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Verantwortliches Investieren „90 Prozent unserer Fonds sind nachhaltig“

RWE-Braunkohlekraftwerk Niederaußem
RWE-Braunkohlekraftwerk Niederaußem: Der Kohle-Anteil des Versorgers soll bis 2040 von 38 auf 0 Prozent sinken. | Foto: IMAGO / Future Image

„Bei uns rückte Nachhaltigkeit nicht über Nacht in den Fokus, sondern ist seit der Unternehmensgründung im Jahr 1989 ein großes Thema“, erläuterte Maxime Carmignac bei ihrem Vortrag im Rahmen der diesjährigen Summerlounge und Investmentkonferenz des Vermögensverwalters in München. Aufgrund der Corona-Reisebeschränkungen konnte die Firmenerbin, die neben der langfristigen Strategie des französischen Vermögensverwalters auch das Großbritannien-Geschäft verantwortet, nicht persönlich vor Ort sein und wurde per Video zugeschaltet.

Maxime Carmignac, Carmignac

„Als aktiver und unabhängiger Vermögensverwalter ist es unsere Aufgabe, die Ersparnisse unserer Kunden langfristig effizient zu verwalten, um ihren Interessen gerecht zu werden“, betonte Carmignac. „Verantwortliches Investieren ist von Natur aus mit dem Erreichen dieses Ziels verknüpft.“

Hinzu komme, dass der französische Vermögensverwalter schon seit Langem auf die Emerging Markets setze. „Governance kann in den Schwellenländern heikel sein, deshalb müssen wir in Sachen Unternehmensführung extrem aufpassen“, betonte Carmignac. „Dank unseres Engagements haben wir die Governance-Aspekte allerdings seit jeher im Blick, was uns beim Thema ESG sehr entgegenkommt.“

Drei ESG-Themen im Fokus

Investitionen in Tabak, umstrittene Waffen oder Erwachsenenunterhaltung werden bei Carmignac kategorisch ausgeschlossen. Und auch sonst vertritt der Vermögensverwalter in Bezug auf Nachhaltigkeit eine klare Linie. „Als Boutique wollen wir nicht vorgeben, gut in allem zu sein“, erläuterte Carmignac. „Stattdessen setzen wir alles daran, die Besten in unseren spezifischen Nischen zu sein. Das gilt auch für ESG.“

Hinsichtlich des Umweltaspekts (E für Environment) steht der Klimawandel im Fokus. Ein Beispiel ist das Carmignac Portfolio Green Gold. Dieser ESG-Themenfonds investiert in innovative Unternehmen aus den Bereichen erneuerbare Energien oder Industrie, die sich aktiv mit dem Klimaschutz befassen und damit den Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft fördern.

„Unserer Auffassung nach muss jedes Unternehmen seinen Anteil zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen“, sagte Carmignac. „Wir arbeiten deshalb eng mit den Unternehmen zusammen, um Transparenz bei den Emissionen und dem Übergang zu umweltfreundlichen Richtlinien zu schaffen.“

Balance zwischen Governance und Leadership

Darüber hinaus ist man sich bei Carmignac sicher, dass gut ausgebildete und zufriedene Mitarbeiter der wichtigste Vermögenswert eines Unternehmens sind. „Aus diesem Grund tun wir sehr viel dafür, damit unsere Mitarbeiter bei der Arbeit glücklich sind. Das erwarten wir auch von den Unternehmen, in die wir investieren“, betonte die Leiterin des Großbritannien-Geschäfts. „An diesen Aspekt des Humankapitals glaube ich auch persönlich sehr stark.“

Hinsichtlich des Faktors Unternehmensführung versuchen Carmignac und ihr Team eine Balance zwischen Governance (Strukturen) und Leadership (Führung) zu finden. „Governance ohne Leadership ist bloße Verwaltung, während Leadership ohne Governance an Tyrannei erinnert“, erklärte Carmignac. „Da gerade in Familienunternehmen die Kräfte oft sehr konzentriert sind, ist eine starke Governance hier von großer Bedeutung und bildet zusammen mit Leadership das Yin und Yang einer erfolgreichen Organisation.“

Unternehmen im Wandel

Insgesamt gibt es beim Thema ESG zwei mögliche Vorgehensweisen: Entweder man konzentriert sich auf Unternehmen, die schon heute grün sind, oder man setzt auf Unternehmen im Übergang. In Paris hat man sich für Zweiteres entschieden. „Die Unternehmen, die schon heute am nachhaltigsten sind und über eine hohe Marktkapitalisierung verfügen, brauchen uns nicht, um grün zu werden“, beschrieb Carmignac das Vorgehen des Vermögensverwalters. „Unser Anspruch ist, uns in den Firmen zu engagieren, die heute am schlechtesten in Sachen Nachhaltigkeit dastehen. Wenn sie sich in die richtige Richtung bewegen, engagieren wir uns weiter, wenn nicht, verkaufen wir sie. Da sind wir sehr klar und genau das ist unser Ansatz, wie wir die Welt besser machen können.“

Als Beispiel für ein solches Unternehmen nannte die 41-Jährige den deutschen Energieversorgungskonzern RWE, dessen Kohleanteil heute noch bei 38 Prozent liegt, bis 2040 aber auf 0 Prozent gesenkt werden soll. „Eine riesige Verbesserung und daher interessant für uns.“

90 Prozent aller Fonds nachhaltig

Um die Wirkung eines Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft sowie umgekehrt den Einfluss dieser Faktoren auf die Geschäftstätigkeit zu bewerten, hat der Vermögensverwalter ein unternehmenseigenes ESG-Research-System namens START (System for Tracking and Analysis of a Responsible Trajectory) entwickelt, um so viele Risiken und Chancen zu erfassen wie möglich. „Dafür führen wir Daten des Marktes mit dem Wissen unserer Fondsmanager zusammen“, gab Carmignac einen Einblick in die Funktionsweise. „Dank des Tools ist ESG zu 100 Prozent im Anlageprozess all unserer Fonds integriert.“

Zum Ende des Jahres soll der Großteil aller Carmignac-Fonds nach Artikel 8 (72 Prozent) oder Artikel 9 (18 Prozent) der EU-Offenlegungsverordnung klassifiziert sein. „90 Prozent unserer Fonds sind nachhaltig. Damit sind wir ungefähr dreimal so gut wie der Markt, was uns sehr stolz macht“, offenbarte Carmignac. „Die steigende Bedeutung von ESG ist aus meiner Sicht auch eine Chance für junge Führungskräfte, um zu zeigen, dass wir es mit frischen Kräften schaffen können, zum Wohle aller beizutragen.“

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