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Aktienmarkt Sind Qualitätsaktien wirklich zu teuer geworden?

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Renditen wiegen Risiko keinesfalls auf

2.) Nehmen wir trotzdem an, ein Anleger, der diese Unternehmen im Portfolio hält, beschließt, sie zu verkaufen, weil sie ihm zu teuer erscheinen. Er wird dann vor der Frage stehen, wie er die frei gewordenenGelder sinnvoll wieder anlegt. Die Situation auf dem Markt für festverzinsliche Anlagen (Festgeld und Anleihen) ist so, dass die derzeitigen Renditen das eingegangene Risiko keinesfalls aufwiegen.

Der Anleger kann natürlich seine liquiden Mittel behalten und eine größere Kurskorrektur von Qualitätsaktien abwarten, um anschließend erneut zu kaufen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass der Erfolg eines solchen Vorgehens sehr arbiträr ist. Oder aber unser Anleger könnte versuchen, andere Aktien zu kaufen, deren Bewertungsniveau ihm attraktiver erscheint. Doch wo will er solche Aktien finden? In den vergangenen Jahren sind Aktien insgesamt teurer geworden (zumindest an den Aktienmärkten der Industrieländer).

Qualitätsaktien sind zwar (zu Recht) teurer als der Gesamtmarkt, doch wie wir oben gesehen haben, ist ihr Aufschlag gegenüber dem Markt als Ganzem nicht gestiegen. Unternehmen mit einer auf den ersten Blick attraktiven Bewertung wiederum sind oft in Branchen tätig, die im aktuellen Umfeld stark gefährdet sind, wie zum Beispiel Bankaktien oder sehr zyklische Titel. In solche Branchen zu investieren, erfordert ein Vertrauen in die Weltwirtschaft und das Finanzsystem, das uns derzeit fehlt.

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Gesamtrendite niedriger als bisher

3.) Wie zuvor gezeigt, ist das aktuelle Bewertungsniveau defensiver Qualitätsaktien zwar hoch, doch noch nicht massiv überzogen. Daraus lässt sich folgern, dass diese Unternehmen künftig eine Gesamtrendite abwerfen werden, welche niedriger sein dürfte als in der Vergangenheit, aber vor dem Hintergrund der niedrigen Zinsen trotzdem als vernünftig angesehen werden kann.

Die Höhe der Rendite wird von dem Preis bestimmt, den Anleger beim Kauf zahlen. Es wäre daher illusorisch anzunehmen, man könne die gleichen Renditen erzielen wie in der Vergangenheit, wenn man diese Unternehmen zu einem höheren Preis kauft.

Daher ist es unumgänglich, bei der Anlage in Qualitätsaktien die eigenen Renditeerwartungen nach unten zu korrigieren. Wenn das Bewertungsniveau dieser Aktien weiter steigt, wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, zu dem die erwartete Rendite so niedrig wird, dass eine Anlage in diese Werte nicht mehr sinnvoll ist. Doch dies ist derzeit noch nicht der Fall.

Zum Autor: Guy Wagner (r.) kam 1986 zur Banque de Luxembourg, wo er in der Folge die Leitung der Abteilungen Finanzanalyse und Asset Management übernahm. Seit 2005 ist er Managing Director von BLI - Banque de Luxembourg Investments.

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