Jede 2. Unter-25-Jährige krankgeschrieben Ärzte nennen 3 Gründe für Rekordkrankenstand im 1. Quartal
Im ersten Quartal 2023 hatte die Hälfte der Frauen zwischen 20 und 25 mindestens eine Krankschreibung und fehlte deshalb im Job. Das zeigt die Fehlzeitenanalyse der gesetzlichen Krankenkasse DAK. Bei den gleichaltrigen Männern waren es 44 Prozent.
Dieser Krankenstand sei selbst für Erkältungsmonate ungewöhnlich hoch, heißt es von der DAK. Im Vergleich zum ersten Quartal 2022 stieg die Anzahl der erkrankten Mitarbeiter zwischen 20 und 25 Jahren um 17 Prozentpunkte an.
Q1 2023 | Q1 2022 | ||
Krankenstand | Gesamt | 5,9% | 5,2% |
Männer | 5,5% | 4,8% | |
Frauen | 6,4% | 5,8% | |
AU Tage je 100 Versichertenjahre | Gesamt | 529,0 | 472,2 |
Männer | 492,7 | 430,6 | |
Frauen | 571,5 | 520,8 | |
AU Fälle je 100 Versichertenjahre | Gesamt | 55,0 | 38,2 |
Männer | 51,8 | 35,1 | |
Frauen | 58,7 | 41,7 | |
Betroffenenquote | Gesamt | 37,7% | 27,7% |
Männer | 35,4% | 25,4% | |
Frauen | 40,3% | 30,5% | |
Durchschnittliche Falldauer in Tagen | Gesamt | 9,6 | 12,4 |
Männer | 9,5 | 12,3 | |
Frauen | 9,7 | 12,5 |
Quelle: DAK. Anmerkung: Den Begriff „Versichertenjahre“ kann man als „ganzjährig Versicherte“ interpretieren.
Fehlzeiten Männer:
Alter der Männer | AU Tage je 100 Versichertenjahre | AU Fälle je 100 Versichertenjahre | ||
Q1 2023 | Q1 2022 | Q1 2023 | Q1 2022 | |
15 - 19 | 467,9 | 398,3 | 99,3 | 65,2 |
20 - 24 | 437,4 | 336,0 | 78,1 | 42,8 |
25 - 29 | 401,6 | 299,3 | 58,2 | 33,0 |
30 - 34 | 403,1 | 320,8 | 52,1 | 32,0 |
35 - 39 | 440,6 | 369,6 | 51,0 | 33,4 |
40 - 44 | 443,0 | 390,8 | 48,2 | 33,4 |
45 - 49 | 476,5 | 450,1 | 44,5 | 33,3 |
50 - 54 | 548,6 | 494,4 | 42,7 | 33,6 |
55 - 59 | 638,8 | 590,9 | 42,7 | 34,0 |
60 + | 811,6 | 770,6 | 42,2 | 34,8 |
Fehlzeiten Frauen:
Alter Frauen | AU Tage je 100 Versichertenjahre | AU Fälle je 100 Versichertenjahre | ||
Q1 2023 | Q1 2022 | Q1 2023 | Q1 2022 | |
15 - 19 | 514,8 | 409,2 | 114,4 | 69,7 |
20 - 24 | 495,9 | 390,8 | 87,2 | 51,3 |
25 - 29 | 476,2 | 377,8 | 65,1 | 39,5 |
30 - 34 | 464,8 | 392,2 | 56,2 | 37,0 |
35 - 39 | 499,4 | 444,0 | 55,2 | 39,2 |
40 - 44 | 527,5 | 512,3 | 53,9 | 41,2 |
45 - 49 | 585,7 | 580,7 | 52,1 | 41,5 |
50 - 54 | 648,8 | 619,6 | 50,8 | 40,0 |
55 - 59 | 737,6 | 675,3 | 50,9 | 39,9 |
60 + | 875,6 | 813,8 | 49,1 | 38,7 |
Quelle: DAK
137 Fehltage je 100 Versicherte
Auch insgesamt waren zwischen Anfang Januar und Ende März 2023 in Deutschland laut DAK so viele Arbeitnehmer krankgeschrieben wie in keinem anderen ersten Quartal jemals zuvor. Schuld daran waren vor allem Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis. Die Anzahl der Fehltage wegen Corona ging hingegen um 60 Prozent zurück. Allerdings hinterließ die Corona-Pandemie tiefe Spuren – vor allem für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.
Hallo, Herr Kaiser!
Insgesamt lag der Krankenstand mit 5,9 Prozent um 0,7 Prozentpunkte über dem der ersten drei Monate des Vorjahres.
In den ersten zwölf Wochen 2023 verursachten Erkältungskrankheiten 137 Fehltage je 100 Versicherte, 53 Tage mehr als im ersten Quartal 2022. Das entspricht einem Plus von 63 Prozent.
Die 3 Ursachen für Rekordausfall
Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) führt den Rekordausfall vor allem auf drei Ursachen zurück. „Einerseits erleben wir ein Nachholen von Infekten und Immunisierungen, die durch die Kontaktbeschränkungen von 2020 bis Anfang 2022 verhindert wurden“, erklärt DEGAM-Präsident Martin Scherer. Es sei also einiges an ‚Infekt-Training‘ ausgefallen. Andererseits sei inzwischen auch die Sensibilität dafür gestiegen, dass man mit Infekt potenziell immer andere anstecken kann. „So kommen weniger Menschen noch hustend und schniefend an ihren Arbeitsplatz zurück“, sagt Scherer.
„Generell empfiehlt das Robert Koch-Institut, bei Atemwegsinfekten drei bis fünf Tage zu Hause zu bleiben“, so der DEGAM-Präsident weiter. Und dafür brauche man eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung.
Die dritte Ursache liegt eher im Verwaltungsbereich. Denn seit der Einführung der elektronischen Meldung der Krankschreibungen (eAU) kämen die Krankmeldungen mittlerweile alle automatisch von den Arztpraxen zu den Krankenkassen und seit dem 1. Januar 2023 auch von dort direkt an die Arbeitgeber, sagt Scherer. Dadurch würden weniger Meldungen verloren gehen.
Über die Studie
Für die aktuelle Fehlzeiten-Analyse für das erste Quartal 2023 wertete das Berliner IGES Institut die Daten von rund 2,2 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten aus ganz Deutschland aus.