Sind niedrigvolatile Aktien fundamental betrachtet noch immer teuer?
Die hohe Nachfrage nach performancestarken Low-Volatility-Strategien hatte in den letzten zehn Jahren oft zu Bewertungsaufschlägen geführt. In letzter Zeit änderte sich das aber. Wie Grafik 3 zeigt, sind volatile Aktien noch immer sehr teuer, gemessen am Kurs-Cashflow-Verhältnis ebenso wie am Kurs-Gewinn-Verhältnis (auf Basis von Vergangenheitsgewinnen). Die Bewertungen niedrigvolatiler Aktien könnten daher eine gewisse Sicherheitsmarge bieten.

Der Low-Volatility-Ansatz von MFS IM
In den letzten zehn Jahren wurde immer mehr in Low-Volatility-Strategien investiert. Das geschah in unterschiedlicher Form – passiv, rein quantitativ oder fundamental. Die Volatilitätsanomalie mag zwar als mathematische, statistische Anomalie gelten, doch hat der Mehrertrag niedrigvolatiler Aktien fundamentale Gründe. Befassen wir uns daher genauer mit unserer Anlagephilosophie. Wir wollen zeigen, weshalb eine zu starke Orientierung an einem Risikomodell oder ein passiver Ansatz nicht zielführend sind.
Niedrige Volatilität kann unterschiedliche Gründe haben
Warum sollte sich die Vergangenheit wiederholen? Letztlich ist Volatilität nichts anderes als eine statistische Eigenschaft der Ertragsverteilung, die rein gar nichts über das Langfristpotenzial eines Unternehmens aussagt. Hinzu kommt, dass Mehrerträge niedrigvolatiler Aktien nicht nur als Anomalie gelten, sondern auch der gängigen Vorstellung widersprechen, dass jeder Erfolg seinen Preis hat – und dass Investoren mehr wagen müssen, um mehr zu gewinnen. Was spricht also dafür, dass die Volatilitätsanomalie bestehen bleibt?
Eine Fundamentalanalyse des Low-Volatility-Universums zeigt, dass es sich streng genommen gar nicht um eine Anomalie handelt. Die stabileren, langfristig ausgerichteten Unternehmen dieses Universums unterscheiden sich grundlegend von den konjunktursensitiveren, volatileren Firmen. Grafik 4 vergleicht die volatilsten 40 Prozent der Aktien des MSCI All Country World Index (meist Zykliker, oft mit langfristigen Mindererträgen) mit den stabilsten 60 Prozent. Den Daten zufolge sind Eigenkapitalrendite und Gewinnwachstum bei niedrigvolatilen Aktien stabiler und weniger konjunktursensitiv. Außerdem ist der Zinsdeckungsgrad höher.

Trotz kurzfristiger Entwicklungen, die die Märkte erheblich bewegen können, gibt es langfristige Gewinner und Verlierer. Wir glauben, dass auf Dauer und über mehrere Marktzyklen Unternehmen mit besseren Fundamentaldaten zu den Gewinnern zählen. Und niedrigvolatile Aktien haben meist bessere Fundamentaldaten.
Zwar können auch schwächere Titel niedrigvolatil sein, doch sollte man Unternehmen mit der Aussicht auf Minderertrag und starke Verluste generell meiden.