Volkswirt Hans-Jörg Naumer
Darum ist die Aktienrente ein Renditekiller
Aktualisiert am 01.06.2023 - 10:06 Uhr
Hans-Jörg Naumer leitet die Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors. Foto: Allianz Global Investors
Die Aktienrente in ihrer aktuellen Form vernichtet Erträge, ist Hans-Jörg Naumer von Allianz Global Investors überzeugt. Warum das so ist und wie Politiker die Altersvorsorge aufpeppen können, sagt der Volkswirt hier.
Bei einer dauerhaft erhöhten Inflation ist kaum zu erwarten, dass die traumhaft niedrigen Schuldzinsen für den Staat schnell wieder zurückkommen. Die unterstellten 2 Prozent könnten also zu optimistisch sein. Je höher aber die Finanzierungskosten sind, desto niedriger ist der Renditevorteil von Aktien und desto niedriger ist die Differenz der mit 3 Prozent unterstellten Dividendenrendite zum dann geltenden Schuldzins.
Mit anderen Worten: Je höher der Schuldzins steigt, desto mehr entwickelt sich die Aktienrente zum Renditekiller. Im schlechtesten Fall steigt der Schuldzins sogar über die Dividendenrendite. Das Ganze würde dann zu einem Zuschussgeschäft, das nur von der Erwartung lebt,...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Bei einer dauerhaft erhöhten Inflation ist kaum zu erwarten, dass die traumhaft niedrigen Schuldzinsen für den Staat schnell wieder zurückkommen. Die unterstellten 2 Prozent könnten also zu optimistisch sein. Je höher aber die Finanzierungskosten sind, desto niedriger ist der Renditevorteil von Aktien und desto niedriger ist die Differenz der mit 3 Prozent unterstellten Dividendenrendite zum dann geltenden Schuldzins.
Mit anderen Worten: Je höher der Schuldzins steigt, desto mehr entwickelt sich die Aktienrente zum Renditekiller. Im schlechtesten Fall steigt der Schuldzins sogar über die Dividendenrendite. Das Ganze würde dann zu einem Zuschussgeschäft, das nur von der Erwartung lebt, dass es mittel- beziehungsweise langfristig zu Wertzuwächsen bei der Kapitalanlage kommt.
So wird aus der Aktienrente ein Renditeknüller
Die Aktienrente in der geplanten Form beinhaltet tragische Elemente. Der demografischen Kernschmelze bei der gesetzlichen Rente mit Aktieninvestitionen zu begegnen, ist zwar genau richtig, nur eben nicht mit einem Staatsfonds. Und schon gar nicht schuldenfinanziert. Vielmehr spricht alles dafür, es den Bürgern zu ermöglichen, sich direkt an der Ertragskraft der Wirtschaft zu beteiligen. Natürlich gab es schlechte Jahre an den Aktienmärkten – die wird es immer geben. Doch die Zeit heilt viele Wunden.
Hier ein Beispiel vom US-Aktienmarkt. Vom Jahr 1801 bis heute gab es nur zwei Anlageperioden von 30 Jahren, in denen die durchschnittliche Rendite von Staatsanleihen höher war die als von Aktien. In allen anderen Perioden waren Aktien klar vorteilhafter. Die durchschnittliche Aktienrendite lag über den Gesamtzeitraum bei 6,9 Prozent, die Rendite von US-Staatsanleihen bei 3,3 Prozent.
Das ist ein riesiger Unterschied, denn der Zinseszinseffekt schlägt mit voller Wucht zu. Wer einen Urahnen hat, der damals einen US-Dollar investierte, würde bei Aktien heute über einen Gegenwert von mehr als 2,4 Millionen Dollar verfügen. Hätte der Urahne in Staatsanleihen investiert, könnte er heute nur 1.319 Dollar sein Eigen nennen. Das zeigt, welchen Beitrag die Aktienrente nicht nur für die Altersvorsorge, sondern auch für die Vermögensbildung leisten könnte.
Die Aktienrente hat das Zeug, zum Renditeknüller statt zum Renditekiller zu werden – wenn sie nur richtig ausgestaltet wird: Als Förderung der privaten Vermögensbildung, wie es ursprünglich geplant war. Die Devise muss also lauten: Raus aus der gesetzlichen Rentenversicherung, rein in die private Aktienrente.
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