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Fokus auf nachhaltige Büros Wie Immobilien-Investoren den Trend zu grünen Gebäuden vorantreiben

Baustelle des Bauprojekts „Four“
Baustelle des Bauprojekts „Four“ in Frankfurt am Main: Das Hochhaus ensemble wird zum Teil mit Erdwärme beheizt – für das Gesamtkonzept winkt das höchste DGNB-Zertifikat in Platin. | Foto: imago images/Jochen Tack

„Die fossilen Energien sind eine Sackgasse, keine Spardose“, so der eindringliche Appell von Robert Habeck an Deutschlands Immobilieneigentümer. Für das geplante Aus für Öl- und Gasheizungen
ab 2024 musste der grüne Wirtschaftsminister jüngst viel Kritik einstecken. Hinzu kommen die EU-Pläne für eine Sanierungspflicht alter Wohngebäude, die viele Hausbesitzer aufgeschreckt haben. Europaweit
wären Schätzungen zufolge 35 Millionen Immobilien betroffen. Allein in Deutschland könnte der klimaneutrale Umbau von Wohnhäusern 254 Milliarden Euro kosten, so eine Berechnung der Förderbank KfW.

Will die Bundesrepublik ihre Klimaziele erreichen, wären solche Sanierungen dringend notwendig. Dem Bundesumweltamt zufolge verursacht der Betrieb von Gebäuden in Deutschland etwa 35 Prozent des Endenergieverbrauchs und 30 Prozent der CO2-Emissionen. Auch für Käufer – und damit für die Wertentwicklung einer Immobilie – dürfte die Energieeffizienz künftig eine größere Rolle spielen. 

 

Investoren denken bereits um. So floss im vergangenen Jahr laut einer Erhebung des Immobiliendienstleisters BNP Paribas Real Estate jeder dritte auf dem Investmentmarkt für Immobilien angelegte Euro in zertifizierte Gebäude. Insgesamt steckten Großanleger 11,2 Milliarden Euro in grüne Gewerbeimmobilien. Der Anteil zertifizierter Anlagen am Gesamtmarkt stieg 2022 trotz des schwierigen Marktumfelds auf ein Rekordniveau von knapp 31 Prozent.

„ESG-Kriterien haben mit der neuen Regulatorik der Taxonomie- und der Offenlegungsverordnung der EU in einem kurzen Zeitraum einen sehr hohen Stellenwert bei Investitionsentscheidungen erreicht“, sagt Hermann Horster, Nachhaltigkeitschef bei BNP Paribas Real Estate. Institutionelle Anleger investierten 2022 bereits mehr als 60 Prozent ihres Anlagevolumens in nachhaltige Immobilien. Besonders oft holten sich Versicherungen und Pensionskassen grüne Gebäude ins Portfolio (siehe Grafik).

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Am häufigsten landeten dabei nachhaltige Büroimmobilien in den Depots der Investoren. Inzwischen fließe in dieser Assetklasse fast jeder zweite Euro in ein zertifiziertes Gebäude, so BNP. Deutlich gestiegen ist auch der Marktanteil grüner Logistikimmobilien – von knapp 17 Prozent im Jahr 2021 auf 27 Prozent im vergangenen Jahr. Bei Neubauten dominieren der Studie zufolge das Gütesiegel DGNB der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen sowie das US-Siegel LEED.

Im Bestand setzen viele Investoren auf das BREEAM-Zertifikat. Die Einstufungen seien zwar nicht mit der EU-Taxonomie abgestimmt, würden aber als verlässliches Signal für ESG und Nachhaltigkeit wahrgenommen, so BNP-Nachhaltigkeitsexperte Horster. Das gelte umso mehr, da der gesetzliche Rahmen sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene noch viele Fragen offenlasse.

 

Laut einer Befragung der Beratungsgesellschaft EY unter 250 Investoren am deutschen Immobilienmarkt wissen fast 60 Prozent nicht, inwieweit ihr Portfolio mit der Taxonomie übereinstimmt. Die Investmentprofis erwarten jedoch, dass die EU-Regeln beim Immobilienkauf an Bedeutung gewinnen. Weiterer Treiber sind die hohen Energiepreise. Knapp 90 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass dies Anreize für den Umbau des Gebäudebestands schaffe.

„Die Energiekrise erzeugt immensen Druck auf der Kostenseite und verschärft die Notwendigkeit der energetischen Sanierung im Gebäudesektor ungemein“, sagt Studienautor Florian Schwalm. Für die Branche sei das aber auch eine Chance, „in unserer krisenbehafteten Zeit einen enorm wichtigen Beitrag zu leisten“. Bis zur Klimaneutralität müssen allerdings noch viele Euros in grüne Gebäude fließen.

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