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Aktien 2019 „Leute trinken weiter Kaffee – auch wenn der Preis steigt“

Mark Phelps, CIO – Concentrated Global Equity bei Alliance Bernstein (AB): „Anleger sollten sich fragen: Warum steigen die Zinsen?“
Mark Phelps, CIO – Concentrated Global Equity bei Alliance Bernstein (AB): „Anleger sollten sich fragen: Warum steigen die Zinsen?“ | Foto: AllianceBernstein

Verluste von 2018 haben globale Aktien auf den ersten Blick noch attraktiver gemacht. Ende des letzten Jahres lag das US-Kurs/Gewinn-Verhältnis auf Basis der Gewinnschätzungen für 2019 bei nur 14,5. Andere Börsen waren sogar noch wesentlich günstiger. Dies ist nah am historischen Durchschnitt – oder sogar darunter. Dennoch sollten Anleger im aktuellen Marktumfeld selektiv sein und Titel wählen, die ein nachhaltiges Gewinnwachstum versprechen – denn es gilt auch mögliche Sturmwolken am Horizont im Auge zu behalten.

Wirtschaftsbremse US-Zinsschritte

Wir rechnen damit, dass die US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) in diesem Jahr ein bis zwei Zinsschritte beschließt. Das führt zu höheren Finanzierungskosten, die von Aktienanlegern normalerweise mit Sorge betrachtet werden. Es gilt jedoch genau zu prüfen: Warum steigen die Zinsen? Unserer Meinung nach handelt es sich um eine weitere Normalisierung des US-Zinsniveaus und wir gehen davon aus, dass sich das Wachstum 2019 in den USA und auch China auf einem etwas niedrigeren Niveau stabilisieren wird. Die Zinserwartungen für dieses Szenario sind bereits eingepreist. Investoren sollten daher den Einfluss höherer Finanzierungskosten auf die Margen analysieren und Unternehmen bevorzugen, deren Bilanzen und Cashflows solide sind. Hochverschuldete Unternehmen dagegen wären in diesem Fall zu meiden.

Es besteht natürlich auch die Gefahr, dass die US-Zinsen steigen, weil die Zentralbanken sich echte Sorgen über die Inflation machen. Dann müsste man tatsächlich damit rechnen, dass die Federal Reserve die Zinsen noch weiter anhebt, um die Konjunktur zu drosseln. Das hätte fraglos negative Auswirkungen auf Gewinnwachstum und Profitabilität. Davon wiederum wären teure Aktien stärker betroffen als günstig bewertete Titel.

Politische Risiken sorgen für Volatilität

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Italienische Staatschulden, Brexit oder politischer Unmut in verschiedenen Ländern: Politische Risiken werden weiterhin für Schlagzeilen sorgen und zum Teil zu extremen Schwankungen an den Märkten führen. Volatilität ist per se nicht unbedingt etwas Schlechtes, sie gehört einfach zum Marktgeschehen dazu. In den letzten Jahren haben sich die Anleger jedoch an ungewöhnlich niedrige Kursschwankungen gewöhnt. In vielerlei Hinsicht ist die Rückkehr der Volatilität nichts anderes, als eine Wiederherstellung des Normalzustands nach zehn Jahren extrem lockerer Geldpolitik durch die Zentralbanken.

Rückkehr der Inflation?

Mit Blick auf 2019 und darüber hinaus sollten Anleger die Inflation der Input-Kosten sorgfältig prüfen, um potenziell negativen Ergebnisüberraschungen vorzubeugen. Unternehmen mit Preismacht sind dagegen meist imstande, den Inflationsdruck und die dadurch entstehenden höheren Produktionskosten zu kompensieren. Deswegen messen wir diesem Faktor in unseren Modellen ein hohes Gewicht bei. Nestlé ist hier ein Beispiel: Leute hören nicht auf, Kaffee zu trinken – selbst wenn dieser etwas teurer wird. Es sollte also möglich sein, höhere Kosten zu kompensieren, indem man sie an die Kunden weitergibt.

Unternehmen mit einer robusten, innovativen Pipeline sind in diesem Umfeld ebenfalls besser aufgestellt. Der internationale Pharmakonzern Abbott Laboratories etwa zeigt gegenwärtig ein organisches Wachstum und ein relativ defensives Geschäftsmodell und bringt regelmäßig neue Produkte auf den Markt. Mit einem starken Forschungs- und Entwicklungsprogramm sehen wir hier Potenzial für Produkte wie das Messgerät für Blutzuckerwerte FreeStyle Libre und das medizinische Gerät MitraClip. Dieses wird für die Mitralklappenrekonstruktion in der Herzchirurgie angewendet. Das sind genau jene differenzierten Produkte, die in einem anspruchsvolleren Gesundheitsumfeld in der Zukunft erfolgreich sein könnten.

Das Auslaufen der quantitativen Lockerung und das Ende des billigen Geldes werden wohl weitere Turbulenzen verursachen. Für langfristig orientierte Investoren können Kursschwankungen aber auch Chancen bieten und reduzieren auf lange Sicht nicht unbedingt die Erträge. In diesem Umfeld ist es daher um so wichtiger, den Einstieg bei Aktien von Qualitätsunternehmen mit soliden langfristigen Aussichten zu finden.

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