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Aktie oder Barren - Was bekommt ein Mini-Ehrhardt?

Jens Ehrhardt, Quelle: Andreas Bröckel
Jens Ehrhardt, Quelle: Andreas Bröckel
Das Investment.com: Haben Sie eine persönliche Erinnerung an Ihre erste Begegnung mit Gold? Jens Ehrhardt: Ja, ich erinnere mich an einen von innen vergoldeten Becher, der war außen aus Silber, und gefiel mit sehr gut. Das war in meiner Kindheit. Später beeindruckte mich Gold in Afrika, einmal als ich eine südafrikanische Goldmine besichtigte, und dann der schöne Goldschmuck in Liberia. Als ich vor 40 Jahren anfing zu arbeiten, bin ich in das Innere von Liberia gefahren. Ich wollte dort die Investment-Chancen einer Eisenerz-Mine untersuchen. Das Investment.com: Und wann haben Sie das erste Mal ein Investment in Gold schätzen gelernt? Ehrhardt: Das war in den 70er Jahren. Damals hatte ich in kleinere Goldbarren investiert. 1980 habe ich in der Vermögensverwaltung und auch privat alles Gold verkauft. Es gab 50.000 Mark pro Kilo. Das erschien mir damals absurd hoch. Heute ist Gold wieder billig, besonders, wenn man die extreme Inflation berücksichtigt. In den meisten Ländern ist die doch viel höher, als die offiziellen Preisindizes glauben machen. Hinzu kommt, dass die Produktionskosten, auch wegen der Umweltanforderungen extrem gestiegen sind. Alle sprechen davon, dass ein „Oil-Peak“ erreicht ist. Das ist sicher richtig, aber auch die Goldproduktion dürfte noch viel eher ihren Höhepunkt überschritten haben. Ich bin mir sicher, dass die meisten Minen nur für wenige Jahre Vorräte haben. DAS INVESTMENT.com: Gilt Gold heute immer noch uneingeschränkt als Krisenwährung? Ehrhardt: Ja. Erst recht nach den katastrophalen Entwicklungen der Aktienmärkte in den letzten zehn Jahren und den immer unsicherer werdenden Aussichten an den Anleihemärkten. Nichts anderes ist so knapp und wird gleichzeitig so geschätzt wie Gold. DAS INVESTMENT.com: Glauben Sie, dass ältere Investoren, die unmittelbare Nachkriegsgeneration, heute noch ein anderes Verhältnis zu Gold haben, als die derzeitige Generation von Investmentbankern? Ehrhardt: Ja, ganz sicher. Die Nachkriegsgeneration hat noch mit sehr schlechten Ernährungsbedingungen und oft katastrophal schlechten Unterbringungssituationen sehr harte Zeiten erlebt. Hier ist das Bedürfnis, sich gegen eine „Krise“ zu wappnen, wesentlich größer als bei der heutigen Generation von Investmentbankern, die nur gute Zeiten kennen. Mit einer Verschärfung der Krise werden aber auch jene eine Anlage in Gold zu schätzen wissen. Der Vorteil der Goldanlage ist, dass die meisten Investoren immer noch krass unterinvestiert sind, und wir von einer Übertreibungsphase beim Gold weit entfernt sind. Das Investment.com: Experten sehen den Goldpreis inflationsangepasst bei 1500 bis über 2000 Dollar. Warum steht er derzeit noch bei unter 1.000 Dollar? Ehrhardt: Tatsächlich ist der Gold-Höchstpreis von 850 Dollar des Jahres 1980 ein heutiger Preis von über 2.200 Dollar. Nicht umsonst hat sich Gold in schwachen Währungen, wie dem britischen Pfund, seit 1980 verdoppelt. Ohne die ständigen Verkäufe der Notenbanken in den letzten Jahren wäre der Preis schon heute wahrscheinlich 50 Prozent höher. Hinzu kommt, dass im angloamerikanischen Raum viele Medien permanent schlecht über die Goldaussichten berichten. Besonders bei der letzten Korrekturphase des Preises wurde extrem negativ über das Gold geschrieben, das nach Meinung solcher Journalisten als Krisenmetall versagt hätte. Tatsächlich erreichte das Gold vom Euro bis zur Rupie bereits zu diesem Zeitpunkt neue Höchststände. DAS INVESTMENT.com: Investmentbanken drücken teilweise bewusst den Goldkurs, um den Charakter des „sicheren Hafens“ zu nehmen und die Aktienmärkte zu stimulieren. Wie sinnvoll sind solche Aktionen? Ehrhardt: Künstliche Marktmanipulationen haben sich auf die Dauer nie ausgezahlt. Durch solche Aktionen wächst das Kurspotential des Goldes nach oben auf die Dauer noch wesentlich mehr. Auch die Goldminen hatten dummerweise jahrelang mehrere Jahresproduktionen Gold am Terminmarkt zu lächerlich tiefen Kursen verkauft. Auch heute dürfte noch eine halbe Jahresproduktion von den Minen zurückgekauft werden müssen. Bisher wurde der größte Teil der Jahres-Goldproduktion bereits in der Schmuckindustrie abgesetzt. Wenn wirklich größere Investment-Beträge hier eingesetzt werden, müsste der Goldpreis massiv steigen. DAS INVESTMENT.com: Minenaktie oder Metall? Ehrhardt: Metall. Es ist die sichere Alternative. Wenn der Goldpreis deutlich über 1.000 Dollar steigt, und damit rechne ich schon in Kürze, dürften allerdings die Minen überproportional anziehen. Da Minen zum großen Teil Fixkosten haben, schlägt jeder Goldpreisanstieg in Form eines Umsatzzuwachses sofort in einen entsprechenden Gewinnzuwachs vor Steuern um. Sonst erhöhen Unternehmen ihre Preise nur dann, wenn die Kosten anziehen. Würde ein Unternehmen ohne Kostensteigerungen die Preise erhöhen, so würde es Marktanteile verlieren. Bei Minen gilt dies nicht. Minenaktien sind deshalb eine Sorte von Aktien „mit Hebel“, wie keine andere Aktienkategorie. Die Schwellenländer-Währungen sind zwar gefallen, was aber durchaus gut für die Minenbetreiber ist, wenn sie die Minen und die Kosten in diesen Ländern haben. Der südafrikanische Rand, der Austral-Dollar und der Kanada-Dollar haben massiv gegenüber dem US-Dollar verloren, während das Gold in Landeswährung erheblich gestiegen ist. Die jüngsten Währungsverschiebungen sind für Goldaktien außerordentlich positiv. Speziell für südafrikanische Goldtitel. DAS INVESTMENT.com: Sie werden heute Großvater. Was bekommt der Mini-Ehrhardt? Eine Aktie oder einen Barren? Ehrhardt: Er bekommt einen Barren, da für Kinder eine Aktie zu kompliziert ist. Ein Barren leuchtet und gibt eher das Gefühl von kostbarem Besitz als ein bedrucktes Stück Papier, das eine Aktie darstellt. Oder gar nur ein Depotauszug. Erst als Teenager bekommt der Mini-Ehrhardt dann auch Aktien mit entsprechenden Erklärungen, damit sich ein Mini-Börsianer entwickelt.

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