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Genau hinsehen: So setzt sich die Aktienrendite zusammen

Aktien sind eine der beliebtesten Anlageklassen. Für viele Anleger stellt sich aber nicht nur die Frage, welche Rendite sie von ihrer Aktieninvestition erwarten können – sondern auch, wie schnell die erhofften Gewinne eintreten.
An dieser Stelle teilt sich die Investorenschar in zwei Lager:
- Auf der einen Seite jene, die aus Dividenden ein verlässliches Einkommen erzielen möchten, Geduld aufbringen und Kursschwankungen vernachlässigen.
- Auf der anderen Seite stehen solche Investoren, die hauptsächlich auf Kursgewinne abzielen.
Neben Kurs und Dividenden beeinflussen aber auch Aktienrückkäufe die Rendite – ein Faktor, der häufig vernachlässigt wird.
Alle drei Komponenten haben ihre eigene Dynamik, werden von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst und stehen in Wechselwirkung zueinander.
So setzt sich die Aktienrendite zusammen

Dividenden
Viele Investoren erwarten von Dividenden eine regelmäßige Einkommensquelle. Die Attraktivität von Dividenden wird oft anhand der Dividendenrendite beurteilt. Dabei handelt es sich um das Verhältnis der Ausschüttungen pro Aktie zum aktuellen Aktienkurs.
In stabilen Zeiten wird eine hohe Dividendenrendite oft als positives Signal gedeutet, da sie auf eine attraktive Entlohnung des eingesetzten Kapitals hinweist. In Krisenzeiten kann sie trügerisch sein. Bei einem Marktabschwung fallen die Aktienkurse. Dadurch steigt wiederum die Dividendenrendite, falls die Ausschüttungen nominal gleich bleiben. Ein vermeintlich positives Signal – die hohe Rendite – wird so zu einem potenziellen Fallstrick. Das Unternehmen könnte finanzielle Schwierigkeiten haben, die sich lediglich noch nicht in der Dividendenpolitik niederschlagen.
Nachhaltigkeit von Dividenden
Ein in Krisenzeiten hoher oder stabiler Aktienkurs, gepaart mit einer attraktiven Dividendenrendite, muss im Rahmen eines permanenten Risikomanagements ebenfalls kritisch hinterfragt werden. Denn eine plötzliche Kürzung oder Streichung der Dividenden kann zu massiven Kursverlusten führen.
Eine häufig unterschätzte Komponente der Aktienrendite ist die Nachhaltigkeit von Dividenden. In schwierigen Marktphasen mag ein Unternehmen hohe Dividenden zahlen, um Investoren zu beruhigen und Vertrauen aufzubauen. Doch wenn diese Zahlungen auf Kosten von notwendigen Investitionen oder der finanziellen Stabilität des Unternehmens gehen, könnte dies langfristig kontraproduktiv sein und die Wettbewerbs- beziehungsweise Anpassungsfähigkeit eines Unternehmens schwächen.
Kursgewinne
Die Anziehungskraft von potenziellen oder auch tatsächlichen Kursgewinnen ist immens und sicherlich ein Hauptanreiz für viele Anleger, in Aktien zu investieren. Wie die Analysen des amerikanischen S&P 500 und des europäischen Euro Stoxx 50 zeigen, sollten sie ihr Augenmerk auf zwei Aspekte legen: Zum einen liefern Dividenden einen entscheidenden Beitrag zur Gesamtaktienrendite, zum anderen war die Dividendenrendite in Europa historisch gesehen höher als in den USA.
Dividenden leisten hohen Performance-Beitrag

Kursgewinne, also der reine Preisanstieg einer Aktie ohne Berücksichtigung anderer Einkommensquellen wie Dividenden, unterliegen vielfältigen Einflussfaktoren. Zu den unternehmensspezifischen Faktoren zählen beispielsweise Finanzergebnisse, Produktinnovationen und Managemententscheidungen. Ebenfalls dazu gehören branchenspezifische Trends. Technologische Fortschritte führen selbst innerhalb von Sektoren zu Gewinnern und Verlierern bei Einzelaktien.
Makroökonomische Faktoren spielen perspektivisch vor allem mittel- bis langfristig eine bedeutende Rolle. Zinssätze, Inflation, Arbeitsmarktdaten und geopolitische Ereignisse können die allgemeine Marktstimmung und damit die Aktienkurse beeinflussen. Ein stabiles Wirtschaftsumfeld fördert das Vertrauen der Investoren. Unsicherheit führt hingegen zu Schwankungen, oft begleitet von Verkäufen und Kursrückgängen.
Während Dividenden also regelmäßige und vermeintlich vorhersehbare Einnahmen erwirtschaften können, durchlaufen die Kurse abhängig von den oben genannten Faktoren erhebliche Höhen und Tiefen.
Aktienrückkäufe
Aktienrückkäufe sind eine Komponente der Aktienrendite, die einer näheren Betrachtung bedarf. Wie sich die unten aufgeführten qualitativen Faktoren auf die Attraktivität eines Unternehmens auswirken, ist nicht immer eindeutig beziehungsweise augenblicklich einzuordnen. Inwiefern Aktienrückkäufe zur Aktienrendite beitragen, ist im Vergleich zu Dividenden oder Kursentwicklungen daher komplexer zu ermitteln.
Als positive Auswirkungen von Aktienrückkäufen auf die Rendite werden häufig genannt:
- Erhöhung des Gewinns pro Aktie: Durch die Verringerung der Anzahl der im Umlauf befindlichen Aktien steigt – bei gleichbleibendem Gewinn – der Gewinn pro Aktie, was den Aktienkurs wiederum positiv beeinflussen kann.
- Signalisierung von Unterbewertung: Ein Rückkauf kann als Zeichen des Managements gewertet werden, dass die Aktie aktuell unter ihrem wahren Wert gehandelt wird.
- Optimierung der Kapitalstruktur: Unternehmen können überschüssiges Kapital verwenden, um Aktien zurückzukaufen. Das gilt insbesondere, wenn sie keine attraktiven Investitionsmöglichkeiten sehen. Im Vergleich zu Dividenden kann dies auch steuerliche Vorteile für Aktionäre mit sich bringen.
- Erhöhung der Eigenkapitalrendite: Mit weniger ausstehendem Eigenkapital kann die Eigenkapitalrendite steigen, was das Unternehmen attraktiver für Investoren machen kann.
- Unternehmensstrategie: Neben der Abwehr von Übernahmen (weniger Aktien im Umlauf) und der Übernahme andere Unternehmen (beispielsweise durch Aktientausch) kann das Image gepflegt werden – indem beispielsweise zurückgekaufte Aktien zu Vorzugspreisen an Mitarbeiter abgegeben werden.
Eine Berechnung der Aktienrückkaufrenditen im Zusammenspiel mit Dividendenrenditen für den US-amerikanischen S&P 500 sowie dem europäischen Euro Stoxx 50 zeigt die Bedeutung der Aktienrendite.
Wie Aktienrückkäufe zur Rendite beitragen

Trotzdem müssen Aktienrückkäufe auch kritisch betrachtet werden. Denn nicht selten versuchen Unternehmen, damit kurzfristig ihre Finanzmetriken zu optimieren. Werden Rückkäufe durch Liquidität oder Kredite finanziert, kann die finanzielle Flexibilität sinken. Unternehmen schränken ihre Fähigkeit ein, unvorhergesehene Herausforderungen zu bewältigen oder in langfristige Projekte beziehungsweise in Forschung und Entwicklung zu investieren.
Wie sind Aktienrückkäufe nun aus Investorensicht zu bewerten? Die kurze Antwort lautet: Der gezahlte Preis ist entscheidend. Die ausführliche Antwort lautet: Der gezahlte Preis ist entscheidend. Ein Aktienrückkauf schafft in der Regel keinen neuen Wert. Es werden lediglich Werte zwischen verkaufenden und verbleibenden Aktionären übertragen. Daher kommt es für uns auf den Preis der Aktie an, ob wir dem Engagement des Unternehmens positiv gegenüberstehen.
Fazit zur Aktienrendite
Grundsätzlich lässt sich die Wirkungsweise von Aktieninvestitionen nicht besser als mit einem Zitat von Mephisto in Goethes Faust II beschreiben:
„Man säe nur, man erntet mit der Zeit.“
Manchmal müssen Anleger aufgrund der Dynamik am Aktienmarkt Tiefs durchschreiten – werden aber bei ausreichend Geduld meist mit Kurserholungen, Dividenden und Aktienrückkäufen belohnt.
Über den Autor
Alexander Pirpamer ist Mitgründer und Geschäftsführer von Blackpoint Asset Management und leitet von München aus den Bereich Portfoliomanagement.