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Warum das perfekte Aktienumfeld Schrammen bekommen dürfte
![Froschperspektive auf Wolkenkratzer, die scheinbar unaufhörlich dem Himmel entgegenstreben.](/uploads/images/teaser/big/Froschperspektive-auf-Wolkenkratzer-die-scheinbar-unaufhoerlich-dem-Himmel-entgegenstreben.png)
Die Inflation stabilisiert sich auf niedrigem Niveau, weitere Zinssenkungen sind zu erwarten und das Wachstum in den asiatischen Schwellenländern verläuft robust. Und nun übernimmt Donald Trump in wenigen Wochen zum zweiten Mal das Amt des US-Präsidenten. Die Anleger reagieren begeistert, vor allem in den USA. Schon vor acht Jahren hatte Trump zu Beginn seiner ersten Amtszeit mit Steuersenkungen für gute Stimmung an der Wall Street gesorgt. Das will er wiederholen und den privaten Konsum ankurbeln.
Die Aktienmärkte zeigen sich sehr stabil auf hohem Kursniveau bei geringster Volatilität. Künstliche Intelligenz (KI) und Co. sind in aller Munde. KI soll die Gewinne der Mega-Tech-Unternehmen weiter nach oben treiben, weitere Kursgewinne scheinen vorprogrammiert.
Nicht alles, was glänzt, ist Gold
Dennoch sind einige kritische Anmerkungen angebracht. Der schier unaufhaltsame Aufstieg der Growth- und Mega-Cap-Aktien hat zu einem überaus hohen Gewicht in den wichtigsten Aktienindizes geführt. Dies gilt natürlich auch für die entsprechenden ETFs. Gleichzeitig sind die Bewertungen in die Höhe geschossen und könnten inzwischen überzogen sein.
Die gute Stimmung birgt das Risiko eines deutlichen Rückschlags bei diesen bisherigen Favoriten der Anleger. Was auf der Hand zu liegen scheint, ist keine sichere Bank mehr für weitere Gewinne – 2025 wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Die KI-Euphorie erinnert ein wenig an den Internet-Hype um die Jahrhundertwende.
Damals erreichten die Kurs-Gewinn-Verhältnisse von Aktien wie Cisco dreistellige Werte. Und obwohl sich das Unternehmen in den vergangenen 25 Jahren hervorragend entwickelt hat, mussten die Anleger damals mehr als 20 Jahre warten, bis der Einstiegskurs wieder erreicht war. Das sollten die KI-Fans von heute in ihre Überlegungen einbeziehen. Deshalb ist auch bei den nur scheinbar breit diversifizierten Indexfonds wie auf den MSCI World und seinen Kollegen Vorsicht geboten. Sie werden einfach zu stark von den großen Tech-Titeln dominiert.
Links und rechts von Big Tech schauen
Diese Überlegungen sollten Anleger bei ihrer Asset Allokation berücksichtigen. Value-Aktien wie Versorger, zyklische Konsumgüter, Telekommunikationsunternehmen oder Discount-Strategien (Aktieninvestments mit Risikopuffer) könnten sich als interessante und risikoärmere Alternativen anbieten.
2025 dürfte ein Jahr der Richtungsentscheidungen werden. Es wird sich zeigen, ob Trump seinen vollmundigen Ankündigungen Taten folgen lässt. Ein Ende des Krieges in der Ukraine, Strafzölle auf Warenimporte aus Europa und vor allem China sowie Steuersenkungen gehören dazu. Sicher ist: Setzt er nur einen Teil seiner Versprechen um, wird dies die Verschuldung der USA, die bereits bei mehr als 120 Prozent des BIPs liegt, weiter anheizen.
Die inzwischen wieder gestiegenen Zinsen in den USA spiegeln diese Aussichten wider. Die Zinseuphorie dürfte daher übertrieben sein. Wahrscheinlich wird die Fed nur noch zwei bis drei kleinere Zinssenkungen vornehmen. Gleichzeitig zeigt sich Europa politisch instabil. Regierungskrise in Frankreich, Neuwahlen in Deutschland – in den beiden größten Volkswirtschaften Europas herrscht derzeit politischer Stillstand. Und Deutschland, das Sorgenkind Europas, muss nach der Wahl erst noch zeigen, dass es die Probleme erfolgreich anpackt.
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Die asiatischen Wachstumsregionen wie Vietnam, Kambodscha und sicherlich auch Indien dürften sich weiterhin positiv entwickeln. Diese Anlageregionen sollten in keiner diversifizierten Anlagestrategie fehlen. Gleichzeitig könnten Pharma-, Biotech- und Infrastrukturunternehmen ihre Aufholjagd fortsetzen.
Die Zinsaufschläge für mindere Bonitäten befinden sich aktuell auf Tiefstständen. Auch das könnte sich im Jahr 2025 ändern, wenn Unruhe in die Rentenmärkte kommen sollte. Insofern gilt auch hier, Gewinne teilweise mitzunehmen und in risikoärmere Investments (Investment Grade) umzuschichten.
Apropos Gewinne mitnehmen: Gold hat eines seiner besten Jahre hinter sich. Die Angst vor der ausufernden Verschuldung der USA und vor einer weiteren Eskalation der Krisenherde hat das Edelmetall auf neue Höchststände getrieben. Auch hier bietet es sich an, das Gewicht dieser Crash-Reserve wieder auf ein vernünftiges Maß zwischen 5 und 10 Prozent des Aktienanteils zu reduzieren. Auch beim Gold steigen die Preise nicht in den Himmel.
Alles in allem können die Marktteilnehmer vorsichtig optimistisch in das Jahr 2025 blicken. Allerdings dürften nicht alle Anlagen weiter steigen wie 2024. Anleger sollten deutlich differenzierter agieren, Cash halten, Übergewichtungen abbauen, defensivere Titel bevorzugen und bei Anleihen mittlere Laufzeiten wählen. Auf der Währungsseite dürften US-Dollar und Co. ebenfalls einen Großteil ihrer Aufwertung hinter sich haben.
Über den Autor:
![Thomas Buckard](https://www.dasinvestment.com/uploads/fm/Thomas-Buckard_t2.jpg)
Thomas Buckard ist seit dem Jahr 2000 Gründungsmitglied der MPF AG. Als Vorstandssprecher ist er für die Kundenakquisition und -betreuung sowie die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. MPF gehört nach eigener Aussage mit einem verwalteten Vermögen von mehr als zwei Milliarden Euro zu den größten unabhängigen Vermögensverwaltern in Deutschland.