LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 6 Minuten
ANZEIGE

Ägypten Ein turbulenter Sommer

Seite 2 / 2



Verbrauchersektor: FMCG- und Gesundheitssektor zu hoch bewertet

Wenn Unternehmen ihre Investorentreffen wegen des starken Interesses nur in großen Gruppen abhalten, dann handelt es sich dabei um Firmen aus dem Bereich für Konsumgüter des täglichen Bedarfs (Fast Moving Consumer Goods, FMCG) oder dem Gesundheitsbereich.

Trotz der jüngsten Korrekturen hält sich die Annahme, dass Verbraucher in Schwellenländern ungeachtet des wirtschaftlichen Umfelds unendlich Geld für FMCG-Produkte ausgeben können. Die starke Teilnehmerzahl an diesen Treffen spiegelt sich in den hohen Bewertungen wider. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) rangieren hier in einem Bereich von 25-30.

Das Molkereiunternehmen Juhayna dient als gutes Beispiel dafür, welche Probleme sich für diese „defensiven“ Titel ergeben können. Das Volumenwachstum der Molkerei hat sich erst kürzlich von zwei starken Preiserhöhungen im vergangenen Jahr und verschärften Wettbewerbsbedingungen erholt. Die Kapazitätsauslastung bleibt hinter den ursprünglichen Investitionsplänen zurück.

Die Margen fallen infolge niedrigerer Milchpulverpreise im laufenden Jahr zwar höher aus, hierbei handelt es sich jedoch um einen Einmaleffekt. Um eine langfristige Wertschöpfung zu gewährleisten, bedarf es ungeachtet des zunehmenden Wettbewerbs eines zuverlässigeren Volumenwachstums.

Margenproblem im Autogeschäft

Ghabbour Auto (KGV 8,5), der größte Autohändler Ägyptens, war ein Leidtragender der Sommerkorrektur. Grund hierfür war die Annahme, dass das Unternehmen unter dem aktuellen Devisenmangel leiden würde. Das Unternehmen wies aber darauf hin, dass es angesichts der Größe seines Geschäfts und enger Kontakte zu Banken seinen Devisenbedarf decken könne. Das Autogeschäft von Ghabbour Auto steht vor einem Margenproblem, da europäische Fahrzeughersteller mit Inkrafttreten des Freihandelsabkommens von niedrigeren Importzöllen profitieren.

Das Unternehmen setzt daher auf weitere Investitionen in die lokale Fahrzeugproduktion und möchte von möglichen staatlichen Anreizen zur Schaffung von Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie profitieren. Es gibt vielversprechende Anzeichen dafür, dass die Regierung nach Verabschiedung des neuen Mehrwertsteuergesetzes entsprechende Maßnahmen ergreift. Dies dürfte für beachtliches Aufwärtspotenzial sorgen.

Industrietitel: Neues Erdgasfeld dürfte Sorgen ausräumen

Große Gasverbraucher wie Ezz Steel leiden weiterhin unter Gasengpässen. Ihre Kapazitätsauslastung ist gering, was ihnen insgesamt Verluste bringt. Letztere fielen allerdings in jüngster Zeit geringer aus. Zudem rechnet das Management für 2016 und darüber hinaus mit einer besseren Gasversorgung. 2016 werden schwimmende Produktionsanlagen für Flüssiggasimporte, und 2017 neue Erdgasfelder in Betrieb gehen.

Es ist dennoch zu wenig bekannt über die Auswirkungen der globalen Stahl-Überkapazitäten auf den ägyptischen Markt. Ebenso unklar ist die Rentabilität der Direktreduktionsanlage (DRI) von Ezz Steel, mit deren Bau begonnen wurde, als das Land noch über reichlich billiges Gas verfügte. Die Entdeckung des riesigen Gasfeldes Zohr durch den italienischen Energiekonzern ENI dürfte einen Teil der diesbezüglichen Sorgen ausräumen.

Auf der anderen Seite des Spektrums ist El Sewedy Electric (KGV 8,8) scheinbar auf gutem Wege, die Reingewinnmarke von einer Milliarde Ägyptischen Pfund zu knacken. Damit würde es sein bestes Ergebnis seit Bestehen erreichen. Das Unternehmen stellte seine technische Expertise unter Beweis, indem es in Zusammenarbeit mit Siemens innerhalb von nur sechs Monaten eine Stromkapazität von 650 MW installierte. Mit Blick auf einen unter Energiemangel leidenden Kontinent verheißt dies Gutes für den künftigen Bestand an Projekten in der Region.

Quo vadis, Ägypten?

Die investitionsgetriebene Erholung in Ägypten dürfte anhalten und viele Unternehmen davon profitieren – einige allerdings mit Verzögerung. Die heftige Marktkorrektur im Sommer hat sowohl die Unternehmen als auch die Anleger überrascht. Die allgemein negative Stimmung gegenüber Schwellenländern und die fremdfinanzierten Investitionen von Anlegern aus Mitgliedsstaaten des Golfkooperationrates (GCC) haben sich ebenfalls nicht positiv auf den Markt ausgewirkt.

Dennoch bietet der Markt interessante Anlagemöglichkeiten – vor allem in Anbetracht der derzeitigen Bewertungsniveaus und der proaktiven Führungsteams vieler Unternehmen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.