AfW-Vorstand Norman Wirth „Vermittler sind gerade jetzt wichtig“
DAS INVESTMENT: Wie gut oder schlecht kommen deutsche Versicherungsvermittler Ihrer Erfahrung nach durch die aktuelle Corona-Krise?
Norman Wirth: Die meisten Versicherungsvermittler kommen nach aktuellem Stand bisher gut durch diese einzigartige Situation. Natürlich muss jeder, wie alle anderen Menschen auch, sein Lebensalltag anpassen, Abläufe umstellen und in Frage stellen. Aber es geht. Bei den Kunden besteht hoher Beratungsbedarf, vor allem bei den Gewerbekunden. Die Vermittler sind als Sachwalter ihrer Kunden gerade jetzt wichtige Ansprechpartner. Dabei müssen sie sich auch mit bestimmten Produkten, Schadensszenarien und Leistungsfällen auseinandersetzen, die bislang weniger relevant waren.
Wer hatte denn vorher schon mit der Betriebsschließungsversicherung zu tun? Es gibt teilweise weniger Neugeschäft, so in der klassischen Lebensversicherung, dafür aber bei Sach- und fondsgebundenen Versicherungen und auch bei Kapitalanlageprodukten mehr. Zumindest die Face-to-Face-Beratungen nehmen deutlich ab. Dafür zählt eines mehr denn je: Online.
Aber kann die digitale Beratung persönliche Treffen mit Kunden ersetzen, die aufgrund der Kontaktverbote kaum noch stattfinden?
Hallo, Herr Kaiser!
In sehr vielen Berufsgruppen lässt sich plötzlich feststellen, dass es auch ohne aufwendige persönliche Treffen geht. Besprechungen und Beratungen per Online-Meeting sind plötzlich schon selbstverständlich. Und natürlich auch in unserer Branche. Wer da noch nicht technisch gut aufgestellt ist, muss das jetzt natürlich so schnell wie möglich nachholen.
Automatisierung und vor allem Digitalisierung sind das Gebot der Stunde. Probleme bestehen sicherlich für das klassische Neugeschäft. Wer bereits Erfahrung mit Online-Akquise hatte, der hat jetzt einen unschätzbaren Marktvorteil im Vergleich zu denjenigen, die bisher nur auf der ganz persönlichen Ebene unterwegs waren und sich nun umorientieren müssen.