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Aktualisiert am 14.01.2008 - 17:31 UhrLesedauer: 3 Minuten

Afrika: Der Satellit Chinas

Ein Kontinent wacht auf. Auch jenseits von Südafrika
boomt die Wirtschaft. Aufbauhilfe kommt dabei aus Fernost

Öl und Gas kommen aus Angola, Kamerun, der Elfenbeinküste, Gabun, Kenia, Nigeria und dem Sudan. Botswana liefert Diamanten. Gold und Platin gibt es aus Ghana und Tansania, Kupfer aus Sambia. Der afrikanische Kontinent ist das größte Rohstofflager der Welt, und in diesem Jahr wächst die Wirtschaft zwischen Kairo und Kapstadt um fast 6 Prozent. Das gab es seit knapp 20 Jahren nicht mehr.
Das Wirtschaftswachstum hat sich in den meisten afrikanischen Ländern in den
vergangenen Jahren beschleunigt, begünstigt durch die stark steigenden Rohstoffpreise. Wie viel Potenzial allein im Rohstoffsektor schlummert, wird daran deutlich, dass China schon heute ein Drittel seines Rohölbedarfs aus Afrika bezieht. Und die Zusammenarbeit bei Öl und anderen Rohstoffen soll weiter ausgebaut werden.
Erklärtes Ziel Chinas ist es, das Handelsvolumen von geschätzten 50 Milliarden Dollar bis 2010 zu verdoppeln. Der afrikanische Kontinent ist für die Chinesen ein riesiges Einkaufszentrum. Was moralisch fragwürdig ist, ist wirtschaftlich ein Erfolg. Im vergangenen Jahr haben Chinesen und Afrikaner fünfmal so viele Güter ausgetauscht wie noch im Jahr 2000. Der asiatisch-afrikanische Handel wächst jährlich um 30 Prozent. „Mit diesen Wachstumsraten kann man Afrika nicht mehr als verlorenen Kontinent ansehen“, sagt der Ökonom Joseph Stiglitz, Nobelpreisträger und ehemaliger Weltbank-Vizepräsident.
Die afrikanischen Staaten ihrerseits bedanken sich beim roten Riesen aus dem Osten. Vertreter der Afrikanischen Entwicklungsbank (ADB) trafen sich dieses Jahr zur Jahresversammlung in Shanghai – zum ersten Mal außerhalb Afrikas. Eine starke Schubkraft kam im Frühjahr ebenfalls aus China. Von der Raketenbasis Xichang in der chinesischen Provinz Sichuan aus wurde im Mai der erste afrikanische Kommunikationssatellit Nigcomsat-1 mit der Trägerrakete „Langer Marsch“ ins All geschossen. Seitdem hat Afrika eine Weltraummacht: Nigeria. Geburtshelfer waren die Chinesen.

Wachstum dank Mobilfunk

Doch auch andere Ausländer entdecken einen verloren geglaubten Kontinent langsam wieder. Ausländische Direktinvestitionen sind im laufenden Jahr dreimal höher als noch vor vier Jahren. In der Masse der weltweiten Direktinvestitionen ist der Anteil mit 4 Prozent jedoch sehr gering. Trotzdem hat die Afrikanische Entwicklungsbank ein steigendes Vertrauen unter Investoren festgestellt. „Voraussetzung für ein anhaltendes Wachstum ist der Ausbau der Telekommunikation und der Infrastruktur“, sagt David Lenigas, Direktor bei Lonrho, einer gesamtafrikanischen Investmentgesellschaft.
Nirgendwo wächst der Mobilfunk so schnell wie in Afrika. In einigen Ländern verdoppelt sich jährlich die Zahl der Handynutzer, im Schnitt liegt das Wachstum bei 65 Prozent. Mehr als 15 Prozent der Afrikaner haben bereits ein Handy. Einen Festnetzanschluss besitzen noch nicht einmal 4 Prozent. Besonders deutlich ist das Verhältnis in Kenia. Während es dort 6,5 Millionen Mobilfunknutzer gibt, zählt das Land nur 300.000 Festnetzanschlüsse. Tatsächlich ist es vielerorts zu teuer, Kabel zu ziehen und sie anschließend vor Diebstahl zu schützen. Die schnelle Verbreitung des Handys verändert die lokalen Märkte rasant.
Eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft Deloitte hat nun einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Handys und dem Wirtschaftswachstum festgestellt: Steigt die Mobilfunkverbreitung um 10 Prozentpunkte, wächst die Wirtschaft um 1,2 Prozentpunkte.
Deswegen setzt nicht nur Nigeria große Hoffnungen auf den Satelliten. Er soll mobiles Telefonieren auch in abgelegenen Regionen ermöglichen. Nigcomsat-Manager Ahmed Rufai prophezeit, dass der künstliche Himmelskörper „eine neue Morgendämmerung der digitalen Möglichkeiten für Afrika eröffnet“.


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