LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in AktienLesedauer: 5 Minuten
Headphones
Artikel hören
Börsen im Krisenmodus
Nikkei-Schock, Tech wankt: Anlegerangst steigt auf Jahreshoch
Die Audioversion dieses Artikels wurde künstlich erzeugt.

Börsen im Krisenmodus Nikkei-Schock, Tech wankt: Anlegerangst steigt auf Jahreshoch

Ein beunruhigter Anleger beim Blick auf einen sinkenden Chart
Ein beunruhigter Anleger beim Blick auf einen sinkenden Chart | Foto: Canva

Die globalen Aktienmärkte befinden sich in Aufruhr, während Anleger weltweit zunehmend besorgt auf Anzeichen einer möglichen Rezession blicken. Der japanische Leitindex Nikkei verzeichnete heute einen beträchtlichen Rückgang von rund 12 Prozent und weist damit den größten Tagesverlust seit 1987 auf. Seit der vergangenen Woche kommt der Index sogar auf einen Gesamtverlust von 18 Prozent. 

Auch die US-amerikanischen Technologieunternehmen, die in diesem Jahr maßgeblich zu den Kursgewinnen beigetragen haben, zeigen nun Schwächen. Nvidia und Microsoft, zwei Schwergewichte des Sektors, mussten ebenfalls deutliche Kursrückgänge hinnehmen.

Diese Marktbewegungen haben Diskussionen über ein mögliches Rezessionsrisiko neu entfacht. Experten aus verschiedenen Finanzinstituten bieten unterschiedliche Perspektiven auf die aktuelle Marktlage und mögliche Strategien für Anleger in diesem herausfordernden Umfeld.

 

Ursachen der aktuellen Marktvolatilität

Die jüngsten Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten werden von zwei Hauptfaktoren angetrieben. Zum einen hat der überraschend schwache US-Arbeitsmarktbericht für Juli die Rezessionsängste neu entfacht. Mit nur 114.000 neuen Jobs außerhalb der Landwirtschaft und einem unerwarteten Anstieg der Arbeitslosenquote auf 4,3 Prozent deutet sich eine Abkühlung des bisher robusten Arbeitsmarktes an. Diese Entwicklung ist zwiespältig: Einerseits könnte sie den Weg für Zinssenkungen der Fed ebnen, andererseits nährt sie Befürchtungen einer bevorstehenden Wirtschaftsflaute.

Zum anderen tragen die sich zuspitzenden geopolitischen Spannungen, insbesondere im Nahen Osten, zur Verunsicherung bei. Die eskalierende Situation und die wachsende Kriegsgefahr in der Region beunruhigen die Investoren zunehmend. Diese Kombination aus wirtschaftlichen Warnsignalen und geopolitischen Unsicherheiten spiegelt sich im VIX-Index wider, dem sogenannten Angstbarometer der Wall Street, der auf den höchsten Stand seit Oktober 2023 gestiegen ist. Das resultierende Anlegerverhalten führt zu einer Flucht in sichere Häfen und erklärt die jüngsten Kurseinbrüche an den globalen Aktienmärkten.

Marktturbulenzen im Kontext

Trotz der jüngsten Volatilität an den Finanzmärkten raten einige Experten zu einer differenzierten Betrachtung der Lage. Sören Hettler, Analyst der DZ Bank, sieht in den aktuellen Entwicklungen keinen Vorboten einer anhaltenden Krise. Er betont: „Allein der S&P 500 hat um zehn Prozent zugelegt.“

Christian Subbe, CIO von HQ Trust teilt diese Einschätzung und fügt hinzu: „Der aktuelle Abverkauf kann vor allem durch eine Enttäuschung der Marktteilnehmer erklärt werden, die zu euphorisch gestimmt waren. An den fundamentalen Daten hat sich nichts Materielles geändert.“ In Bezug auf die Geldpolitik gibt es positive Signale. Fed-Chef Powell hat angedeutet, dass im September eine Zinssenkung auf dem Tisch liegen könnte, sofern die Inflation weiterhin moderat bleibt. Diese Aussage könnte die Märkte in den kommenden Monaten beeinflussen.

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

 

Subbe ergänzt dazu: „Kurzfristig erwarten wir von der Fed keine Zinssenkung vor der nächsten Sitzung im September, jedoch dürfte die Rhetorik der Notenbanker zunehmend taubenhaft ausfallen und zur Beruhigung der Märkte beitragen. Auch von der BOJ sind Maßnahmen zu erwarten, die die Märkte stabilisieren.“

Stefan Rondorf, Senior Economist bei Allianz Global Investors, hebt die Bedeutung des Arbeitsmarkts hervor: „Unter sehr vielen Variablen zur Einschätzung der Rezessionsrisiken in den USA erscheint der Arbeitsmarkt derzeit besonders wichtig, und hier vor allem die Frage, ob Unternehmen anfangen, Personal abzubauen. Historisch betrachtet ist dies oft der Auslöser für eine Abwärtsspirale aus Konsumzurückhaltung und rückläufiger Produktion. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des strukturell engen US-Arbeitsmarktes erscheint eine massive Entlassungswelle derzeit allerdings unwahrscheinlich.“

Matthias Hoppe, Portfoliomanager bei Franklin Templeton Investment Solutions, bietet eine nuancierte Sicht auf die Situation: „Unsere Einschätzung der weltwirtschaftlichen Aussichten hat sich nicht wesentlich geändert. Das Wachstum in den USA verlangsamt sich zwar, scheint aber immer noch positiv zu sein und eine gesunde Nachfrage nach neuen Arbeitskräften aufzuweisen.“ Er fügt hinzu: „Auch wenn der Anstieg der gemeldeten Arbeitslosigkeit groß genug ist, um mit der Anfangsphase früherer Rezessionen verglichen zu werden, sehen wir das aktuelle Umfeld nicht als so negativ an.“

Bezüglich möglicher Chancen in diesem volatilen Umfeld merkt Hoppe an: „Volatile Märkte bieten immer Chancen. Eine gute Positionierung mit einem diversifizierten Portfolio und einer Reihe von Vermögenswerten, die das Abwärtsrisiko abfedern, erleichtert es, solche Phasen zu überstehen.“

Christian Subbe unterstützt diese Sichtweise: „Wir sind der Meinung, dass die derzeitigen starken Kursrückgänge eine Übertreibung nach unten darstellen. Ein schwacher Datenpunkt deutet noch nicht zwingend auf eine harte Landung der Wirtschaft hin. Zudem hat die Fed ausreichend Spielraum, die Zinsen auch stärker zu senken, sollte dies notwendig werden.“

Globale Perspektiven und zukünftige Entwicklungen

Die aktuellen Marktturbulenzen spiegeln eine komplexe globale Wirtschaftslage wider. Während Japan mit einem drastischen Einbruch des Nikkei-Index konfrontiert ist, kämpfen die USA mit Anzeichen einer Konjunkturabkühlung, und Europa steht vor eigenen Herausforderungen in Bezug auf Inflation und Wachstum.

Die Reaktionen der Zentralbanken, insbesondere der Federal Reserve, der Bank of Japan und der Europäischen Zentralbank, werden in den kommenden Monaten entscheidend sein. Ihre Entscheidungen bezüglich Zinssätzen und geldpolitischer Maßnahmen könnten maßgeblich die Richtung der Finanzmärkte beeinflussen. Parallel dazu bleiben geopolitische Spannungen ein wichtiger Faktor für die Marktstimmung. Die Entwicklungen im Nahen Osten, aber auch die Beziehungen zwischen den großen Wirtschaftsmächten, werden weiterhin genau beobachtet.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
PDF nur für Sie. Weitergabe? Fragen Sie uns.