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„9 von 10 Dollar fließen direkt ins Schiff“

Lesedauer: 6 Minuten
Mit der Bulkerflotte 1 hat der Initiator Nordcapital seinen bislang größten Schiffsfonds aufgelegt. Das Investitionsvolumen beträgt 657 Millionen US-Dollar. Aufgrund der Fondskonstruktion ist das Hamburger Emissionshaus unlängst in die Kritik geraten. Nordcapital-Geschäftsführer Florian Maack bezieht gegenüber DAS INVESTMENT.com Stellung.

DAS INVESTMENT.com: Was war der Hintergrund, dass sich Nordcapital bei der Bulkerflotte 1 mit rund 6 Millionen US-Dollar beteiligt?

Florian Maack: Exklusiver Vertriebspartner bei diesem Projekt ist die Deutsche Bank, die neben einem guten Produkt  auch ein größeres Volumen benötigt. Diesen Partner konnten wir für dieses Projekt unter anderem gewinnen, weil wir als Emissionshaus bereit waren, eine niedrige Festvergütung in der Investitionsphase anzubieten und im Gegenzug eine erhöhte Gewinnbeteiligung an den Schiffen zu erhalten. Mit der Beteiligung dokumentieren wir unser Vertrauen in das eigene Produkt. Schließlich stehen auch unsere Auszahlungen  – trotz erhöhter Gewinnbeteiligung – grundsätzlich im Risiko. Dadurch besteht Interessengleichheit mit den Anlegern. Weiterhin ergeben sich bei der gewählten Konzeption um 9 Prozent höhere Auszahlungen im Vergleich zu einer klassischen Konzeption mit 25 Prozent Fondsnebenkosten bezogen auf das Fondskapital bei ansonsten gleichen Annahmen.

DAS INVESTMENT.com: Sie geben eine vergleichsweise hohe Investitionsquote an, was manche Marktteilnehmer bezweifeln, da allein die Deutsche Bank rund 13 Prozent als Vertriebsprovision erhält.

Maack: Inklusive Agio liegt die konsolidierte Investitionsquote bei knapp über 90 Prozent bezogen auf das Gesamtinvestment. Das heißt, 9 von zehn 10 Dollar der Gesamtfinanzierung fließen direkt in die Schiffsbeteiligung. Die Kostenstruktur in der Investitionsphase ist im Prospekt transparent dargestellt und für jeden nachvollziehbar.

DAS INVESTMENT.com: Ist die Bulkerflotte 1 der erste Fonds seiner Art, den Nordcapital konzipiert hat?

Maack: Bei unseren Schiffs-Zweitmarktfonds sehen wir die Emissionshaus-Beteiligung obligatorisch vor. Den Auftakt mit einer Beteiligung von Nordcapital machte 2004 das MS E.R. Tianshan. Dessen Investitionsquote war sogar noch etwas höher als die Bulkerflotte 1, weil auch der Vertrieb ins Risiko gehen sollte. Es zeigte sich jedoch, dass diese Konstruktion von den Vermittlern nicht ausreichend angenommen wurde. Wir haben daraufhin einen großen Teil klassisch vertrieben und sind anstelle des Vermittlers ins Risiko gegangen.

DAS INVESTMENT.com: Zurück zur Bulkerflotte. Sie sind dafür kritisiert worden, dass Nordcapital bei den Auszahlungen viel besser fährt als der Anleger - auch bei über- und unterplanmäßiger Entwicklung des Fonds.

Maack: Es führt nicht weit, ausschließlich auf den Faktor zu blicken, mit dem das Emissionshaus bezogen auf seine Beteiligung an den Auszahlungen bedient wird. Der Faktor stellt lediglich sicher, dass wir bei prospektgemäßem Verlauf über die Laufzeit das vereinnahmen können, worauf wir vorweg verzichtet haben. Sollte der Fonds zum Beispiel 50 Prozent unter Plan laufen, wovon wir heute nicht ausgehen, würden sich auch für Nordcapital die Auszahlungen um 50 Prozent reduzieren. Der Gesamtzusammenhang ist entscheidend. Der Vergleich mit den klassisch konzipierten Fonds, die risikolos 25 Prozent vorab vereinnahmen, zeigt: Gerade im unterplanmäßigen Szenario liegt der Anleger mit der Bulkerflotten-Konzeption besser. Die klassische Variante bietet ausschließlich für ihn Vorteile, wenn der Fonds besser als prospektiert läuft.

DAS INVESTMENT.com: Ist für Sie also das Risiko für Nordcapital und für die Anleger, die rund 225 Millionen US-Dollar einzahlen, vergleichbar?

Maack: Mit Containerschiffen, aber etwa auch im Immobilienmarkt sind derzeit Renditeprognosen von langfristig rund 7 Prozent kaum seriös zu erreichen. Bei unserer Bulkerflotte ist das anders, dort können wir genau dies bieten. Als Projektentwickler bringen wir unsere langjährige Erfahrung im Schiffsmarkt und unseren guten Zugang ein, das heißt, wir verhandeln gute Preise mit zuverlässigen Werften, kontrollieren laufend die Umsetzung unserer Vorgaben mit Hilfe unserer Bauaufsicht vor Ort, schließen die Charterverträge uns so weiter. Bis wir einen Fondsprospekt fertig und den Vertrieb gesichert haben, ist also sehr viel Leistung im Vorfeld erbracht und die ganze Zeit über das volle Risiko getragen worden. In diesem Fall hat unsere Unternehmensgruppe Schiffe im Wert von immerhin 600 Millionen US-Dollar aufs eigene Buch bestellt. Und dass wir dabei etwas verdienen müssen, ist doch selbstverständlich. Das ist bei reinen Emissionshäusern häufig anders. Sie tragen weniger Risiken im Vorfeld, müssen aber dem Projektentwickler sein Risiko bei Anbindung auch vergüten. Das taucht nur nicht im Prospekt auf. Wir haben bei der Bulkerflotte die Schiffe übrigens zu unseren Kosten in den Fonds gegeben.

DAS INVESTMENT.com: Doch die Flottengröße und der Vertriebspartner halfen wohl, das Risiko und den Aufwand für Sie deutlich zu reduzieren?

Maack: Natürlich war das weniger Aufwand, als wenn die Schiffe alle einzeln in den Markt gehen würden. Dennoch steckt auch im Bulkerflotten-Fonds ein halbes Jahr intensive Arbeit allein in der Vorbereitung. Dazu haben wir unter anderem über 60 Vertriebsschulungen durchgeführt. In Bezug auf das Risiko bin ich anderer Meinung: Die Schiffe wurden allein durch unsere Unternehmensgruppe bestellt, lange bevor es Gespräche mit möglichen Vertriebspartnern gab. Auch gibt es keine Platzierungsgarantie seitens des Vertriebspartners.

DAS INVESTMENT.com: Meinen Sie, dass jeder Vermittler am Bankschalter und jeder Anleger bei Lektüre des Prospekts die Fondskonstruktion bis ins Einzelne durchschaut?

Maack: Grundsätzlich ist zu sagen, dass alle Informationen an verschiedenen Stellen im Prospekt wiederholt genannt werden und wir grundsätzlich versuchen, so transparent wie möglich zu prospektieren. Wäre dies nicht so, hätte ja auch niemand die Auszahlungen, die Nordcapital erhält, so detailliert berechnen können. Es ist aber eine komplexe Struktur mit vielen Einzelprojekten, die die Darstellung zumindest erschwert. Durch die entfachte Diskussion haben wir gelernt, dass das Konzept verständlicher dargestellt werden kann. Daran werden wir künftig arbeiten. Es liegt aber auch in der Verantwortung des Beraters, im Gespräch mit dem Anleger über den Fonds aufzuklären, auf Details einzugehen und dabei Chancen und Risiken aufzuzeigen. Wir sehen dies im Übrigen bei der Bulkerflotte  gewährleistet, da wir mit einem sehr qualifizierten Vertriebspartner zusammenarbeiten.

DAS INVESTMENT.com: Ein weiterer Stein des Anstoßes ist für Kritiker, dass Sie mit der Bulkerflotte 1 einen größeren Teil Ihrer Gewinne unter die Tonnagesteuer ziehen und somit von einer steuergünstigeren Lösung als bei der traditionellen Fondsvariante profitieren. Wie sehen Sie dies?

Maack: Hier ist festzuhalten, dass wir als Kommanditist an den Schiffen beteiligt sind und darauf unsere Auszahlungen erhalten. Diese fallen unter die Tonnagesteuer. Die laufenden Auszahlungen werden aber nicht als Gewinnvorab generiert. Sie sind somit auch nicht mit Vergütungen gleichzusetzen.

DAS INVESTMENT.com: Es gab vor kurzem mit der MS Pago ein Schiff eines anderen Emissionshauses, bei dem angesichts einer gegenüber den Anlegern zehnmal höheren Auszahlungsprognose für die Gründungskommanditisten gefragt wurde, ob dies die Finanzverwaltung langfristig akzeptieren würde.

Maack: Vom Grundsatz gilt auch hier: Es handelt sich um keine Vergütung, sondern um Auszahlungen, die sich erfolgsabhängig ergeben. In welchem Ausmaß erhöhte Gewinnbeteiligungen umgesetzt werden, muss jeder Initiator für sich selbst beurteilen. Wir erwarten grundsätzlich, dass viele der größeren Emissionshäuser weiter überwiegend klassische Konzeptionen umsetzen werden. Gleiches gilt auch für unser Haus.

DAS INVESTMENT.com: Dennoch betonen auch Sie die Vorzüge des Bulkerflotten-Fonds, bei dem Sie als Emissionshaus ins Risiko gehen und nach Ihrer Rechnung Anleger besser fahren als bei der Classic-Version. Sind deren 25 Prozent vorab überhaupt noch haltbar?

Maack: Im Prinzip muss das der Markt regeln – also auch der Vertrieb und der Anleger. Platzieren können Sie nur Marktgängiges. Warum sehen wir Fonds, die dem Vertrieb aus den Händen gerissen werden und solche, bei denen es schleppend geht? Es gibt einfach Investments , von denen der Anleger überzeugt ist: Wohl unter anderem, weil er vermutet, dass er das bekommt, was der Prospekt in Aussicht stellt und vielleicht sogar noch mehr. Alles andere interessiert ihn vielleicht dann gar nicht mehr so stark.
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