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in ETFs & IndexfondsLesedauer: 10 Minuten

„Aberwitzige Selbstüberschätzung aktiver Manager“ Die absurde Dämonisierung von ETFs

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Zu allererst muss man festhalten, dass der globale Marktanteil von passivem Investieren (ob mit traditionellen Indexfonds oder ETFs) nicht bei 20% oder 25% liegt, sondern bei wahrscheinlich unter einem Prozent – und das gut 40 Jahre nachdem der erste Indexfonds aufgelegt wurde. Warum die ETF-Kritiker bei Ihrer Marktanteilsschätzung so drastisch danebenliegen (genauer gesagt, danebenliegen wollen), habe ich in Kommer 2016 dargelegt (siehe Literatur am Ende dieses Textes).

Doch nicht nur die Marktanteilsschätzung der ETF-Kritiker ist inkorrekt, auch die inhaltliche Logik ihrer Argumente überzeugt nicht. Zunächst einmal gilt es festzustellen, dass Fondsmanager und andere aktive Anleger kollektiv nur wenig Einfluss auf die Allokation von Eigen- und Fremdkapital in einer Volkswirtschaft ausüben – wenig jedenfalls im Vergleich zu der Gruppe, die tatsächlich die Hände am Steuer der Kapitalallokation hat, nämlich die Käufer von Produkten und Dienstleistungen, also Konsumenten und Einkäufer in Unternehmen (wir alle). Jede Kaufentscheidung eines Konsumenten für ein Produkt – ob das ein Smartphone, eine Flugreise oder ein Haarschnitt ist – führt dem Produktanbieter Kapital, das heißt Geld in Form von Umsatz zu. Und jeder solche Kauf "bestraft" in gewisser Weise die Produktanbieter, die der Käufer mit seiner Kaufentscheidung übergangen hat.

Im Unterschied dazu führt ein Fondsmanager, der eine Aktie von einem anderen Anleger erwirbt oder der eine Aktie an einen anderen veräußert, dem betreffenden Unternehmen keinen einzigen Cent Kapital zu. Null. Niente. Das Unternehmen weiß noch nicht einmal, wer an diesem Trade beteiligt war, und noch weniger, welche Motivation hinter dem Trade steckte. Das jährliche Volumen von Aktien- und Anleihenneuemissionen, bei denen (aktive) Anleger einschließlich Fondsmanager einem Unternehmen tatsächlich ein bisschen Kapital injizieren, ist winzig im Vergleich zur Kapitalzuführung aus Güterumsätzen.

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Apple wurde während der vergangenen 25 Jahre das nach Marktkapitalisierung größte Unternehmen der Welt, weil Millionen von Konsumenten und Einkäufern in Firmen über viele Jahre hinweg seine hochmargigen Produkte gekauft haben. Fondsmanager haben zu diesem grandiosen Aufstieg so gut wie nichts beigetragen. Sie traden die Apple-Aktie zwar jeden Tag hektisch untereinander hin und her, das hat aber keine nennenswerte Liquiditäts- oder Gewinnwirkung für den Technologiekonzern. Nokia, einst der unbestrittene globale Marktführer bei Handys, ist nicht deshalb im wirtschaftlichen Nirwana verschwunden, weil Fondsmanager irgendwann herausfanden, dass Nokia-Handys nichts taugten, sondern weil private Haushalte und Unternehmen ab 2008 sich jedes Jahr immer häufiger gegen Nokia-Handys entschieden.

Wenn Anleger einen vernachlässigbaren Einfluss auf die volkswirtschaftliche Kapitalallokation haben, dann fällt natürlich auch das Argument in sich zusammen, demzufolge Indexfonds deswegen kritikwürdig seien, weil sie nicht aktiv zur Kapitallokation beitrügen. Das tun aktiv gemanagte Fonds ebenso wenig.

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