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Absolute Return „Wir brauchen derzeit jeden einzelnen Basispunkt an Mehrrendite“

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Sie halten Absolute Return also die Treue?

Derzeit schon. Denn angesichts des Niedrigzinsumfelds brauchen wir jeden einzelnen Basispunkt an Mehrrendite. Deswegen bin ich auch bereit, weiterhin intensiv nach Alpha-Strategien zu suchen.

Mit welchen Strategien haben Sie positive Erfahrungen gemacht?


Das hängt natürlich immer stark von der Marktphase ab. Aktuell arbeiten wir mit 20 Absolute Return-Managern zusammen. Die größte Allokation entfällt auf Emerging Markets Debt mit 43 Prozent. Eine Strategie, die wir aufgrund der freien Ausgestaltung des Mandats bei Absolute Return einordnen. Freude haben uns etwa Credit Long-/Short-Strategien und auch optionsbasierte Ansätze gemacht. Letztere haben uns eine Internal Rate of Return von 13 Pozent pro Jahr beschert. Quantitativ ausgerichtete Ansätze wie Global Macro und CT A hatten allerdings ihre Schwierigkeiten in Märkten, die in den vergangenen Jahren sehr politisch waren. Die Signale der Modelle kamen einfach zu spät oder waren falsch.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Strategien aus?


Unsere Checkliste ist lang. Wichtig sind etwa Regressionsanalysen, mit denen wir prüfen, ob die Strategien tatsächlich reines Alpha erwirtschaften oder doch nur verstecktes Beta aufgrund zu hoher Korrelationen mit allgemeinen Marktrisikofaktoren. Der nachgewiesene Track Record sollte GIPS -compliant sein. Zu unserem Auswahlprozess gehört auch eine Analyse des Investmentteams: Wer ist der verantwortliche Portfolio-Manager, wie ist seine Erfahrung? Wer trifft die Investmententscheidung?

Wie ist die Fluktuation des Teams und wie wird es incentiviert, also wie sehen Vergütung, Eigeninvestment und Bonusregelung aus? Und dennoch gehen wir dabei nicht dogmatisch vor. Für uns können kleine Anbieter ebenso infrage kommen wie große, etablierte. Allerdings sind wir in der Regel nicht bereit, für gänzlich neu aufgesetzte Strategien Startkapital bereitzustellen. Wir bevorzugen Strategien, die bereits live sind und eine gewisse Historie vorzuweisen haben. Wir sind offen für beide Ansätze beim Investmentprozess: Team oder Guru. Der Teamansatz bedeutet meist mehr Prozesssicherheit, der Guruansatz oft mehr Renditeerwartung.

Nach zehn Jahren Absolute Return in Deutschland hat die Anlageklasse ihre ersten Kinderkrankheiten hinter sich. Wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf?


Bei den Gebühren. Die Gebührenmodelle vieler Manager sind weder gerechtfertigt noch zeitgemäß. Gerade jetzt in Zeiten des extrem niedrigen Basiszinses, in denen alle ihre Gebühren kürzen. Wir brauchen von den Anbietern zudem eine größere Transparenz, mehr zeitnahe Durchsicht auf die einzelnen Anlageklassen und auch die Einzeltitel.

Gerade unter den neuen Eigenkapitalanforderungen nach Solvency II ab 2016 kostet uns fehlende Transparenz Eigenkapital. Gleichzeitig müssen wir künftig genug Eigenkapital haben, um renditeorientiert jenseits des klassischen Festzinsbereichs anzulegen. Und genau das müssen die Anbieter verstehen: Mehr Transparenz bedeutet für uns Investoren weniger Eigenkapitalbedarf. Oder anders ausgedrückt: Fehlende Transparenz führt zum Ausstieg aus Investments.

Wie „pflegeleicht“ sind Absolute Return-Strategien im Risikomanagement?


Das Risikomanagement von Absolute Return-Strategien ist eine Herausforderung und wird es gerade unter Solvency II ab 2016 auch bleiben. Die entsprechenden Fachkollegen mögen Absolute Return nicht besonders, weil diese Strategien schwerer zu berechnen sind. Sie passen in keine der Schubladen der normalen Anlageklassen und lassen sich schwieriger modellieren. Gerade deswegen ist es so wichtig, das eigene Absolute Return-Portfolio in seinem Verhalten in den einzelnen Marktphasen gut zu verstehen, damit man es dann in seinem Kapitalanlagemodell für das Asset Liability Management und das Risikomanagement richtig abbilden kann.

Herr Heinke, werden Sie demnächst Ihre Absolute Return-Quote aufstocken?


Austocken nicht, da wir bereits unsere strategischen Zielquoten erreicht haben, die wir nicht weiter ausdehnen werden. Stattdessen werden wir unser Portfolio optimieren, indem wir innerhalb der Strategien umgewichten. Denn für die einzelnen Strategien innerhalb der Anlageklasse Absolute Return gibt es keine risikobezogenen Limite, sondern eine flexible Zielallokation. Wir werden auch umschichten, wenn das Mehr an Rendite ein Mehr an Illiquidität bedeutet. 

Herr Heinke, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Dieses Interview wurde uns freundlicherweise von Lupus alpha zur Verfügung gestellt.

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