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Energiewende Abhängigkeit vom Öl verringern – Inflationsrisiken reduzieren

Gefangen im Eis
Gefangen im Eis: Um die Wirtschaft vor Inflationsspitzen im Zuge des Übergangs zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft zu schützen, ist eine rasche Abkopplung der Teuerung von den Ölpreisen notwendig. Alternativen sind gefragt | Foto: Imago Images / agefotostock

Im Jahr 1973 verhängte die Organisation der arabischen Erdöl exportierenden Länder ein Ölembargo gegen Staaten, die Israel während des Jom-Kippur-Krieges unterstützt hatten. Darunter waren auch die USA. Daraufhin stieg die US-Inflation im Jahresvergleich um 14 Prozent. Das wiederholte sich kurze Zeit später während der zweiten Ölkrise 1979, als der Ölpreis infolge der iranischen Revolution in die Höhe schnellte und die Inflation weiter anstieg (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Entwicklung der Rohölpreise (US-Sorte WTI in US-Dollar) und der US-Verbraucherpreise (CPI)

Quellen: FRED, BLS, BNP Paribas Asset Management analysis. Stand: Februar 2022

In den vergangenen zwölf Monaten ist der Preis der US-Rohölsorte WTI (West Texas Intermediate) auf Jahresbasis so stark gestiegen wie seit 1973 nicht mehr, der Verbraucherpreisindex kletterte um mehr als 6 Prozent. Einen langfristiger Inflationszyklus könnte eine Herausforderung darstellen. Denn angesichts der hohen Verschuldung des öffentlichen und privaten Sektors in den USA und anderswo ist es schwierig, eines der wichtigsten Instrumente zur Inflationsbekämpfung mit voller Kraft einzusetzen: Zinserhöhungen.

Alex Bernhardt, BNP Paribas AM

Öl ist jedoch nicht der einzige Rohstoff, der die Inflation beeinflusst. Der jüngste Anstieg der Erdgaspreise in Europa hat ebenfalls die Inflationssorgen geschürt. Außerdem beschleunigt sich der Übergang zu einer CO2-ärmeren Wirtschaft. Daher rechnen wir mit Preissteigerungen bei Rohstoffen, die für klimafreundliche Technologien benötigt werden.

Inflationstreiber: Abhängigkeit vom Öl muss sinken

Bleiben wir aber bei Öl. Dessen Preis wird von vielen Faktoren beeinflusst. Einige besonders wichtige werden wir mit Blick auf das Klima untersuchen – insbesondere solche, die zu einem Anstieg der Notierungen und der Inflation führen könnten.

Auf der Angebotsseite belasten derzeit eine Reihe von Entwicklungen die Produktion, darunter die schwierige finanzielle Lage vieler US-Schieferölproduzenten, der wachsende Druck der Investoren auf börsennotierte Ölunternehmen und zunehmend strengere Vorschriften. Die aktuell relativ hohen freien Produktionskapazitäten der Mitgliedsländer der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) könnten eventuelle Engpässe abmildern. Die US-Regierung hat die OPEC bereits aufgefordert, die Produktion zu erhöhen. Das wiederum unterstreicht die Bedeutung der Organisation und den Mangel an anderen politischen Instrumenten, mit denen das Weiße Haus die ölpreisbedingte Inflation kurzfristig in den Griff bekommen kann.

Eines ist jedoch klar: Um die ölbedingten Emissionen zu reduzieren, bedarf es mehr als nur angebotsseitiger Maßnahmen. Die Nachfrage muss sinken oder die Preise werden deutlich steigen. Und die politischen Entscheidungsträger müssen schnell dafür sorgen, dass die Verbraucher von erdölbasierten Produkten wie Benzin, Kerosin, Propan oder Heizöl problemlos Zugang zu Alternativen haben, um eine hohe Inflation beziehungsweise drastische Maßnahmen zur Dämpfung der Nachfrage zu vermeiden.

Um die Wirtschaft vor Inflationsspitzen im Zuge des Übergangs zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft zu schützen, ist wahrscheinlich eine rasche Abkopplung der Teuerung von den Ölpreisen notwendig.

Dafür müssen mehr Gelder in die Elektrifizierung des Verkehrs sowie in nichtfossile Alternativen für ölabhängige Sektoren wie die Stromerzeugung fließen. Auf diese beiden Bereiche entfallen zusammen rund 40 Prozent des Ölbedarfs. Das richtige Gleichgewicht zu finden, wird eine Herausforderung sein. Nichts zu tun ist aufgrund der dringenden Notwendigkeit, den Klimawandel einzudämmen, aber keine Option.

Chancen und Herausforderungen für Investoren

Für Investoren ist die Verringerung der Abhängigkeit von Öl mit Chancen sowie Risiken verbunden. Unternehmen aus dem Energiesektor oder aus energieabhängigen Branchen könnten während des Übergangs einen erheblichen Wertverlust oder einen Kostenanstieg hinnehmen müssen. Außerdem ist es möglich, dass Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung zu Verwerfungen an den Aktien- und Anleihemärkten führen – oder schlimmer noch, Zahlungsausfälle auslösen, die zu einer Finanzkrise führen.

Auf der anderen Seite werden in den kommenden Jahrzehnten Billionen US-Dollar benötigt, um den Strom- und Verkehrssektor zu elektrifizieren. Politische Unterstützung der Transformation scheint unausweichlich. Das schafft Anlagechancen in folgenden Bereichen:

  • Modernisierung von Stromnetzen sowie dezentrale Stromerzeugung
  • Produktion und Recycling von Metallen und Mineralien
  • Herstellung von Elektrofahrzeugen oder Fahrzeugen mit alternativen Kraftstoffen
  • Nachhaltige Biokraftstoffe oder Wasserstoffproduktion und -verteilung

Diese Dynamik zeigt sich bereits an den Märkten: Der MSCI World Energy Sector Index hat sich in den vergangenen Monaten schwächer entwickelt als der MSCI Alternative Energy Index. Anleger sollten aber beachten, dass nicht alle Anbieter kohlenstoffarmer Lösungen zu den Gewinnern zählen werden. Um die vielversprechendsten Unternehmen zu identifizieren, ist aktives Management eine Option.

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