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Aktienkäufer sollten bis zur nächsten Krise warten

Stephan Albrech
Stephan Albrech
Der Dax hat seit Jahresbeginn 20 Prozent zugelegt. Für viele Beobachter steht fest, dass hinter dieser Mega-Rallye die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihren Billig-Milliarden für die Banken steckt. Das stimmt - und ist doch nur die halbe Wahrheit.

Vor einem Monat hatten wir das Geldschwemme-Thema angesprochen. Damals - die EZB  stellte den Banken „mal eben“ gut 500 Milliarden Euro zur Verfügung, um die Schuldenkrise der EU einzudämmen - lautete unsere Prognose, dass diese Liquidität nicht nur in Staatsan-leihen, sondern auch in die Aktien- und Rohstoffmärkte fließen würde. So kam es, denn jetzt, nach der zweiten Infusion durch die EZB, hat der Dax wiederum etliche Prozente zugelegt. Und die Stärke des Anstiegs spricht dafür, dass noch mehr zu erwarten ist.

Ausgerechnet der Automobilsektor startet durch

Für viele Kommentatoren scheint nun klar: Keine Aktienrallye ohne die Billionen-Spritze der EZB. Daran ist sicherlich viel Wahres, doch die ganze Wahrheit ist es nicht. Wäre Liquidität der einzige treibende Faktor, müssten vor allem defensive Sektoren punkten. Dem ist aber nicht so, wie ein Blick auf die Sektoren im europäischen Stoxx-600-Index zeigt. Konjunktur-sensible Branchen wie der Automobilbau haben europaweit seit Jahresbeginn fast 30 Prozent zugelegt; der Technologiesektor bringt es auf 21, die Chemiebranche immerhin auf  15 Pro-zent. Defensive Sektoren wie Pharma und Nahrungsmittel indes hinken dem Index mit fünf Prozent deutlich hinterher.

Viel Liquidität, bessere Konjunktur, niedrige Bewertung

Das bedeutet: Neben der massiven Liquidität spielen verbesserte Konjunkturerwartungen eine wichtige Rolle beim aktuellen Kursanstieg. Wäre dies nicht so, wäre kaum zu erklären, warum Investoren ihr Geld höheren Risiken aussetzen, die mit Investments in konjunkturabhängigen Branchen zwangsläufig verbunden sind. Die geballten Geldmassen und die verbesserten Konjunkturerwartungen, wie sie etwa im Ifo-Index zum Ausdruck kommen, treffen derzeit auf ein Umfeld, in dem Aktien nicht nur historisch günstig bewertet sind, sondern im Vergleich zu als sicher geltenden Staatsanleihen geradezu Schnäppchen darstellen. Auch dass Anleger so viel Geld wie seit Langem nicht in (Staats-)Anleihefonds gesteckt haben, stützt die These, dass den Aktien gute Zeiten bevorstehen. Denn in Extremphasen liegt die Mehrheit an der Börse in aller Regel falsch.

Rückschläge sind Kaufgelegenheiten

Was heißt das für Anleger? Meines Erachtens ist die Antwort klar: Aktien gehören auf lange Sicht in jedes Depot, dosiert nach der individuellen Risikotoleranz. Aber deshalb sollte nie-mand überstürzt (Zu)Käufe tätigen. Schließlich dürfte die EU-Politik weiter für Verunsiche-rung sorgen, wie etwa die Entwicklung in Portugal zeigt. Zudem drohen auf geopolitischer Ebene militärische Konflikte - Stichwort Iran. Dies und andere noch unbekannte Faktoren werden die Aktienmärkte zeitweilig unter Druck setzen. Wenn die Nachrichten sich in diesem Zuge eintrüben, dürften sich gute Gelegenheiten bieten, bei Aktien aufzustocken.

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