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Studie von Roland Berger und Keyrock Aktienhandel über Token würde 4,6 Milliarden Euro sparen – jährlich

Beleuchtete Computer-Tastatur
Beleuchtete Computer-Tastatur: Beim Wertpapierhandel per Token und via Blockchain ließen sich Zwischenschritte und damit Kosten sparen. | Foto: imago images / Silas Stein

Schwindelerregende 4,6 Milliarden Euro ließen sich ab 2030 jährlich einsparen, wenn der Aktienhandel zunehmend über Token abgewickelt würde. Zu diesem Ergebnis kommen die Unternehmensberatung Roland Berger und der auf Krypto-Technologie spezialisierte Dienstleister Keyrock in einer gemeinsamen Studie.

Unter Tokenisierung versteht man die Umwandlung von Vermögenswerten in digitale Einheiten. Der Vermögenswert kann dabei materiell oder immateriell sei. Der Vorteil von Token: Diese lassen sich per Blockchain-Technologie bequem verwalten und übertragen. Sie lassen sich auch direkt von Verkäufer zu Käufer weitergeben – ohne dass ein potenziell schwerfälliger und teurer Schritt über eine vermittelnde Stelle fällig wird. Die Blockchain ist dezentral organisiert: Es gibt keinen zentralen Knotenpunkt, über den alles obligatorisch fließen muss.

Beim Aktienhandel via Token sind also weder Verwahrstellen vonnöten noch müssen analoge Eigentumsnachweise erstellt werden. Womit ein enormer Kostentreiber wegfällt. Die Studienautoren haben drei Kernvorteile der Blockchain-Technologie für den Wertpapierhandel ausgemacht:

  • Niedrigere Abwicklungskosten und schlankere Prozesse
  • Höhere Transparenz durch nahtlosen Datenaustausch über ein dezentrales Netzwerk
  • Einfacherer Zugang für Investoren dank der Möglichkeit, kompakte Vermögenswerte auch in kleinere Untereinheiten aufteilen zu können

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In Deutschland existiert seit Mitte 2021 das elektronische Wertpapiergesetz (eWPG). Dieses sehe bereits die Tokenisierung von Inhaberschuldverschreibungen vor. International betrachtet sehen die Studienautoren allerdings vor allem den Aktienhandel als prädestiniertes Feld für Tokenisierung. Es liefen bereits umfangreiche Machbarkeitstest. „Darüber hinaus ist der Handel mit Wertpapieren ein sehr großer Markt, der entsprechende Skaleneffekte ermöglicht“, gibt Sebastian Steger, Partner bei Roland Berger, zu bedenken.

Die Wertschöpfungskette beim Aktienhandel gestalte sich bislang komplex und ineffizient. Mit einem Handel über Token ließe sich vieles vereinfachen: Es würde zum Beispiel kein Clearing benötigt, die Abwicklungszeiten verkürzten sich, und der Handel liefe transparenter und durch Automatisierung auch effizienter. Als Beispiel führt die Studie den Fall Gamestop an: Hätten die vielen Kleinanleger die Aktien des maroden Spieleherstellers per Blockchain kaufen können, hätte die Trading-plattform Robin Hood, über die die Käufe maßgeblich liefen, den Handel nicht stoppen müssen: Es hätte schlicht keine überlasteten zentralen Abwicklungsstellen gegeben.

„Die Tokenisierung ermöglicht digitale Transfers, die so nahtlos und einfach sind wie die Übertragung von Informationen über das Internet“, meint Kevin de Patoul, Chef und Mitgründer von Keyrock. Eine echte Wahl, ob sie den technologischen Schritt mitvollziehen wollten, hätten Finanzmarktakteure ohnehin nicht: „Der Umbruch ist bereits im Gange, und die Marktteilnehmer können sich entschieden, ob sie sich anpassen und mitwachsen oder zurückbleiben und irrelevant werden“, meint Patoul.

Zwar werde sich der Wertpapierhandel nicht über Nacht auf Token umstellen. Zudem fehle auch noch der regulatorische Rahmen und verbindliche Industriestandards – und auch über das Thema Cybersicherheit müsse man sich Gedanken machen. Allerdings sei es für Marktakteure höchste Zeit, sich bereits heute auf die neue Technologie einzustellen.  „Die Tokenisierung wird einen starken Einfluss auf die gesamte Finanzbranche haben und zu einem unumkehrbaren Wandel führen“, mahnt Sebastian Maus, Partner bei Roland Berger.

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