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Absolute Return „Leistungsstarke Fonds können auch weiterhin kontinuierliche Erträge liefern“

Fondsexperte Björn Drescher von Drescher & Cie.
Fondsexperte Björn Drescher von Drescher & Cie.
Vermögensmanager raufen sich die Haare – ihre Ertragsquellen drohen zu versiegen. Aktien erscheinen inzwischen angemessen bewertet. Und die Anleihemärkte präsentieren sich chronisch renditeschwach.  

An Absolute-Return-Fonds führt somit kaum ein Weg vorbei – verheißen sie doch stabile positive Erträge selbst in turbulenten Börsenphasen. Doch können die Anbieter diesem Anspruch auch in Zukunft genügen? Fondsexperte Björn Drescher zeigt sich skeptisch: „Viele Absolute-Return-Fonds haben in der Vergangenheit nicht gehalten, was sie versprachen.“

Nach Ansicht des Geschäftsführers des Finanzinformations-Dienstleisters Drescher & Cie. werden zahlreiche Vertreter der Fondsgattung auch zukünftig enttäuschen. „Dies gilt vor allem für Produkte mit Long-Only-Strategie“, so der Fondsexperte. Schließlich seien die Rentenmärkte als zukünftiger Performance-Lieferant zumindest kritisch zu hinterfragen.

Mischfonds-Strategien: Aktien mit Anleihen kombinieren

Drescher erinnert daran, dass Absolute Return einen Sammelbegriff darstellt, hinter dem sich völlig unterschiedliche Konzepte verbergen. So verfolgen einige Manager klassische Mischfonds-Strategien – sie kombinieren Aktien mit Anleihen.

Bei Turbulenzen sollen die Gewinne eines Teils der selektierten Einzeltitel die Verluste anderer Wertpapiere wieder ausgleichen. Bei starken Börseneinbrüchen ging diese Strategie häufig schief. Zahlreiche renditeschwache Produkte, die nach Zulassung der Fondsklasse hierzulande vor rund zehn Jahren aufgelegt wurden, sind daher wieder vom Markt verschwunden.

Derivate zur Steuerung von Durationsrisiken

Andere Manager setzen hingegen Derivate ein, um zusätzlich an den Bewegungen der Währungs- und Rohstoffmärkte zu partizipieren oder um Durationsrisiken zu steuern. Drescher kann diesen Ansätzen infolge größerer Flexibilität mehr abgewinnen als reinen Multi-Asset-Long-Only-Ansätzen. Demnach könnten leistungsstarke Absolute-Return-Fonds auch weiterhin kontinuierliche Erträge liefern. „Anleger sollten allerdings darauf achten, dass ein Portfolio tatsächlich auch aktiv gemanagt wird und die laufenden Gebühren nicht zu hoch ausfallen“, so der Fondsexperte. „Dies gilt gerade bei defensiven Strategien mit vergleichsweise niedrigen Rohrenditen.“

Darüber hinaus sei es unabdingbar, mehrere Produkte zu mischen und die jeweils angewandten Einzelstrategien genau zu verstehen. Dieses Unterfangen fällt nicht leicht. Schließlich müssen die Investoren einschätzen, ob und wie die selektierten Fonds miteinander korrelieren, damit die erwünschte Risikoglättung auch gelingt.         
 
Mehrgleisig fahren

Auch Norbert Neunhoeffer plädiert dafür, aus Gründen der Diversifikation verschiedene Absolute-Return-Fonds zu mischen. „Ein Depotanteil von bis zu 30 Prozent im Gesamtportfolio ist vertretbar. Allerdings sollten Investoren individuell entscheiden, wie hoch sie die Gattung insgesamt gewichten und welche Einzelprodukte sie bevorzugen“, erklärt der Geschäftsführer des Research- und Advisoryhauses MMD Multi Manager.

Neunhoeffer zufolge findet man Absolute-Return-Produkte in der Gruppe der vermögensverwaltenden Fonds und etwas häufiger in der Gruppe der Strategiefonds.

Leistung des Managementteams entscheidend
Verfolgt werden hier vielfach auch marktneutrale Strategien. Oder die Anlagemanager gehen Short-Positionen ein, um Performance zu generieren. „Damit orientieren sich die Fonds nicht an einem Börsenindex. Anders als bei der Masse entscheidet somit die Leistung des Managementteams ganz wesentlich über den Anlageerfolg“, hebt Neunhoeffer hervor. Dies habe Vor- und Nachteile. „Nutzt das Fondsmanagement seine umfangreichen Freiheiten weitblickend, kann Absolute Return ein Portfolio stabilisieren.“

Zu den grundsätzlichen Nachteilen des Segments zählt der Investmentstratege hingegen die mangelnde Transparenz. So seien die verwendeten Strategien nur schwer zu verstehen. „Berater können ihren Kunden mitunter auch schwer vermitteln, warum der Absolute-Return-Fonds im Kurs nachgibt, während der DAX von einem Hoch zum nächsten eilt.“

Welche Qualitätskriterien zählen

Neunhoeffer hat bei der MMD eine Datenbank aufgebaut, in der rund 2.000   vermögensverwaltende Fonds sowie Strategiefonds erfasst sind. Um leistungsstarke Konzepte herauszufiltern, achtet der Experte vor allem auf über lange Jahre erzielte Wertzuwächse, eine geringe Schwankungsintensität und einen möglichst niedrigen maximalen Drawdown.

Haben die Manager bei starken Markteinbrüchen tatsächlich Verluste begrenzt und erlittene Einbußen schnell wieder aufgeholt? Wurde das Versprechen eingelöst, im langjährigen Durchschnitt die versprochene Zielrendite zu erwirtschaften? – Nur wenige Absolute-Return-Produkte schaffen diesen Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit.  

Neunhoeffer zufolge führt die Vielzahl mittelmäßiger Leistungen zu einer Konzentration der Investorengelder auf wenige Top-Produkte: „Etwa 30 Manager teilen sich mehr als 90 Prozent des in Strategiefonds angelegten Kapitals“, so seine Beobachtung. Anlegern mit Interesse am Thema empfiehlt der Fondsexperte, auf Konzepte zu setzen, die über einen langfristig überzeugenden Track Record verfügen und sich über mehrere unterschiedliche Anlageklassen und Investmentstile definieren. „Es gibt Positivbeispiele, die zeigen, dass Absolute Return funktionieren kann. Diese zu finden, ist jedoch die Kunst“, so sein Resümee.

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