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Aktienmärkte: „Liquiditätsspritze und Konjunktur fallen 2013 weg“

Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Assénagon
Martin Hüfner, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Assénagon
Die Stimmung in den deutschen Unternehmen verschlechtert sich schneller als gedacht. Die Prognosen für die weitere Entwicklung werden nach unten revidiert. Die Volkswirte der Deutschen Bank stellten in dieser Woche erstmals ein Wachstum von nur noch 0,5 Prozent in Deutschland für nächstes Jahr in den Raum. Viele Kunden fragen mich, ob es jetzt eine Rezession wie 2009 geben könnte. Damals brach das reale Bruttoinlandsprodukt um 5,2 Prozent ein.

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Fünf Entwicklungen verunsichern im Augenblick: Erstens der Absturz beim Ifo-Index. Der Index ist im Allgemeinen ein zuverlässiger Indikator der wirtschaftlichen Entwicklung. In der Grafik habe ich den Verlauf seit Ende 2010 mit dem seit Ende 2006 verglichen. Es zeigt sich eine frappierende Ähnlichkeit. Nur in den vergangenen vier Monaten geht es derzeit etwas langsamer nach unten als 2008. Damals stand die Wirtschaft jedoch unmittelbar vor dem Schock der Lehman-Pleite, diesmal hat sich gerade die Eurokrise etwas entspannt.

Zweitens der dramatische Einbruch in der Automobileindustrie, einem der Herzstücke der deutschen Wirtschaft. Im September wurden in Deutschland 11 Prozent weniger Personenwagen als vor einem Jahr zugelassen. Es wurden 16 Prozent weniger PKWs produziert. Bei Lastwagen verringerten sich die Neuzulassungen sogar um 17 Prozent. Das hat natürlich Rückwirkungen auf andere Branchen.

Drittens, was in der Öffentlichkeit weniger beachtet wird, aber nicht weniger wichtig ist: Die konjunkturzyklische Bewegung. Nach dem Muster der Vergangenheit wäre ein Tiefpunkt der Wirtschaftsentwicklung Ende 2013, Anfang 2014 zu erwarten. Es geht also nach unten, nicht nach oben. Das darf man nicht überbewerten, es ist aber ein weiterer Mosaikstein.  

Viertens wird es im Euroraum insgesamt, so wie es in Südeuropa und in Frankreich derzeit aussieht, auch 2013 eine Rezession geben. Es ist kaum vorstellbar, dass sich Deutschland in einem so eng verflochtenen Gebiet auf Dauer diesen Einflüssen entziehen kann. Die Übertragung vollzieht sich hier ja nicht nur über den Export, sondern auch über das gesamte Wirtschaftsklima. Häufig sind es die gleichen Unternehmen, die in mehreren Ländern arbeiten.

Fünftens schließlich gibt es in Deutschland eine Vielzahl von beunruhigenden Einzelindikatoren. Die Arbeitslosigkeit ist in den vergangenen Monaten mit einer Jahresrate von 200.000 gestiegen. Die Kredite an Unternehmen und Privatpersonen erhöhen sich nur schwach (1,1 Prozent im September). Die Firmen sind beim Ausblick auf 2013 zunehmend vorsichtig.

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