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Acatis-Gründer Hendrik Leber
Steepener Note: Hedge gegen die Rezession
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Acatis-Gründer Hendrik Leber Steepener Note: Hedge gegen die Rezession

Acatis-Gründer Hendrik Leber
Hendrik Leber, Gründer der Fondsboutique Acatis | Foto: Acatis

Mit den ersten Bankenpleiten in den USA und der Notübernahme der Credit Suisse sind die Bremsspuren des geldpolitischen Straffungskurses seitens der Notenbanken deutlich sichtbar geworden. Eine Rezession ist unausweichlich und mit ihr dürfte sich auch die Zinsstrukturkurve wieder normalisieren. Davon profitiert eine Steepener Note, die wir deshalb in unseren Acatis Fair Value Modulor Vermögensverwaltungs-Fonds gekauft haben.

 

 

Die Zinskurve ist ein wichtiger Konjunkturindikator. Normalerweise gilt: Je länger die Laufzeit einer Anleihe oder eines Kredits, desto höher die Rendite. Denn Anleger, die ihr Kapital länger binden, wollen einen Ausgleich für das Risiko einer steigenden Inflation und eines Kreditausfalls. Dafür erwarten sie höhere Zinsen. Derzeit ist das Bild jedoch umgekehrt: Investoren erhalten rund 60 Basispunkte (0,6 Prozent) mehr Rendite, wenn sie ihr Kapital in den USA nur für zwei statt für zehn Jahre ausleihen.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

 

In Europa sieht es ähnlich aus. Beides ist nur selten der Fall. Die Zinsstrukturkurve in den USA ist so invers wie seit über 40 Jahren nicht mehr. Bei uns war sie seit Einführung des Euro nie so invers wie heute. Noch Mitte März lag beispielsweise der Renditeabstand (Spread) zwischen zehn- und zweijährigen US-Staatsanleihen sogar bei fast 100 Basispunkten, im negativen Bereich wohlgemerkt. Mit den ersten Bankenpleiten in den USA kam dann die Wende.

An einer Rezession führt kein Weg vorbei

In den vergangenen zwölf Monaten hat die US-Notenbank die Zinsen von nahe null auf fast 5 Prozent angehoben, was zu einem starken Anstieg der kurzfristigen Zinsen geführt hat, während die langfristigen Zinsen weniger stark gestiegen sind. Dadurch hat sich die Zinsstrukturkurve umgekehrt – die kurzfristigen Zinsen liegen über den langfristigen. Dies geschah in den USA seit der Aufgabe des Währungssystems von Bretton Woods im Jahr 1976 sechsmal, sechsmal folgte eine Rezession. Auch in Europa folgte auf jede inverse Zinsstrukturkurve eine Rezession. Und zu Zeiten der guten alten D-Mark war es genauso.

Auch diesmal erwarten wir eine Rezession. Im Zuge dieser Rezession sollte sich auch die Zinsstrukturkurve wieder normalisieren. Noch nie war eine Zinsstrukturkurve länger als 16 Monate invers. Als Hedge gegen die Rezession eignet sich somit ein Produkt, das von einer Normalisierung der Zinsstrukturkurve profitiert. In unserem Acatis Fair Value Modulor Vermögensverwaltungs-Fonds haben wir uns daher für den Kauf einer Steepener Note als attraktive Beimischung auf der Rentenseite entschieden. Gleichzeitig haben wir unsere Aktienpositionen teilweise mit Optionen gegen eine mögliche Gewinnrezession der Unternehmen abgesichert.

Steepener Note als Anleihe-Turbo

Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich bei der Steepener Note um den Kauf eines Zinsswaps. Man tauscht (swappt) langfristige Zinsen gegen kurzfristige Zinsen. Als Anleger profitiert man also genau dann, wenn die langfristigen Zinsen stärker steigen als die kurzfristigen und/oder die kurzfristigen Zinsen stärker fallen als die langfristigen. In unserem Fall tauschen wir Euro-Zinsen mit einer Laufzeit von 20 Jahren gegen solche mit einer Laufzeit von zwei Jahren. Die Anleihe wird bereits nach acht Jahren zurückgezahlt. Mit einem Cap und einem Floor wird der Zinssatz zwischen 0 und 10 Prozent fixiert. In den ersten beiden Jahren werden jedoch garantiert vier Prozent gezahlt.

Fast ein „Free Lunch“ an der Börse

 

Es gibt nun drei mögliche Szenarien: Wenn die Rezession kommt, werden die Notenbanken gegensteuern, indem sie die Leitzinsen unter das Niveau der langfristigen Marktzinsen senken. Die Zinsstrukturkurve normalisiert sich. Die Notenbanken vollziehen damit das, was der Markt bereits antizipiert hat. Bleibt die Rezession wider Erwarten aus, führt der Kapitalhunger der Wirtschaft wieder zu steigenden Langfristzinsen. Denn Kreditnehmer bevorzugen in der Regel eine längere Planbarkeit der Zinskosten.

 

Auch in diesem Fall würde sich die Zinskurve normalisieren, wenn auch langsamer. Das dritte Szenario ist extrem unwahrscheinlich: Die Zinskurve bleibt über mehrere Jahre invers. Der Zinssatz der Steepener Note sinkt dann von anfänglich vier Prozent in den ersten beiden Jahren auf null. Der Kapitalerhalt bleibt aber gewährleistet. Kein Risiko für uns als Investor.

 

 

 Über den Autor:

 

Hendrik Leber ist Gründer und Chef der Frankfurter Fondsboutique Acatis. Zu den von ihm geleiteten Fonds zählen der Acatis Datini Valueflex (ISIN: DE000A1H72F1) und der Acatis Aktien Global (DE0009781740). Letzterer gehört schon seit Jahren zu unseren 100 Fondsklassikern.

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