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Aktienfonds-Serie: “Im globalen Vergleich sind europäische Aktien die günstigsten”

Fondsmanager Rory Bateman
Fondsmanager Rory Bateman
Rory Bateman ist beim britischen Vermögensverwalter Schroders Leiter Europäische Aktien und managt unter anderem den Fonds Schroder ISF European Large Cap (WKN: 933378)

DAS INVESTMENT.com: Ihre drei Argumente bitte, warum Anleger derzeit Aktien kaufen sollten.

Rory Bateman: Das Investoreninteresse an Aktien wurde in Europa teilweise gedämpft durch die Unsicherheit der Eurokrise und der schwächelnden globalen Konjunkturaussichten. Dies spiegelt sich in der Risikoprämie von Aktien wider. Seit der Flucht in sogenannte Safe Havens bleibt die Risikoprämie bei Aktien daher auf einem hohen Niveau.

Als zweites spricht speziell für europäische Aktien deren Bewertung. Historisch betrachtet und im Vergleich zu den weltweiten Aktienmärkten sind die Kurs-Gewinn-Verhältnisse von europäische Titeln sehr günstig bewertet. Nimmt man die KGV-Betrachtung nach Graham und Dodd, die eine eher langfristige Bewertung vornimmt, sollten europäische Aktien in den kommenden drei Jahren einen Aufschwung erleben.

Zudem spricht für Europa, dass der Kontinent Heimat von vielen weltweit führenden Unternehmen ist, die in den jetzigen Krisenzeiten unterbewertet werden. Wir glauben, dass Anleger die extrem negative Stimmung bezüglich des europäischen Marktes nutzen sollten, um in hochwertige, schnell wachsende Unternehmen zu investieren, deren Umsatz international erwirtschaftet wird.

DAS INVESTMENT.com: Was sind derzeit Ihre Top-3-Märkte und -Sektoren?

Bateman: Obwohl wir bei Schroders eher Stockpicker sind, versuchen wir Chancen, die sich auf Brancheebene ergeben, zu nutzen. Das kann vielfältig geschehen, beispielsweise indem wir einen Sektor oder ein Land im Portfolio stark übergewichten. Zurzeit sind wir in Skandinavien und Großbritannien übergewichtet. In der Vergangenheit hat sich diese Position gut auf die Fondsperformance ausgewirkt.

Mittlerweile sind wir aber vorsichtig geworden, denn die Lücke zwischen den Bewertungen in Nord- und Südeuropa gehen immer weiter auseinander. Deshalb suchen wir zunehmend nach Einstiegschancen in Südeuropa. Interessant finden wir dort international tätige Unternehmen, die aber über eine lokale Bewertung verfügen.  

Auf der Sektorebene haben wir viele Investmentchancen in der produzierenden Industrie und dem Luxusgütersegment gefunden. Zuletzt haben wir vermehrt in Finanzwerte investiert, haben aber südeuropäische Banken außen vor gelassen.  

DAS INVESTMENT.com: Was können Anleger nächstes Jahr und die Kommenden danach erwarten?

Bateman: Für die kommenden zwölf Monate hat sich unser Einschätzung nicht geändert. Wir glauben, dass Europa ein diverses Anlageuniversum bietet und Anleger viele Weltmarktführer finden, die aufgrund der Stimmung im Markt wegen der Eurokrise zu einem guten Preisabschlag zu bekommen sind. Die Firmen sind mittlerweile robust aufgestellt bezüglich Kapitalstruktur, M&A-Tätigkeit, Umsatz und Gewinnwachstum.

Angst im Markt schafft Investmentchancen. Das Misstrauen über eine Lösung der Eurokrise hat zu genau solch einer Angst geführt. Die Flucht in die als Safe Havens wahrgenommenen Anlageklassen war die Folge. Für Aktienanleger kommt es jetzt auf das richtige Stockpicking an. Es gilt die Firmen zu finden, die im Umfeld von niedrigem Wachstum dennoch weiter hoch profitabel wirtschaften und ihren Investoren Gewinne erzielen.

Wenn in geschätzten drei Jahren die Politiker ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen und das Risiko eines Euro-Auseinanderbrechens verschwunden sein wird, werden wir auf 2012 und 2013 zurückschauen und denken, dass es ein guter Zeitpunkt war, um in europäische Aktien einzusteigen.  

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