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Aktien-ETFs Euroraum „Bei unseren Kunden ist der MSCI EMU beliebter als der Euro Stoxx 50“

Europa ist auf die Einkaufslisten von Aktieninvestoren zurückgekehrt. Ist das auch bei der ETF-Nachfrage zu spüren?

Dag Rodewald, Leiter Passive & ETF Specialist Sales Deutschland & Österreich bei UBS

Dag Rodewald: 2016 war Europa kaum ein Thema für Investoren. Ein Grund dafür waren die politischen Unsicherheiten, die haben sich mittlerweile aber deutlich reduziert. Die Wahrscheinlichkeit für ein Auseinanderbrechen der Eurozone hat abgenommen. Dieses Jahr ist die Nachfrage nach europäischen Aktien-ETF daher auch wieder deutlich höher als im vergangenen Jahr. Wir stellen vor allem eine erhöhte Nachfrage nach Aktien-ETFs fest, die den Euroraum abdecken. Insbesondere nach den Wahlen in Holland und Frankreich sind die Zuflüsse hier signifikant gestiegen.

Das heißt vor allem Euro-Stoxx-50-ETFs haben Zulauf?

Rodewald: Der Euro Stoxx 50 ist eine sehr weit verbreitete und etablierte Benchmark für den Euroraum. Entsprechend viele ETFs gibt es auf diesen Index. Er enthält die 50 größten Unternehmen der Währungsunion. Auch in unserem UBS ETF (LU) EURO STOXX 50 UCITS ETF haben wir in diesem Jahr Zuflüsse gesehen. Er ist jetzt rund 800 Millionen Euro schwer. Gefragter ist bei unseren Kunden allerdings ein anderer Euroraum-Index.

Und zwar?

Rodewald: Das ist der MSCI EMU. EMU steht für European Monetary Union, also für die europäische Währungsunion. Der entsprechende ETF hat ein Volumen von etwa 3,5 Milliarden Euro.

Warum ist dieser ETF beliebter?

Rodewald: Wir sehen hier vor allem zwei Gründe. Erstens wollen Investoren, die weltweit ausgerichtet sind, in jeder Region gern auf die gleiche Indexmethodologie zurückgreifen. MSCI ist für uns ein wesentlicher Partner, der für alle global relevanten Regionen Indizes anbietet. Zweitens überzeugt die Struktur des Index die Investoren. Der MSCI EMU ist deutlich breiter diversifiziert als der Euro Stoxx 50. Er enthält derzeit 241 Unternehmen und deckt damit rund 85 Prozent der Marktkapitalisierung in der Eurozone ab. Ein wesentlicher Unterschied ist, dass der Euro Stoxx 50 nur auf Large Caps setzt, der MSCI EMU aber auch das Mid-Cap-Segment mit 15 Prozent berücksichtigt.

Gibt es deutliche Unterschiede bei den Sektor- und Ländergewichtungen in den Indizes?

Rodewald: Die sektorale Gewichtung ist sehr ähnlich in den beiden Indizes. Finanzdienstleistungen haben jeweils den größten Anteil. Weitere starke Sektoren sind Konsum und Industrie. Etwas stärker sind die Unterschiede bei den Ländergewichtungen. Frankreich und Deutschland haben im MSCI EMU einen nicht ganz so großen Anteil wie im Euro Stoxx 50. Stattdessen sind Finnland, die Niederlande und Italien etwas stärker gewichtet.

Spiegeln sich die Unterschiede in der Performance wider?

Rodewald: Auch die Performance ist ein Argument für den MSCI EMU. Über die vergangenen 17 Jahre hat sich der MSCI EMU annualisiert um fast einen Prozentpunkt besser entwickelt als der Euro Stoxx 50. Dieser Performance-Vorsprung ist allerdings weniger auf Länder- oder Sektorenunterschiede zurückzuführen. Wesentlicher Performancetreiber war vielmehr das Mid-Cap-Segment, das dem MSCI EMU zugutekam.

Sie bieten nicht nur ETFs auf den klassischen MSCI EMU an, sondern auch auf Varianten des Index.

Rodewald: Besonders hervorzuheben ist hier zum Beispiel der UBS ETF (LU) MSCI EMU Socially Responsible UCITS ETF. Seit dem Abgasskandal von VW haben sich Socially Responsible Investments, kurz SRI, zu einem wesentlichen Investitionsthema entwickelt. Die Grundlage unserer SRI ETFs bildet die MSCI SRI Methodologie. Der Indexspezialist verfügt über ein eigenes globales SRI-Research mit circa 200 Analysten und hat dort über 40 Jahre Erfahrung. Der MSCI EMU SRI Index setzt sich aus etwa einem Viertel der Werte des MSCI EMU zusammen. Zurzeit enthält der Index 58 Werte. Zudem haben wir im Alternative-Beta-Bereich weitere Angebote. Zum Beispiel den UBS ETF (LU) Factor MSCI EMU Total Shareholder Yield UCITS ETF. Dieser bildet in einem Produkt die Themen Dividenden- und Aktienrückkaufrendite ab.

UBS hat kürzlich einen ETF auf den MSCI Europe mit Währungssicherung aufgelegt. Ist dies eine Alternative zu Euroraum-Indizes?

Rodewald: Das neue Produkt bietet Kunden aus dem Euro-Raum ein europaweites Investment, weitgehend ohne Währungsrisiken. Vor allem die Abwertung des Britischen Pfunds seit dem Brexit-Votum im Juni 2016 hat vielen Europa-Investoren Sorgen bereitet. Allerdings ist dieser ETF keine direkte Alternative zu den Euroraum-Indizes. Denn mit dem ETF auf den MSCI Europe setzen Anleger auch auf die Entwicklung von Unternehmen außerhalb des Euroraums, und zwar in einem nicht unerheblichen Maße. Allein britische und Schweizer Unternehmen haben zusammen einen Anteil von über 40 Prozent im Index.

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