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Aktien: Vorsicht vor den Neuen

Gerd Häcker
Gerd Häcker
Nachdem der Markt für Neuemissionen seit 2007 brach lag, scheint er nun in Schwung zu kommen. Und natürlich versuchen die Börsenaspiranten, das Interesse der Privatanleger für sich zu gewinnen. Die aber sollten bei den Börsenneulingen vorsichtig sein.

Erinnern Sie sich noch an die dritte Tranche der Deutschen Telekom? Damals, im Jahr 2000, wurden T-Aktien zum Preis von 66,50 Euro an der Börse platziert. Seit dem aber kennt die Aktie des ehemaligen Staatsbetriebs eigentlich nur eine Richtung: nach unten.

Es ist nur ein Beispiel von vielen. Aber es verdeutlicht, dass bei den sogenannten Initial Public Offerings (IPO) stets ein bestimmter Mechanismus dahinter steckt. Zum einen sind es rückläufige Kursschwankungen an den Märkten und steigende Kurse, die es Anteilseignern besonders schmackhaft machen, sich von Unternehmensanteilen zu trennen. Zum anderen wagen gerade Firmen aus Branchen, die zu dieser Zeit gerade „in“ sind, den Schritt auf das Parkett.

Das war zum Beispiel Ende der neunziger Jahre mit dem beginnenden Siegeszug des Internets und dem Hype um die Telekommunikationsbranche so. Genau in diese Zeit fiel die dritte Tranche der T-Aktie. Das Ganze wiederholte sich einige Jahre später mit den Unternehmen aus der Branche der alternativen Energien oder mit dem darauf folgenden Rohstoffboom, den die Alteigentümer des größten Rohstoffhändlers der Welt, Glencore, für sich nutzten.

Die Idee dahinter ist stets die Gleiche: Egal ob die Kurse steigen oder eine bestimmte Branche gerade ein Trendsektor ist, die Parteien, die Anteile an einer Firma abgeben, können in einem solchen Umfeld einfach höhere Preise für ihre Anteile erzielen. Eine gesunde Portion Skepsis gegenüber Neuzugängen ist deshalb angebracht. Was nicht heißt, dass es nicht lohnenswert sein kann zu investieren. Schließlich gab es in der Vergangenheit auch erfolgreiche IPOs. Doch Privatanleger müssen sehr genau hinsehen.

Sie sollten zum Beispiel hinterfragen, ob es sich bei einem Börsengang um eine Kapitalerhöhung handelt und das erlöste Geld folglich der Firma zufließt, oder ob sich die Alteigentümer zum Teil oder ganz von ihrer Beteiligung trennen. Im zweiten Fall nämlich fließt das Kapital in die Taschen der Altaktionäre. Dann stellt sich die Frage nach dem Grund für den Verkauf. Ein mögliches Motiv: Die Alteigentümer haben keine positive Erwartung für die künftige Entwicklung der Firma und warteten nur auf einen für sie guten Zeitpunkt, um sich von ihren Anteilen zu trennen. Folglich dürfte auch das Kurspotenzial des Börsenneulings begrenzt sein.

Im ersten Fall, der Kapitalerhöhung, kann das natürlich anders aussehen. Hier fließen die Einnahmen aus dem Börsengang in das Unternehmen, das damit sein künftiges Wachstum, sei es durch Investitionen in die eigene Firma oder durch strategische Übernahmen, vorantreiben kann. Die Alteigentümer bleiben dann also mit im Boot. Das kann ein Indiz dafür sein, dass diese an die Zukunft des Unternehmens glauben.

Nichtsdestotrotz bleibt aber die Tatsache, dass die Neuemissionstätigkeit stets dann zunimmt, wenn die Kurse an den Aktienmärkten steigen. Ob der Preis, zu dem eine Firma erstmals in den Handel kommt, dann der faire Wert ist, ist zumindest zweifelhaft. Kluge Anleger warten deshalb ein bis zwei Jahre ab. Erst dann zeigen sich in der Regel die wahre Qualität und der wahre Wert eines Unternehmens. 

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