Fünf-Sterne-Bewegung unter der Führung des früheren Komikers Beppe Grillo liegt in den Umfragen weiter vorne. Die Partei verfolgt keine wirkliche Ideologie, hat sich zuletzt aber für einen Austritt aus dem Euro ausgesprochen.“

6. Wohin steuern die Populisten jetzt?

Nicholette MacDonald-Brown:

„Eine Zeitlang war die Politik das größte Risiko für europäische Aktienwerte. Im Gegensatz zur Krise der Jahre 2011 und 2012 sind sich die Finanzinstitute der grenzübergreifenden Risiken nun aber viel bewusster und können sie besser steuern. Das politische Risiko wird nie ganz verschwinden, die Märkte sind jedoch besser darin geworden, dieses Risiko einzupreisen.“

Philippe Lespinard:

„Der Populismus würde verschwinden, wenn die Menschen, die sich selbst zu den Abgehängten zählen, gehört fühlen würden. In vielerlei Weise waren die ersten 100 Tage der Regierung Trump für den Populismus eher schädlich. Sollte es Macron gelingen, seine Reformen in Frankreich umzusetzen, stehen die Chancen gut, dass der herrschende Pessimismus durch einen neuen Optimismus verdrängt wird.

Das könnte sich auch auf andere Länder übertragen. Wir beobachten, dass Macron in wichtigen Bereichen dem Italiener Matteo Renzi ähnelt. Falls Macron mit seinem Reformplan in Frankreich Erfolg hat, könnte das auch Renzi helfen, der nach einem verlorenen Verfassungsreferendum als Premierminister zurückgetreten ist.“