LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in InterviewsLesedauer: 3 Minuten

Morgane Delledonne im Gespräch Warum Aktien 2022 weniger Geld bringen als in den Jahren zuvor

Morgane Delledonne von Global X
Morgane Delledonne von Global X: „Die Marktteilnehmer sind wählerischer und konzentrieren sich auf Bewertungen, Fundamentaldaten und Qualität.“ | Foto: Global X

Das Investment: Frau Delledonne, in den vergangenen Jahren dominierte der US-Aktienmarkt. Werden Europas Unternehmen 2022 aufholen können?

Morgane Delledonne: Europäische Aktien haben sich bisher in diesem Jahr dank attraktiverer Bewertungen, insbesondere in Frankreich und Italien, besser entwickelt als US-Aktien. Die europäischen Volkswirtschaften profitieren von den, im Vergleich zu den USA, niedrigeren Zinsen. Das schlägt sich in niedrigeren Bewertungen nieder, auch wenn die anhaltend hohen Energiekosten und die neue geopolitische Unsicherheit in Europa die Stimmung in nächster Zeit dämpfen. Die Erwartungen hinsichtlich des globalen Wirtschaftswachstums werden gegen Ende dieses Jahres sicherlich geringer ausfallen, was zu niedrigeren Aktienrenditen als in den letzten Jahren führen könnte.

Ist die Abkehr vom US-Aktienmarkt gleichbedeutend mit einer Abkehr von den Tech-Schwergewichten?

Delledonne: Technologie entwickelt sich weiter. Kurzfristig rechne ich aber mit anhaltender Volatilität, da sich der Markt auf höhere Zinsen einstellt. Die etabliertesten, größeren und gut kapitalisierten Technologie-Unternehmen, die zunächst betroffen waren, werden sich in diesem Jahr wahrscheinlich am besten behaupten können.

Was bedeutet das für Index-Investoren?

Delledonne: Indizes, die von Technologie-Unternehmen mit hohen Bewertungen dominiert werden, sind in der Lage, höhere Zinsen und die damit verbundene Volatilität zu bewältigen. Umgekehrt sind gleich gewichtete Indizes tendenziell stärker in Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung engagiert und werden bei der Neugewichtung gezwungen sein, die Gewinner zu verkaufen und die Verlierer zu kaufen.

Manche Analysten sprechen aktuell von einer Rückkehr der Value-Werte. Wie sehen Sie die Diskussion Growth vs. Value?

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Delledonne: Vor dem aktuellen makroökonomischen Hintergrund sind Wachstumsunternehmen mit schwächeren Bilanzen, die von den Launen der Kapitalmärkte abhängig sind, am anfälligsten. Die Marktteilnehmer sind wählerischer und konzentrieren sich auf Bewertungen, Fundamentaldaten und Qualität. Die Gewinnspannen werden voraussichtlich weiterhin im Mittelpunkt stehen, da wir zeitnah noch weitere Gewinnmeldungen erwarten.

Technologie ist in unsere Wirtschaft integriert und die Entwicklung unserer Wirtschaft wird unvermindert weitergehen. Die Bewertungen des Sektors sind zwar typischerweise hoch und in bestimmten Untergruppen sehr hoch, zeigt der Sektor im Allgemeinen, dass er möglichen Preisdruck weitergeben kann.

Welche Rolle spielen zyklische Werte in diesem Jahr?

Delledonne: Angesichts steigender Renditen bevorzugen wir derzeit zyklische Sektoren mit überdurchschnittlicher Kaufkraft. Finanzwerte, Industriewerte und Grundstoffe korrelieren positiv mit steigenden Realrenditen. Dies sind zyklische Sektoren, die am meisten von einem besseren Wirtschaftswachstum und höheren Renditen profitieren.

Welche Schlüsse ziehe Sie aus all diesen Erkenntnissen für Ihre ETF-Strategien?

Delledonne: Themen, die von Natur aus zyklischen Sektoren ausgesetzt sind, wie etwa die Entwicklung der US-Infrastruktur, sollten von diesem wirtschaftlichen Umfeld profitieren. Energie und Immobilien sind zwei weitere Bereiche, die Anleger in diesem Jahr in Betracht ziehen sollten, da die Geschäftsmodelle in diesen Sektoren häufig in der Lage sind, die Inflationskosten an die Kunden weiterzugeben. Zusätzlich können Bereiche wie Rechenzentrum-REITs von konjunkturellem Rückenwind profitieren.




Über die Interviewte:
Morgane Delledonne verantwortet seit November 2020 das Research beim ETF-Anbieter Global X. Zuvor arbeitete sie als ETF-Strategin bei BMO Global Asset Management.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion