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AGI-Experte Hans-Jörg Naumer „Ich bin ein klarer Gegner von Gold“

Hans-Jörg Naumer leitet die Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors
Hans-Jörg Naumer leitet die Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors

DAS INVESTMENT.com: Sie haben mal gesagt, dass die Welt der Niedrig- und Negativzinsen die beste aller Welten für Finanzminister sei: So kann Entschuldung stattfinden.

Hans-Jörg Naumer: Ich habe das ironisch gesagt. Das ist eine zwiespältige Situation. Es herrschen ja mittlerweile Negativrenditen vor. Es gibt die These der finanziellen Repression, die besagt: Die Anleger zahlen mit ihrem Geld die Schuldenberge zurück. Mittlerweile liegt auch die durchschnittliche Zinslast auf dem öffentlichen Haushalt in Deutschland nur noch bei unter 2,5 Prozent. Die Finanzminister finanzieren sich ja nicht nur zum aktuellen Zinsniveau, sondern haben auch Altlasten. Die Zinslast ist über die Jahre massiv gesunken. Wir bewegen uns schon auf die zwei Prozent zu. Das ist nur noch die Hälfte dessen, was Finanzminister vor der Finanzkrise 2008 zahlen mussten.

„Finanzielle Repression“ klingt so nach böser Absicht. Man denkt sich doch: Niemand möchte bösartig den kleinen Sparer belasten.

Naumer: Der Begriff „finanzielle Repression“ kommt aus den USA. Da hat man es tatsächlich mit dieser bösen Absicht gemacht: Nach dem Zweiten Weltkrieg hat man die Lasten der Weltwirtschaftskrise und des Krieges vermindert, indem man die Staatsanleihen-Renditen gedrückt hat. Es wurde festgeschrieben, was die Banken zahlen können, was der Staat zahlt. Dann hat man sich über eine höhere Inflation noch einmal zusätzlich entschuldet. Man hat das Nominalzinsniveau gedrückt und dann die Inflation erratisch, aber sehr stark schwanken lassen. Das war eine Geldpolitik, die latent inflationär war. Das war durchaus gewollt. Die Menschen konnten dem kaum entgehen. Es gab keine alternativen Anlagen, weil die Kapitalmärkte noch sehr national geprägt waren.

Halten Sie das für vergleichbar mit der heutigen Situation und dem Handeln der Notenbanken?

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Naumer: Das ist heute anders. Ich würde auch nicht sagen, dass tatsächlich jemand bewusst die Sparer auf diese Art enteignen will. Es ist eher Ergebnis einer langen Entwicklung aus niedrigen Inflationsraten, expansiver Geldpolitik und geringem Wachstum. Eines spielt mit dem anderen zusammen. Das macht es für Finanzminister wiederum sehr bequem: Sie haben die Situation nicht geplant, aber sie profitieren davon.

Wenn man allerdings sieht, dass regulatorisch Staatsanleihen subventioniert werden, dann ist das schon eigenartig. Man könnte auch sagen: Das, womit die Staaten sich refinanzieren, wird regulatorisch gefördert …

Meinen Sie durch die Staatsanleihen-Käufe der EZB?

Naumer: Ich meine vor allen Dingen, dass die Finanzinstitute, wenn sie für ihre Eigenanlage Staatsanleihen kaufen, kein Risikokapital vorhalten müssen. Wenn sie aber eine Aktie kaufen, müssen sie das sehr wohl. Nach dem Motto: Bei Staatsanleihen passiert nichts, bei Aktien kann etwas passieren. Das ist eine schräge Logik. Die großen Kapitalsammelstellen müssen ja nolens volens Staatsanleihen kaufen. Dadurch wird gezielt Druck ausgeübt. Das ist außerdem eine riskante Allokation, weil man eine Fokussierung auf ein Anlagesegment bekommt.

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