Analyse von HQ Trust Aktienrückkäufe: So profitieren Anleger
Um festzustellen, welchen Anteil Aktienrückkäufe an der Gesamtrendite von Aktien haben, hat Sebastian Dörr von der Anlagegesellschaft HQ Trust den Börsenindex MSCI ACWI in seine Bestandteile zerlegt. Eine besondere Rolle spielt dabei der Anteil neu ausgegebener Anteilsscheine an der Gesamtrendite. Sie sind nämlich die andere Seite der Medaille: Während manche Konzerne Aktien zurückkaufen und damit das Angebot zu verknappen, geben andere Papiere aus. Das führt dann zum sogenannten Verwässerungseffekt.
Seine Ergebnisse zu Nordamerika fasst Dörr so zusammen:
„Zwischen dem 1. Januar 2013 und dem 31. Dezember 2022 legten Aktien aus Nordamerika insgesamt um 13,7 Prozent per annum zu. Das entspricht einer Überrendite von 7 bis 10 Prozent gegenüber den restlichen Regionen. Bereinigt man die Rendite um den Effekt von Aktienrückkäufen und Verwässerung, ändert sich daran nichts – ganz im Gegenteil. Nordamerika kann seinen Vorsprung auf die anderen Regionen dann sogar noch ausbauen.“
Über den Anteil von Aktienrückkäufen an der Gesamtperformance sagt Dörr:
1.200% Rendite in 20 Jahren?
„Der Anteil der Aktienrückkäufe dürfte höher sein, als viele Investoren vermuten. Er liegt je nach Region zwischen 19 und 27 Prozent. Obwohl Aktienrückkäufe in Nordamerika am weitesten verbreitet sind, ist der Anteil dieses Effekts an der Gesamtperformance in Europa am höchsten. Europa kommt auf 26,8 und Nordamerika auf 26,0 Prozent. In Schwellenländern und der Pazifikregion fällt der Anteil mit 19,2 beziehungsweise 20,4 Prozent etwas geringer aus.“
Dörr gibt Anlegern für die Aktienanalyse folgende Tipps:
„Anleger sollten keine schnellen Schlüsse ziehen, da die hohen Rückkaufvolumina in den USA zum Teil auf die höhere Marktkapitalisierung dieser Region zurückzuführen sind. Ein realistischeres Bild bekommen sie, wenn sie die Aktienrückkäufe ins Verhältnis zur Marktkapitalisierung setzen. Bei einer marktgewichteten Auswertung waren US-Unternehmen immerhin für rund 43 Prozent aller Rückkäufe verantwortlich, gefolgt von Firmen aus der Pazifikregion mit etwas über 31 Prozent. Europa steht nur für 25 Prozent der Aktienrückkäufe. Ein Grund hierfür ist, dass es für US-Unternehmen teils attraktiver ist, die Gewinne zu verwenden, um eigene Aktien zurückzukaufen, als diese Gewinne in Form einer Dividende auszuschütten – was europäische Unternehmen stärker bevorzugen.“
Laut Dörr sollten Investoren immer auch die Neuausgabe von Aktien berücksichtigen:
„Anders als in Nordamerika war in Europa, den Schwellenländern sowie der Pazifik-Region der Verwässerungseffekt durch die Ausgabe neuer Aktien stärker als der Performance-Effekt durch die Aktienrückkäufe.“