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AGI-Spezialist Stefan Hofrichter Was die Entscheidungen von Jackson Hole bedeuten

Fed-Chef Jerome Powell
Fed-Chef Jerome Powell: Die geldpolitische Konferenz von Jackson Hole/USA fand in diesem Jahr virtuell statt. | Foto: imago images / UPI Photo

Die Fed hat beschlossen, künftig ein flexibles durchschnittliches Inflationsziel zu verfolgen, so dass der Preisauftrieb seinen langfristigen Zielwert von 2 Prozent für gewisse Zeit überschreiten kann, falls und wenn die Inflation in Zeiten wirtschaftlicher Schwäche das Ziel unterschreitet. Dieser neue Ansatz wurde von uns und den Marktteilnehmern weitgehend antizipiert und folgt einer gründlichen Überprüfung ihrer Geldpolitik durch die Fed im Jahr 2019.

Stefan Hofrichter
Foto: Allianz

Die Entscheidung bestärkt uns damit in unseren Überlegungen zu den künftigen Inflationsaussichten. Aus zwei Gründen gehen wir davon aus, dass diese mittelfristig eher nach oben als nach unten überraschen werden:

Erstens ist die Überschussliquidität, gemessen als Differenz zwischen Geldmenge und realem BIP-Wachstum, seit dem „Kampf gegen das Corona-Virus“ stark gestiegen, nachdem sie bereits seit vielen Jahren einen Aufwärtstrend aufweist. Historisch gesehen ist eine steigende Überschussliquidität ein Vorläufer für strukturell höhere Inflationsraten. Mit dem Anstieg der globalen privaten und öffentlichen Verschuldung auf den höchsten Stand seit mehreren Jahrzehnten wird eine Rückabwicklung der gegenwärtig ultraexpansiven Geldpolitik immer schwieriger.

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Zweitens sind die angebotsseitigen Schocks im Zusammenhang mit der Corona-Krise (Unterbrechung von Lieferketten und verstärkte Autarkie-Bemühungen in vielen Ländern) sowie die anhaltenden Handelsspannungen zusätzliche Argumente dafür, dass die Inflation nicht tot ist. Vielmehr dürfte sie in den kommenden Jahren wieder aufleben, wenn auch nur allmählich.

Hieraus ergeben sich vier Auswirkungen für Investments: Zum einen sehen wir uns in unserer strukturellen Präferenz für eine steilere Zinsstrukturkurve in den USA bestärkt. Das kurze Ende der Zinskurve ist von der Fed auf niedrigem Niveau gut verankert, das lange Ende dürfte durch den Inflationsausblick und die hohe Emissionstätigkeit des Staates unter Druck kommen. Eine ähnliche Präferenz gilt für inflationsgeschütze Anleihen.

Solange die Inflationsraten nur moderat steigen und etwa 4 Prozent nicht überschreiten, bevorzugen wir auch Aktien gegenüber Anleihen. Und last but not least spricht aus unserer Sicht einiges für eine Beimischung von Gold, das in einem Umfeld niedriger – insbesondere negativer – inflationsbereinigter (realer) Zentralbankzinsen tendenziell profitiert.


Über den Autor:
Stefan Hofrichter ist Leiter Globale Ökonomie und Strategie beim Fondsanbieter Allianz Global Investors.

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