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„Afrika bleibt ein Kontinent der Extreme“

„Jeder geplante Aufenthalt in Simbabwe sollte derzeit wohl überlegt sein“, warnt das Auswärtige Amt aktuell in diplomatischem Ton. Der Krisenstaat nördlich von Südafrika wird aktuell vom Streit über das Ergebnis der Präsidentenwahl vor einem Monat erschüttert. Doch die aktuell hohen Lebensmittelpreise gefährden die politische Stabilität in vielen Entwicklungsländern weltweit. Was das für die Entwicklung benachbarter Schwellenländer wie Südafrika bedeutet, fragte DAS INVESTMENT.com Mark Roggensinger, Manager des UBS Equity South Africa (WKN: A0NGES).

DAS INVESTMENT.com: Wie schätzen Sie derzeit die Sicherheit für Investments in Schwarzafrika ein?

Mark Roggensinger: Der aktuelle Konflikt in Simbabwe ist ein Negativbeispiel. Doch Afrika ist und bleibt ein Kontinent der Extreme. In vielen afrikanischen Ländern verbesserte sich die makroökonomische Situation in den vergangenen Jahren. Die dortige Wirtschaft wächst jährlich um etwa 6 Prozent, vor allem wegen des aktuellen Rohstoffbooms. Positivbeispiele sind Nigeria und Ghana.

DAS INVESTMENT.com: Und was ist mit Südafrika?

Roggensinger: Südafrika hat das höchste Bruttoinlandsprodukt aller afrikanischen Staaten. Der Dienstleistungssektor macht derzeit knapp zwei Drittel der Wirtschaftsleistung aus. Viele südafrikanische Dienstleister profitieren von ihren Geschäftsbeziehungen in die Länder südlich der Sahara. Ein Beispiel dafür ist der Mobilfunkanbieter MTN. Denn die wachsende Mittelklasse stützt die Verbraucherausgaben, zum Beispiel fürs Telefonieren.

DAS INVESTMENT.com: Welche wirtschaftlichen Begleiterscheinungen wird die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika mit sich bringen?

Roggensinger: Die Regierung Südafrikas will bis 2010 etwa 60 Milliarden US-Dollar in Infrastrukturprojekte investieren. Dazu zählen vor allem die Bereiche Transport und Stromerzeugung. Das dürfte dem Wirtschaftswachstum langfristig Auftrieb verleihen. Die Wirtschaftsleistung dürfte um 5,2 Milliarden Euro steigen. Die zusätzlichen ausländischen Direktinvestitionen durch das Sportereignis betragen 3,1 Milliarden Euro. Etwa die Hälfte davon entfällt auf die etwa 400.000 erwarteten Touristen.

DAS INVESTMENT.com: Der Ausbau der südafrikanischen Kraftwerke ist ja nicht nur wegen der Fußball-WM erforderlich. Am Jahresanfang sorgten Stromausfälle für Preisrekorde bei Platin, weil die Minenarbeiter im Dunkeln saßen.

Roggensinger: Das ist richtig. Doch die hohen Preise für Edelmetalle hatten auch fundamentale Gründe. Kurzfristig dürfte die Nachfrage hoch bleiben, vor allem von Anlegern. Dafür sprechen weltweit sinkende Zinsen, steigende Inflationsraten und langsameres Wirtschaftswachstum. Auf der Angebotsseite stützen die begrenzten Kapazitäten der Goldminen einen hohen Goldpreis.

DAS INVESTMENT.com: Aber der Aufwärtstrend kann sich doch nicht ewig fortsetzen.

Roggensinger: Nein. Langfristig erwarte ich, dass sich die Lage am Goldmarkt normalisiert. Wahrscheinlich wird der Goldpreis dann auch wieder sinken. Die große Frage ist nur, wann es zu dieser Normalisierung kommt.

DAS INVESTMENT.com: Stellt das nicht ein Risiko für Investments in Südafrika dar?

Roggensinger: Der Minensektor ist seit Jahrzehnten das wirtschaftliche Rückgrat des Landes, sowohl als Arbeitgeber als auch als Devisenquelle. In keinem anderen Staat der Welt ist die Gold- und Platin-Industrie so wichtig für die Gesamtwirtschaft. Doch Südafrika ist vor einem möglichen Einbruch beim Preis eines einzelnen Rohstoffes abgesichert. Bei der Sektorgewichtung des MSCI South Africa zum Beispiel machen Rohstoffunternehmen aus dem Bereich Gold zwar 10 Prozent aus. Doch Platin-Firmen kommen auf 15 Prozent. Südafrika verfügt über 90 Prozent der weltweiten Vorräte an Platin.

DAS INVESTMENT.com: Aber warum sollte sich der Platin-Preis anders verhalten als der Goldpreis?

Roggensinger: Das liegt vor allem an der industriellen Verwendung von Platin, zum Beispiel für Autokatalysatoren. In diesem Bereich erwarte ich eine stark steigende Nachfrage. Vor allem die Schwellenländer müssen ihre CO2-Emissionen senken. Das gleiche Argument spricht auch für Investments in Palladium und Rhodium, die bei den Abgasfiltern statt Platin verwendet werden können. Auch von diesen Rohstoffen wird weltweit am meisten in Südafrika gefördert.

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