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Vermögensverwalter sieht nach Aktien-Crash Kaufgelegenheiten

Argumente gegen die Angststarre, in die US-Präsident Trump weltweit die Aktienanleger versetzt hat, gab es in der Vergangenheit zur Genüge. Damals gaben viele kurzfristige Indikatoren das klare Signal, dass der panikartige Abverkauf übertrieben war. In der Tat kam es schon in der ersten Aprilwoche zu spektakulären Gewinnen bei vielen Aktienindizes. Bleibt abzuwarten, ob diese Tiefpunkte halten werden. Doch derzeit sprechen einige Indizien dafür.
Heute richten wir den Blick auf langfristige Zusammenhänge. Unsere Kernfrage lautet: Wie haben sich die Aktienmärkte nach drastischen Verkaufswellen wie im Jahr 2025 in den Monaten und Jahren danach entwickelt?
Nach drei Jahren bis zu 73 Prozent Plus
Schauen wir dazu zunächst auf die zehn größten Verluste, die sich innerhalb von zwei Tagen in den USA seit dem Jahr 1950 ereigneten. Diese Zwei-Tages-Verluste bewegten sich zwischen 9,0 und 24,6 Prozent, sodass das aktuelle Minus vom 3./4. April 2025 mit 10,5 Prozent eher am unteren Rand der Stichprobe liegt.
Hier das beruhigende Ergebnis: In allen Ein-, Drei- und Fünf-Jahres-Intervallen nach diesen Kursrutschen kam es zu teils sehr satten Zugewinnen. Die konkreten Zahlen: Nach einem Jahr notierte der S&P 500 wenigstens 9 und höchstens 62 Prozent höher. Drei Jahre später lag das Plus zwischen 24 und 73 Prozent. Und ein halbes Jahrzehnt danach war vom Rutsch kaum noch etwas zu bemerken: Die Gewinne bewegten sich zwischen 88 und 164 Prozent.
Fazit: So schwer es momentan fällt, das zu glauben – diese Verkaufswellen entpuppten sich im Nachhinein stets als Kaufgelegenheit.
Elf Wasserfall-Abschwünge seit 1929: V schlägt W
Blicken wir auf ein weiteres Phänomen nach länger andauernden und sehr starken Kursverlusten, die auch als „Wasserfall-Abschwünge“ bezeichnet werden. Der Kursverfall der ersten Aprilwoche, den Donald Trump mit seinem Zollhammer auslöste, gehört in diese Kategorie. Was passierte nach den bislang elf Wasserfall-Abschwüngen, die es zwischen 1929 und 2020 gab?
In lediglich vier dieser elf Beispiele wurde das Tief des Wasserfalls (aktuell 4.800 Punkte im S&P 500) ein weiteres Mal getestet, was in einer Kursgrafik an den Buchstaben „W“ erinnert. In sieben Fällen kam es jedoch zu einer Erholung in Form eines „V“, weil das Tief kein weiteres Mal erreicht wurde – so etwa 2020 in der Corona-Pandemie.
Fazit: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Tief hinter uns liegt, ist fast doppelt so hoch wie die gegenteilige Option. Ein erneuter Test lässt sich aber nicht ausschließen, weshalb noch Vorsicht angebracht ist.
Buffett und Munger: Kurse in der Kaufzone?
Warren Buffett ist ein legendärer Investor. Sein kongenialer und leider verstorbener Partner Charlie Munger nutzte zur Klärung der Frage, ob der Aktienmarkt günstig bewertet ist, auch den 200-Wochen-Durchschnitt. Ist der Kurs nahe der Linie, ist der Markt auf sein langfristiges Mittel zurückgekommen und fair bis „ausgenüchtert“ bewertet. Käufe in dieser Zone könnten sich daher auf lange Sicht lohnen.
Aktuell verläuft diese Linie bei 4.700 Punkten im S&P 500; der Tiefstand belief sich auf 4.800 Zähler. Als der Index die Zone erreichte, prallte er interessanterweise heftig nach oben ab.
Fazit: Auch Mungers Indikator weist darauf hin, dass das Schlimmste vorbei ist.

Über den Autor:
Stephan Albrech ist Gründer und Vorstandschef von Albrech Cie. Die Kölner Vermögensverwaltung gibt es seit 1996.