Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater
Höhenrausch am Aktienmarkt
Ulrich Kater ist Chefvolkswirt der Dekabank. Foto: Dekabank
Nach der jüngsten Rally am Aktienmarkt fragen sich viele Anleger, ob Investments aktuell überhaupt sinnvoll sind. Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater gibt einen Überblick über volkswirtschaftliche Indikatoren.
Der deutsche Aktienmarkt eilte in der zweiten Maihälfte von Höchststand zu Höchststand. Und auch im Juni setzte sich das Geschehen zunächst fort. Viele Anleger fragen sich, ob man auf diesen Niveaus noch investieren kann. Die historisch passende Antwort lautet: Man kann. Die Höchststände von heute sind die Normalkurse von morgen. Bei ganz langen Zeiträumen ist sogar die Einmalanlage zu einem beliebigen Zeitpunkt dem Sparplan überlegen. Vielleicht auch beim Verbrauch von Baldrian zur Nervenberuhigung, aber bei der langfristigen Performance dann auch.
Es gibt eine Fülle von weiteren Argumenten pro Aktie. Der deutsche Aktienindex Dax steigt nicht nur deswegen, weil die in ihm enthaltenen Unternehmen im Durchschnitt immer wertvoller werden, sondern auch wegen der regelmäßigen Dividendenzahlungen. Das deutsche Börsenbarometer wird – im Gegensatz zu den anderen globalen Aktienindizes – üblicherweise als sogenannter Performanceindex ausgewiesen. Damit spiegelt der Dax für die Anleger den Gesamtertrag der Aktienanlagen wider. Und da Dividenden fortlaufend – und oft sogar in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten wie etwa den gegenwärtigen – gezahlt werden, leisten auch die Ausschüttungen ihren Beitrag zu einem dauerhaften Anstieg. Allein eine Dividendenrendite von drei Prozent ließe den Dax bis zum Ende des Jahrzehnts auf 20.000 Punkte ansteigen. Wahrscheinlich geht es schneller.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Der deutsche Aktienmarkt eilte in der zweiten Maihälfte von Höchststand zu Höchststand. Und auch im Juni setzte sich das Geschehen zunächst fort. Viele Anleger fragen sich, ob man auf diesen Niveaus noch investieren kann. Die historisch passende Antwort lautet: Man kann. Die Höchststände von heute sind die Normalkurse von morgen. Bei ganz langen Zeiträumen ist sogar die Einmalanlage zu einem beliebigen Zeitpunkt dem Sparplan überlegen. Vielleicht auch beim Verbrauch von Baldrian zur Nervenberuhigung, aber bei der langfristigen Performance dann auch.
Es gibt eine Fülle von weiteren Argumenten pro Aktie. Der deutsche Aktienindex Dax steigt nicht nur deswegen, weil die in ihm enthaltenen Unternehmen im Durchschnitt immer wertvoller werden, sondern auch wegen der regelmäßigen Dividendenzahlungen. Das deutsche Börsenbarometer wird – im Gegensatz zu den anderen globalen Aktienindizes – üblicherweise als sogenannter Performanceindex ausgewiesen. Damit spiegelt der Dax für die Anleger den Gesamtertrag der Aktienanlagen wider. Und da Dividenden fortlaufend – und oft sogar in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten wie etwa den gegenwärtigen – gezahlt werden, leisten auch die Ausschüttungen ihren Beitrag zu einem dauerhaften Anstieg. Allein eine Dividendenrendite von drei Prozent ließe den Dax bis zum Ende des Jahrzehnts auf 20.000 Punkte ansteigen. Wahrscheinlich geht es schneller.
Das konjunkturelle Momentum hat sich positiv verstetigt. Die Stimmungsindikatoren in der Wirtschaft zeigen weltweit nach der Pandemie deutlich nach oben. Das wird auch noch eine Weile anhalten: In der Industrie muss die Aufholnachfrage abgearbeitet werden. Dazu wird in den kommenden Monaten die Erholung in den Dienstleistungsbranchen stoßen. Obwohl die Erwartungen an den wirtschaftlichen Aufschwung in den vergangenen Wochen bereits deutlich nach oben angepasst wurden, übertreffen die tatsächlich berichteten wirtschaftlichen Daten die Prognosen deutlich. Das zieht weitere Aufwärtsrevisionen im Wachstumsausblick nach sich. Gleiches gilt für Unternehmensgewinne.
Sowohl in den USA und in Europa als auch in den Schwellenländern berichten die Unternehmen Ergebnisanstiege, welche die in den vergangenen Wochen bereits deutlich nach oben revidierten Schätzungen massiv übertreffen. Auch dies zieht weitere Aufwärtsrevisionen für die im Gesamtjahr erwarteten Gewinne nach sich. In den USA beispielswiese wird aktuell für 2021 ein Gewinnwachstum von 34 Prozent gegenüber dem Jahr 2020 erwartet. Zum Jahresstart lag die Schätzung noch bei 22 Prozent. Dies lässt sich in ähnlichem Ausmaß auch auf andere Regionen übertragen. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen, so dass die Indikatoren zur Bewertung der Unternehmensergebnisse unverändert positiv für den Aktienmarkt zu beurteilen ist.
Ja, es ist richtig, das die Bewertungen angestiegen sind im letzten Jahr. Beim Dax mittlerweile auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15 (nach 14 Anfang des Jahres 2020), beim EuroStoxx 50 auf 17,7 nach 14,4 und die US-Märkte sind am teuersten (KGV S&P 500: 21,3 gegenüber 18,3 Anfang 2020). Allerdings sind Bewertungen eine Funktion des allgemeinen Zinsniveaus. Wenn dieses dauerhaft und kräftig ansteigt, haben viele Asset-Märkte ein Bewertungsproblem. Zinsen werden auch einmal wieder steigen. Die Frage ist nur, ob das so bald der Fall sein wird. Wenn wir im Jahr 2022 nicht wirklich eine böse Inflationsüberraschung erleben, und die Teuerungsraten weiter nach oben zeigen, dann ist angesichts der demografischen Lage ein solcher Zinsanstieg in naher Zukunft zu nicht erwarten.
Gründe für Irritationen an den Aktienmärkten gibt es auch nach dem politischen Dauerstress während der Regierung Trump genug. So sind die Inflationsraten für den Herbst wirklich schwer einschätzbar; sollte die Preiswelle noch höher ausfallen als bislang schon erwartet, würden einige Marktteilnehmer sehr nervös werden. Und wer bisher nur wegen der Höchststände nicht engagiert war, der hätte die Gelegenheit, etwas günstiger an Aktien heranzukommen. Aber diesen Skeptikern fällt meistens dann auch ein Argument ein, warum der Aktienmarkt „zu heiß“ ist.
Über den Autor