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Afrika bleibt langfristig intakt: Fondsmanager über Ägypten

Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo am 3.2.2011 <br> Quelle: Getty Images
Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo am 3.2.2011
Quelle: Getty Images
Keine steigenden Ölpreise

David Donora, Leiter der Rohstoff-Teams von Threadneedle

„Steigende Rohstoff-Preise sind aufgrund der Unruhen in Ägypten nicht zu erwarten. Zwar würde eine Schließung des Suez-Kanals den Öl-Transport unterbrechen. Allerdings nur für kurze Zeit, denn die Öl-Tanker würden nur knapp drei Wochen länger brauchen, um den Umweg um Afrika herum zurückzulegen.“

Entwicklung in Nordafrika wird das Investitionsklima positiv beeinflussen

Egon Vavrek, Portfoliomanager des LGT Equity Fund Emerging Europe and MENA

„Die relativ friedliche Transformation der politischen Systeme in Tunesien und Ägypten wird das Investitionsklima in der nordafrikanischen Region positiv beeinflussen. Die positiven Auswirkungen werden nicht erst mittel- und langfristig eintreten, sondern bereits kurzfristig spürbar sein. Anders sähe es aus, wenn es den stark fundamentalistisch-religiös geprägten Kräften gelänge, den Protest der Mitte für sich zu vereinnahmen. Dies würde das Investitionsklima nachhaltig schädigen.

Die aktuelle Entwicklung in Nordafrika wird auf den nahen Osten und möglicherweise sogar darüber hinaus ausstrahlen. Das Ansteckungsrisiko ist hoch, besonders für Staaten, in denen hohe Jugendarbeitslosigkeit, geringe Pro-Kopf-Einkommen sowie starke Einkünfte des Staates aus natürlichen Ressourcen zu finden sind. Neben Jordanien ist vor allem der Iran gefährdet.“

Afrika langfristig intakt – Chancen durch Demokratisierung

Jens Schleuniger, Portfoliomanager für afrikanische Aktien bei der Altira Group

„Die derzeitige Umbruchsituation in Nordafrika dürfte den Investment Case Afrika langfristig nicht beschädigen. Im Gegenteil: Ausgehend von den Entwicklungen in Tunesien könnte es zu einer nachhaltigen Demokratisierung der gesamten Region kommen. Und diese wäre aus wirtschaftlicher Sicht sogar von großem Vorteil. Denn zahlreiche Studien haben immer wieder den positiven Zusammenhang zwischen Demokratisierung und ökonomischer Prosperität aufgezeigt. Doch auch bei gemäßigten und wirtschaftsfreundlichen autoritären Systemen sollte der Aufschwung der vergangenen Jahre fortsetzbar sein. Vor diesem Hintergrund stellen die durch die Krise ausgelösten Kursverluste möglicherweise eine interessante Kaufgelegenheit dar. Zwar ist in Folge der Umstürze auch die erneute Machtübernahme durch autokratische  Regime denkbar, doch diesen Fall halten wir aktuell nicht für sehr realistisch. Allerdings erinnern die jüngsten Beispiele auch daran, dass in Schwellenländer das politische Risiko mit einzukalkulieren und im Risikomanagement zu berücksichtigen ist. Und dafür braucht es fundierte Expertise und Kontakte vor Ort.

Auf kurze Sicht zeichnen sich bereits Erholungstendenzen ab. So scheint sich der Aktienmarkt in Tunesien, wo ein Minus von 24 Prozent gegenüber den Höchstständen zu Buche steht, der Markt mittlerweile wieder gefangen zu haben. Und die Londoner Global Depositary Receipts (GDRs) ägyptischer Werte handeln derzeit mit einer leichten Prämie gegenüber den Notierungen in der Heimat. Das spricht für eine leichte Entspannung der Lage, wenn die Börse in Kairo wieder öffnet. Mit Blick auf Ägypten werden für die künftige Entwicklung unter anderem auch die Preise für Nahrungsmittel zu beachten sein. Immerhin dürften die hohen Weizenpreise ein Mitauslöser der Unruhen in Ägypten gewesen sein.

Im Kontext des gesamten afrikanischen Kontinents zeigt die Situation in Nordafrika: Investoren sollten nicht allein auf den Erfolg einzelner Regionen wie eben Nordafrikas oder auch des südlichen Afrikas setzen. Stattdessen ist ein umfassender, diversifizierter Pan-Afrika-Ansatz ratsam, der auch die vielversprechenden Länder Sub-Sahara-Afrikas mit einbezieht: Durch Infrastruktur-Aufbau, Rohstoffreichtum und eine zunehmende binnenwirtschaftliche Dynamik bieten sich hier interessante Chancen.“

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