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Airbus, Adidas & Co. Auf diese Titel setzen Manager von Deutschland-Fonds

Und wieder ein neuer Negativrekord: Noch nie rangierte die Rendite einer zehnjährigen deutschen Staatsanleihe auf einem so niedrigen Niveau wie im Juli dieses Jahres. Da fiel die Verzinsung zeitweise auf bis zu minus 0,4 Prozent. Das heißt im Klartext, dass die deutsche Regierung Geld bekommt, wenn sie neue Schulden aufnimmt oder alte refinanziert.

Angefeuert wird das Ganze von dem bereits ausgetrudelten Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB), in dessen Rahmen die deutsche Bundesbank immer noch als großer Nachfrager auftritt. Sie erwirbt zwar inzwischen keine neuen Schuldtitel mehr, ersetzt aber weiterhin fällige Anleihen mit einem Milliardenvolumen. Zudem gelten Bunds nach wie vor als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Und seit Herbst vergangenen Jahres haben sich die wirtschaftlichen Aussichten in Deutschland wie auch in ganz Europa erheblich eingetrübt. Für institutionelle Anleger können deutsche Staatsanleihen ohnehin aus regulatorischen Gründen zum Pflichtprogramm gehören, für Anleihen-Indexfonds aufgrund ihrer immensen Marktkapitalisierung oder ihres soliden Ratings. Zudem hält auch die Aussicht auf steigende Zinsen Kapitalgeber nicht mehr zurück. Denn die EZB will ihre Leitzinsen in diesem düsteren Umfeld vorerst nicht anheben. Analysten trauen Christine Lagarde, ab November Nachfolgerin von EZB-Chef Mario Draghi, sogar eine noch freizügigere Geldpolitik zu.

Kein großes Wunder also, dass zugleich viele Anleger, die ihr Kapital nicht in die als sicher geltenden festverzinslichen Titel stecken müssen, ihr Glück lieber auf dem Aktienmarkt suchen. Der deutsche Leitindex Dax, der die 30 nach Börsenwert und Handelshäufigkeit größten Aktiengesellschaften hierzulande umfasst, kletterte seit Jahresbeginn um 18 Prozent (Stand 9. Juli).

Christian von Engelbrechten, Fidelity International

„Da alles darauf hindeutet, dass sowohl die US-Notenbank Federal Reserve als auch die EZB an der lockeren Geldpolitik festhalten werden, gibt es zu Aktien nur wenige Anlagealternativen“, erklärt Christian von Engelbrechten vom Fondsanbieter Fidelity International. Diese Denkweise führt zu den kräftigen Kurssprüngen, die auch Aktienfonds mit deutschem Anlageuniversum zugutekommen. Von Engelbrechten lenkt den 792 Millionen Euro schweren Fidelity Germany (ISIN: LU0261948227), der in den zurückliegenden drei Jahren einen Wertzuwachs von 38,6 Prozent verbuchen konnte. Es ist der Spitzenwert unter den Deutschland-Aktienfonds, die überwiegend auf Börsenschwergewichte wie die im Dax gelisteten Großkonzerne setzen, die sogenannten Standardwerte. Dabei schwankte der Wert des Portfolios vergleichsweise wenig, die Risikokennziffer Volatilität beträgt 13,6 Prozent. Der maximale Verlust in den zurückliegenden drei Jahren fällt mit 17,2 Prozent sogar geringer aus als bei allen übrigen Top-Deutschland-Fonds (siehe Tabelle unten).

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Quelle: Morningstar

Neben den Minizinsen spricht aus Sicht des Fidelity-Fondsmanagers für deutsche Aktien, dass die Dividendenrenditen hiesiger Unternehmen im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen außergewöhnlich hoch sind: „Bei den meisten Unternehmen sind die Dividenden zudem durch Cashflows und gesunde Bilanzen gut abgesichert.“ Unschöne Überraschungen lassen sich deswegen aber trotzdem nicht ausschließen: So hat das Dauer-Sorgenkind Deutsche Bank jüngst seine Dividende für die kommenden zwei Jahre komplett gestrichen. Mit einer radikalen Schrumpfkur will das Geldhaus nun endlich das Steuer herumreißen und wieder profitabel werden. Aktuell stehen 2,8 Milliarden Euro Verlust aus dem zweiten Quartal zu Buche. Nicht nur die Aktionäre müssen Einschnitte hinnehmen. Insgesamt soll der größte Umbau der Konzerngeschichte 7,4 Milliarden Euro kosten und 18.000 Mitarbeitern die Arbeitsplätze.

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