ACMBernstein: Trends bei Schwellenland-Konsumgüteraktien richtig erkennen
Tassos Stassopoulos, Portfolio Manager für globale und Themen-Portfolios von ACMBernstein
Sind Investitionen in die Schwellenländer-Märkte an einem Wendepunkt angekommen? Viele Fonds verzeichnen vor allem im Aktiensegment derzeit Abflüsse und auch der Optimismus einiger Fondsmanager ist gebremst.
Doch nicht überall ist die Stimmung pessimistisch. Vor allem im Bereich der Konsumgüter haben die Schwellenländer noch einiges zu bieten. Hier finden sich äußerst attraktive Anlagemöglichkeiten. Diese aufzudecken bedarf jedoch einer genauen Analyse der lokalen Gegebenheiten sowie den Vergleich mit Vergangenheit, Gegenwart und Entwicklungen in Industrieländern. So lassen sich Trends ableiten und eine gute Rendite erwirtschaften.
Doch wie sollen Investoren bei der Analyse von Konsumgüteraktien aus den Schwellenländern vorgehen? Ein reines Investment in Unternehmen aus einem Index ist zu kurz gedacht. In den Indizes sind oft nur die großen Namen enthalten, doch die einzelnen Märkte und Segmente entwickeln sich unterschiedlich. Wichtig ist vor Ort den Bedarf der Bevölkerung genau zu analysieren.
In den letzten Jahren war ich mit meinem Team unter anderem in Indien, China aber auch Südafrika und der Mongolei unterwegs. Dabei wurde schnell deutlich, dass die einzelnen Branchen sich unterschiedlich entwickeln, dabei jedoch in Wechselbeziehungen zueinander stehen und Einfluss aufeinander nehmen.
Ein Beispiel: Indien, auf Platz zwei der bevölkerungsreichsten Länder der Welt, ist zugleich der größte Markt für Milch. Das Land konsumiert mehr Milch als die Vereinigten Staaten oder China. Aber weniger als 20 Prozent der Haushalte besitzen einen Kühlschrank, um Produkte wie Milch haltbar zu bevorraten. Die Popularität der Milch in Kombination mit der bevorstehenden Zunahme von Kühlschränken in den Haushalten, wird zu einem Boom führen.
Untersuchungen vor Ort zeigen, dass die steigende Zahl der Kühlschränke einen weiteren entscheidenden Einfluss hat. Im warmen indischen Klima kann die Kühlmöglichkeit Lebensmittel länger haltbar machen. Das wiederum verschafft den arbeitenden indischen Müttern mehr Zeit – da sie zum Teil bis zu drei Stunden am Tag damit verbringen, Mahlzeiten frisch zuzubereiten. Diese ‚ersparte Zeit‘ können die Mütter damit verbringen, erwerbstätig zu sein und mehr zum Familieneinkommen beizutragen.
Dadurch wird ihr Wohlstand weiter gesteigert. Das wiederum nährt die Nachfrage nach bis dahin kaum erschwinglichen Gütern – wie zum Beispiel die als qualitativ hochwertiger angesehenen Produkte internationaler Markenunternehmen. Diese haben dadurch weiteres Wachstumspotenzial, da sie dem Konsumenten eine gleichbleibende Qualität und damit eine höhere Verlässlichkeit bieten.
Um den geeigneten Zeitpunkt für ein Investment zu finden, müssen Anleger den so genannten „Wendepunkt“ identifizieren, also den Moment kurz bevor der Boom startet. Solche Trends können am ehesten mit einer Strategie des „Dreifach-Ansatzes“ aufgedeckt werden, der Investitionschancen im Schnittpunkt von drei verschiedenen Entwicklungsgeraden analysiert
Wer versucht mit den klassischen Methoden die Konsumententrends in den Schwellenländern zu erkennen, setzt meines Erachtens nach zu stark auf etablierte Unternehmen. So findet man nur die Gewinner von gestern aber nicht immer von morgen. Wir suchen nach Märkten die kurz vor einem Boom stehen. Also bis jetzt flach gewachsen sind und kurz vor dem Wendepunkt stehen, ab dem das Wachstum hochschnellen wird, bevor es sich wieder verlangsamt. Hierfür ist es vorzuziehen, drei Ebenen gleichzeitig zu analysieren. Wenn auf verschiedenen Wegen das gleiche Ergebnis herauskommt, spricht sehr viel für ein optimales Resultat. Die erste Analyse-Ebene des „Dreifach- Ansatzes“ betrachtet die Entwicklung verschiedener Emerging Markets und Industrienationen in der Vergangenheit. So lassen sich Parallelen ziehen, um Aufschluss über die zukünftigen Aussichten eines Marktes, Produktes oder einer Dienstleistung in einem anderen Land zu erhalten. Dabei haben wir 30 Produkte und Dienstleistungen in über 50 Ländern über die letzten 20 Jahre analysiert. Gerade der Automobilmarkt zeigt das ganz klar: Die Nachfrage steigt deutlich, wenn das Pro-Kopf-Bruttoinlandprodukt 6.000 US-Dollar übersteigt. Deshalb ist China gerade interessant.
Abbildung: Wachstumsprognose für den Automobilsektor in China Die Geschichte wiederholt sich jedoch nicht in jedem Fall, deshalb ist es von zentraler Bedeutung, sich nicht nur auf eine Analyse zu verlassen. Darum betrachten wir zweitens auch aktuelle Parallelen zwischen den Schwellenländern. 50 Länder auf verschiedenen Entwicklungsstufen werden dabei berücksichtigt und die Weiterentwicklung der Konsumausgaben analysiert.
So ging der jährliche Anstieg bei den Automobilausgaben in China 2012 auf 18 Prozent zurück, und laut vielen Konsensprognosen dürfte dieser Trend weiter anhalten. Wir glauben jedoch, dass in China in den nächsten drei bis vier Jahren die Ausgaben für Autos wieder um 24 Prozent wachsen werden. Denn dann werden die Chinesen ebenso wohlhabend sein wie heute Südafrikaner, Malaysier oder Mexikaner.
Die Ergebnisse werden in einer dritten Ebene durch die Analyse der Verbraucher in Industrienationen verifiziert. Dazu wird die Marktdurchdringung von Konsumgütern bei Verbrauchern mit entsprechenden Einkommensklassen in den USA, Großbritannien und Deutschland verglichen. „Wir wollen wissen, wie sich die Konsumgewohnheiten mit dem wachsendem Wohlstand ändern“, so Stassopoulos.
Aus der Entwicklung in einer vergleichbaren Bevölkerungsschicht in einem der Industrieländer können wir Rückschlüsse auf die Entwicklung in einem ausgewählten Schwellenländer-Markt ziehen. Das unterstützt auch die oben gezeigten Annahmen über den chinesischen Automobilmarkt. Denn die Analyse aus der dritten Perspektive hat ergeben, dass zum Beispiel in Großbritannien die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung 17-mal mehr Geld für Autos ausgeben als die ärmsten zehn Prozent. Überträgt man diese Mehrausgaben für Autos auf China, bedeutet das einen zusätzlichen Anschub von jährlich vier bis fünf Prozentpunkten – da ‚reicher werdende Konsumenten‘ mehr Geld für Autos ausgeben. Daraus resultiert ein erwartetes Marktwachstum von 23 bis 24 Prozent. Die Ergebnisse aus dem „Dreifach-Ansatz“ zeigen, dass ein Blick unter die Oberfläche durchaus lohnenswert ist. Trends, die sich auf einen ersten Blick zeigen, sind nicht immer zukunftsorientiert. Investoren die zum Beispiel in Indien nur einen Ansatzpunkt analysieren und auf Kühlschränke setzen, würden hier den zu erwartenden Anstieg bei Qualitätsmilchprodukten verpassen.
Doch nicht überall ist die Stimmung pessimistisch. Vor allem im Bereich der Konsumgüter haben die Schwellenländer noch einiges zu bieten. Hier finden sich äußerst attraktive Anlagemöglichkeiten. Diese aufzudecken bedarf jedoch einer genauen Analyse der lokalen Gegebenheiten sowie den Vergleich mit Vergangenheit, Gegenwart und Entwicklungen in Industrieländern. So lassen sich Trends ableiten und eine gute Rendite erwirtschaften.
Doch wie sollen Investoren bei der Analyse von Konsumgüteraktien aus den Schwellenländern vorgehen? Ein reines Investment in Unternehmen aus einem Index ist zu kurz gedacht. In den Indizes sind oft nur die großen Namen enthalten, doch die einzelnen Märkte und Segmente entwickeln sich unterschiedlich. Wichtig ist vor Ort den Bedarf der Bevölkerung genau zu analysieren.
In den letzten Jahren war ich mit meinem Team unter anderem in Indien, China aber auch Südafrika und der Mongolei unterwegs. Dabei wurde schnell deutlich, dass die einzelnen Branchen sich unterschiedlich entwickeln, dabei jedoch in Wechselbeziehungen zueinander stehen und Einfluss aufeinander nehmen.
Ein Beispiel: Indien, auf Platz zwei der bevölkerungsreichsten Länder der Welt, ist zugleich der größte Markt für Milch. Das Land konsumiert mehr Milch als die Vereinigten Staaten oder China. Aber weniger als 20 Prozent der Haushalte besitzen einen Kühlschrank, um Produkte wie Milch haltbar zu bevorraten. Die Popularität der Milch in Kombination mit der bevorstehenden Zunahme von Kühlschränken in den Haushalten, wird zu einem Boom führen.
Untersuchungen vor Ort zeigen, dass die steigende Zahl der Kühlschränke einen weiteren entscheidenden Einfluss hat. Im warmen indischen Klima kann die Kühlmöglichkeit Lebensmittel länger haltbar machen. Das wiederum verschafft den arbeitenden indischen Müttern mehr Zeit – da sie zum Teil bis zu drei Stunden am Tag damit verbringen, Mahlzeiten frisch zuzubereiten. Diese ‚ersparte Zeit‘ können die Mütter damit verbringen, erwerbstätig zu sein und mehr zum Familieneinkommen beizutragen.
Dadurch wird ihr Wohlstand weiter gesteigert. Das wiederum nährt die Nachfrage nach bis dahin kaum erschwinglichen Gütern – wie zum Beispiel die als qualitativ hochwertiger angesehenen Produkte internationaler Markenunternehmen. Diese haben dadurch weiteres Wachstumspotenzial, da sie dem Konsumenten eine gleichbleibende Qualität und damit eine höhere Verlässlichkeit bieten.
Um den geeigneten Zeitpunkt für ein Investment zu finden, müssen Anleger den so genannten „Wendepunkt“ identifizieren, also den Moment kurz bevor der Boom startet. Solche Trends können am ehesten mit einer Strategie des „Dreifach-Ansatzes“ aufgedeckt werden, der Investitionschancen im Schnittpunkt von drei verschiedenen Entwicklungsgeraden analysiert
Wer versucht mit den klassischen Methoden die Konsumententrends in den Schwellenländern zu erkennen, setzt meines Erachtens nach zu stark auf etablierte Unternehmen. So findet man nur die Gewinner von gestern aber nicht immer von morgen. Wir suchen nach Märkten die kurz vor einem Boom stehen. Also bis jetzt flach gewachsen sind und kurz vor dem Wendepunkt stehen, ab dem das Wachstum hochschnellen wird, bevor es sich wieder verlangsamt. Hierfür ist es vorzuziehen, drei Ebenen gleichzeitig zu analysieren. Wenn auf verschiedenen Wegen das gleiche Ergebnis herauskommt, spricht sehr viel für ein optimales Resultat. Die erste Analyse-Ebene des „Dreifach- Ansatzes“ betrachtet die Entwicklung verschiedener Emerging Markets und Industrienationen in der Vergangenheit. So lassen sich Parallelen ziehen, um Aufschluss über die zukünftigen Aussichten eines Marktes, Produktes oder einer Dienstleistung in einem anderen Land zu erhalten. Dabei haben wir 30 Produkte und Dienstleistungen in über 50 Ländern über die letzten 20 Jahre analysiert. Gerade der Automobilmarkt zeigt das ganz klar: Die Nachfrage steigt deutlich, wenn das Pro-Kopf-Bruttoinlandprodukt 6.000 US-Dollar übersteigt. Deshalb ist China gerade interessant.
Abbildung: Wachstumsprognose für den Automobilsektor in China Die Geschichte wiederholt sich jedoch nicht in jedem Fall, deshalb ist es von zentraler Bedeutung, sich nicht nur auf eine Analyse zu verlassen. Darum betrachten wir zweitens auch aktuelle Parallelen zwischen den Schwellenländern. 50 Länder auf verschiedenen Entwicklungsstufen werden dabei berücksichtigt und die Weiterentwicklung der Konsumausgaben analysiert.
So ging der jährliche Anstieg bei den Automobilausgaben in China 2012 auf 18 Prozent zurück, und laut vielen Konsensprognosen dürfte dieser Trend weiter anhalten. Wir glauben jedoch, dass in China in den nächsten drei bis vier Jahren die Ausgaben für Autos wieder um 24 Prozent wachsen werden. Denn dann werden die Chinesen ebenso wohlhabend sein wie heute Südafrikaner, Malaysier oder Mexikaner.
Die Ergebnisse werden in einer dritten Ebene durch die Analyse der Verbraucher in Industrienationen verifiziert. Dazu wird die Marktdurchdringung von Konsumgütern bei Verbrauchern mit entsprechenden Einkommensklassen in den USA, Großbritannien und Deutschland verglichen. „Wir wollen wissen, wie sich die Konsumgewohnheiten mit dem wachsendem Wohlstand ändern“, so Stassopoulos.
Aus der Entwicklung in einer vergleichbaren Bevölkerungsschicht in einem der Industrieländer können wir Rückschlüsse auf die Entwicklung in einem ausgewählten Schwellenländer-Markt ziehen. Das unterstützt auch die oben gezeigten Annahmen über den chinesischen Automobilmarkt. Denn die Analyse aus der dritten Perspektive hat ergeben, dass zum Beispiel in Großbritannien die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung 17-mal mehr Geld für Autos ausgeben als die ärmsten zehn Prozent. Überträgt man diese Mehrausgaben für Autos auf China, bedeutet das einen zusätzlichen Anschub von jährlich vier bis fünf Prozentpunkten – da ‚reicher werdende Konsumenten‘ mehr Geld für Autos ausgeben. Daraus resultiert ein erwartetes Marktwachstum von 23 bis 24 Prozent. Die Ergebnisse aus dem „Dreifach-Ansatz“ zeigen, dass ein Blick unter die Oberfläche durchaus lohnenswert ist. Trends, die sich auf einen ersten Blick zeigen, sind nicht immer zukunftsorientiert. Investoren die zum Beispiel in Indien nur einen Ansatzpunkt analysieren und auf Kühlschränke setzen, würden hier den zu erwartenden Anstieg bei Qualitätsmilchprodukten verpassen.
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