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Artemis-Manager Peter Saacke im Gespräch „Aktien aus Schwellenländern sind echte Schnäppchen“

Peter Saacke, Co-Fondsmanager des Artemis Smart GARP Global Emerging Markets Equity
Peter Saacke, Co-Fondsmanager des Artemis Smart GARP Global Emerging Markets Equity | Foto: Artemis

DAS INVESTMENT: Was spricht derzeit für einen Schwellenländer-Aktienfonds? 

Peter Saacke: Für Schwellenländer spricht derzeit ihre deutlich günstigere Bewertung gegenüber Industrieländern, insbesondere jenseits der Megacaps wie Tencent, Alibaba und TSMC. Darüber hinaus bedeutet die gegenwärtig sehr große Streuungsbreite der Bewertungen in Schwellenländern die Möglichkeit, mit effektiver Aktienselektion erheblichen Mehrwert zu erwirtschaften. Außerdem profitieren Schwellenländer in Zeiten einer Erholung der Weltwirtschaft wie heute häufig überproportional.

Welche Länder gewichten Sie besonders hoch?

Saacke: Etwa ein Drittel des Fonds ist in China investiert. Unsere Investments dort sind breit gestreut: Das reicht von Logistikunternehmen wie zum Beispiel Sinotrans, über Energiefirmen wie ENN Energy und Technologiefirmen wie Lenovo bis zu Bauunternehmen wie China Railway Group und Banken wie China Construction Bank.

All diesen Investments ist gemein, dass sie momentan sehr günstig bewertet sind, aber gleichzeitig sehr solides langfristiges Wachstum aufweisen sollten. Darüber hinaus sind auch fast 20 Prozent des Fonds in Taiwan investiert, naheliegenderweise größtenteils im Technologiesektor, wo Taiwan ein Weltmarktführer ist. 

Welchen Einfluss haben die unterschiedlich dramatischen Pandemie-Folgen?

Saacke: Verschiedene Schwellenländer wurden unterschiedlich hart von der Pandemie getroffen; auch die Maßnahmen zur ihrer Bekämpfung waren sehr unterschiedlich. Die meisten Schwellenländer profitieren derzeit jedoch sehr davon, dass sich der Volkswirtschaften der Industrieländer erholen, oder gar boomen, wie zum Beispiel die USA. Da viele Emerging Markets und insbesondere die dort ansäßigen börsennotierten Unternehmen ausgesprochen exportorientiert sind, ist dies sehr hilfreich.

Welche Branchen und Regionen haben Ihnen die größten Rendite-Beiträge geliefert?

Saacke: Insbesondere China, aber auch Korea und Taiwan haben die größten Profite gebracht. Was Branchen angeht waren es Versicherungen und Grundstoffe. Aber auch unsere geringe Gewichtung in Internet-Aktien hat dieses Jahr einen maßgeblichen positiven Effekt gehabt.

Und was wird es künftig sein?

Saacke: Wenn ich das mal wüsste! Meine Vermutung ist, dass es Finanztitel, insbesondere Banken und Versicherungen, sein werden, am ehesten in Asien.

Welche Einzel-Titel waren jüngst besonders erfolgreich? 

Saacke: Besonders erfolgreich waren China Medical Systems (Pharma), Fubon Financial (taiwanesische Allfinanzfirma) and Hoa Phat, ein vietnamesisches Konglomerat mit Stahl-, Möbel- und Kühlschrank-Herstellern.

Von welchen Anlagen lassen Sie derzeit die Finger?

Saacke: Tech- und Internetaktien-Megacaps, wegen ihrer recht hohen Bewertungen.

Die größte Rolle hinter China, Taiwan und Korea spielen etwa Russland, Türkei und Brasilien. Wo investieren Sie dort und warum?

Saacke: Wegen boomender Nachfrage, bis auf Weiteres begrenzter Kapazitäten und hoher Rohstoffpreise ist unser Fond gegenwärtig im Grundstoffsektor stark übergewichtet; unsere Investitionen in Russland und Brasilien sind größtenteils in diesem Marktsegment.

Rund 5 Prozent des Fonds sind zur Zeit in der Türkei investiert. Dort sind zwar die wirtschaftlichen Nachrichten momentan eher negativ, aber das spiegelt sich unserer Meinung nach bereits in den Bewertung der Aktien dort wider. Es gilt auch zu bedenken, dass vielen Unternehmen ein schwächerer Wechselkurs hiflt.

Sie haben jüngst Ihre Outperformance gegenüber dem Index deutlich gesteigert. Mit welchen Maßnahmen?

Saacke: Unser Investmentprozess hat sich in den Jahren nicht wesentlich verändert. Was sich jedoch in den letzten Monaten verändert hat, ist das Investitionsumfeld: Während letztes Jahr bis November Wachstumsaktien stark outperformt haben, haben seit der guten Neuigkeiten hinsichtlich der Effektivität der Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna günstig bewertete Aktien (sogenannte Value Stocks) die Nase vorn. Das erklärt einen wesentlichen Teil der gesteigerten Performance unseres Fonds, da wir in den letzten 2 bis 3 Jahren stetig Gewinne in Wachstumsaktien mitgenommen haben und diese in günstig bewertete Aktien investiert haben. 

Und wie fällt Ihr Blick voraus aus?

Saacke: Aus historischer Sicht stehen die Chancen unserer Meinung nach gut, dass sich die im November 2020 begonnene Erholung der Performance von günstig bewerteten Aktien fortsetzt. Laut einer Studie der Bank of America dauern Phasen, in denen günstig bewertete Aktien outperformt haben, im Schnitt 33 Monate; seit November 2020 sind bislang lediglich 7 Monate verstrichen.


Über den Autor: 

Peter Saacke ist Partner bei Artemis und managt für die britische Fonds-Boutique neben dem EM-Aktienfonds seit Januar 2004 eine Global-Growth-Strategie sowie einen globalen Fonds für institutionelle Investoren.

 

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