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Vermögensverwalter schätzt ein Warum Dividendentitel aussichtsreicher sind als Tech-Werte

Blick in den Börsenraum der News Yorjer Stock Exchange. Ein Händler sitzt vor mehreren Bildschirmen.
Dividenden-Titel hatten lange mit Gegenwind zu kämpfen. Doch der Wind dreht sich, seitdem die Zinsen einen Rückwärtsgang eingelegt haben. | Foto: Imago Images / Xinhua

Der 5. August, am dem zunächst der Nikkei-Index um mehr als 12 Prozent einbrach, und dann im weiteren Tagesverlauf auch die Börsen in Europa und New York nach unten riss, könnte eine Zäsur markieren. Dies gilt vor allem für die amerikanischen Aktienmärkte.

Der technologielastige Nasdaq 100 hat seit dem schwarzen Montag bislang wieder circa 3 Prozent zugelegt. Der S&P 500 und der Dow Jones, in dem Technologiewerte deutlich niedriger gewichtet sind, sind in diesem Zeitraum um 4 Prozent gestiegen. Auch der S&P Equal Weighted, bei dem alle 500 Aktien gleich gewichtet sind, verzeichnet ein Plus von circa 4 Prozent. Selbst der Russel 2000 hat seit dem 5. August wieder rund 3 Prozent an Boden gut gemacht. Zumindest in diesem Zeitraum haben die Technologie-Werte also nicht mehr outperformt.

Dass die Anleger bei den lange gehypten Tech-Werten etwas die Luft ablassen, zeigt auch die Aktie von Nvidia. Der Weltmarktführer bei KI-Chips hat im zweiten Quartal einen Rekordumsatz von 30 Milliarden Dollar erzielt. Im Jahresvergleich belief sich der Zuwachs auf unglaubliche 122 Prozent. Der Gewinn pro Aktie erhöhte sich sogar um 168 Prozent auf 0,67 Dollar.

Und was macht die Aktie? Nach dem Motto „Sell on good news“ notiert der Kurs auf Dollarbasis heute rund 18 Prozent tiefer als am 28. August, dem Tag der Bekanntmachung der starken Q2-Ergebnisse. Immer mehr Anleger stellen sich die Frage, wann sich die immensen Kosten für KI, etwa für die riesigen Rechenzentren, amortisieren: in fünf, zehn oder vielleicht erst in 15 Jahren? So weit reicht der Anlagehorizont vieler Börsianer nicht.

 

Umfeld verbessert sich

Gleichzeitig hatten Dividenden-Titel lange Zeit mit Gegenwind zu kämpfen. In der Hochzinsphase ließen sich mit Staats- und Unternehmensanleihen mit hoher Bonität je nach Region Renditen von 3 bis 6 Prozent erzielen. Solche Werte schaffen selbst ausschüttungsfreudige Unternehmen nur selten.

Auf Dividendentitel spezialisierte ETFs kommen in der Regel auf eine Dividendenrendite von 3 bis 4 Prozent. Für einkommensorientierte Anleger fiel die Wahl eindeutig zugunsten der Anleihen aus, da hier auch noch die Ausfallrisiken geringer sind. Doch der Wind dreht sich, die Zinsen haben den Rückwärtsgang eingelegt.

Die Europäische Zentralbank hat Anfang Juni erstmals seit langem die Leitzinsen auf 3,75 Prozent gesenkt. Entscheidend ist allerdings, was die amerikanische Notenbank Fed macht. Hier deutet alles darauf hin, nicht zuletzt auch die klaren Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell, dass die Währungshüter bei ihrer nächsten Sitzung am 18. September an der Zinsschraube nach unten drehen werden.

Die Fed Funds Futures signalisieren am Terminmarkt eine Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent für eine Leitzinssenkung um 25 Basispunkte auf 5 bis 5,25 Prozent.

Gleichzeitig besteht eine 25-prozentige Wahrscheinlichkeit für einen großen Zinsschritt von 50 Basispunkten. Anders als die EZB ist die Fed nicht nur der Geldwertstabilität verpflichtet, sondern auch dem Arbeitsmarkt. Und der zeigte zuletzt deutliche Ermüdungserscheinungen.

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Arbeitsmarkt kühlt ab

Im August sind in den USA nur 142.000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft entstanden. Die regelmäßig von Bloomberg befragten Volkswirte hatten dagegen mit 164.000 neuen Jobs gerechnet. Gleichzeitig sind die Zahlen für den Juli nach unten revidiert worden. Vor diesem Hintergrund dürfte Fed-Chef Powell bei seinen Entscheidungen in den kommenden Monaten die Arbeitsmarktdaten höher als die Teuerung gewichten. Die Terminmärkte signalisieren eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Leitzinsen in den USA von derzeit 5,25 bis 5,5 Prozent bis zum Jahresende in den Bereich von 4 bis 4,5 Prozent sinken.

Die Zinsen bilden sich nicht nur bei kurzen Laufzeiten zurück, sondern auch im langen Bereich. Amerikanische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit rentieren derzeit im Bereich von 3,8 Prozent. Vor gut einem Jahr hatten sie in der Spitze noch fast 5 Prozent abgeworfen. Angesichts der sich abkühlenden Konjunktur in den USA und des schwachen Wirtschaftswachstums in Europa sind vorerst weiter fallende Zinsen zu erwarten.

Dieses veränderte Umfeld spricht klar für Dividendentitel. Wie groß die Bedeutung von Dividenden für den Anlageerfolg ist, verdeutlicht ein Blick auf den Dax. Als Kursindex, also ohne Berücksichtigung der Ausschüttungen, ist der deutsche Standardwerte-Index auf Sicht von fünf Jahren rund 30 Prozent gestiegen. Als Performance-Index, der die Dividenden miteinrechnet, kommt der Dax aber auf ein Plus von 50 Prozent.

Sicherlich sollten Anleger jetzt nicht ausschließlich auf Dividendenaktien setzen und Technologie-Werte gänzlich außen vorlassen. Aber eine höhere Gewichtung auf Kosten der Tech-Werte scheint angemessen.


Über den Autor:

Michael Wittek leitet das Portfoliomanagement bei Albrecht, Kitta & Co. und ist für die Anlegestrategie der Vermögensverwaltung verantwortlich.

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